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Fußball: Kreisklasse
Warum der nächste Trainer in der Fußball-Kreisklasse aufgibt
Reichenbergs Trainer Gerald Spahmann erklärt seinen Rücktritt. Fußball-Vorstand Norman Jacob versteht dessen Gründe und spricht ein Problem an, unter dem viele Klubs leiden.
Sieben Jahre ist es her: Gerald Spahmann (links) vom TSV Reichenberg verteidigt gegen Sebastian Aulenbach vom TSV Neuhütten-Wiesthal. Beide Mannschaften trafen 2014 in der Relegation um einen freien Platz in der Bezirksliga gegeneinander an (Archivfoto).
Foto: Yvonne Vogeltanz | Sieben Jahre ist es her: Gerald Spahmann (links) vom TSV Reichenberg verteidigt gegen Sebastian Aulenbach vom TSV Neuhütten-Wiesthal.
Florian Geiger
 |  aktualisiert: 11.02.2024 20:50 Uhr

Vor gut zwei Wochen hörte Gökhan Yilmaz als Trainer des Fußball-Kreisklassisten SC Lindleinsmühle auf. Nun folgte ihm Gerald Spahmann beim Ligakonkurrenten TSV Reichenberg. Beide erklärten, dass ihre Entscheidung, ihre Mannschaften nicht mehr länger zu trainieren, aber gar nicht von deren tiefer Platzierung in der Tabelle abhänge: Lindleinsmühle ist Vorletzter, Reichenberg Drittletzter.

Eine weitere Gemeinsamkeit: Yilmaz und Spahmann verbindet eine lange und innige Beziehung mit ihren Vereinen. Und noch eine: Beide vermissten eine passende Einstellung bei den Spielern.

Reichenbergs Fußball-Vorstand Norman Jacob kennt sogar noch eine: "Mit den beiden habe ich beim TSV Reichenberg zusammen in einer Mannschaft gespielt. Zu Gökhan pflege ich seitdem ein freundschaftliches Verhältnis und wir haben uns nach seinem Rücktritt auch intensiv ausgetauscht." Jacob schaut auch mal über den Tellerrand hinaus, ist mit seinem Pendant Andreas Krüger aber natürlich verantwortlich für die Lage der Fußballer beim TSV Reichenberg.

Nach zwei Siegen vergeblich auf die Wende zum Besseren gehofft

Gerald Spahmanns Bitte, ihn mit dem Beginn der Winterpause vom Traineramt freizustellen, habe Jacob, hauptberuflich als Rechtsanwalt tätig, verwundert, wenngleich er dessen Gründe auch nicht völlig von der Hand weisen könne: "Es knirscht bei vielen Vereinen, und die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung noch verschärft." In Reichenberg habe sich das vor allem "durch einen gewissen Spielermangel" gezeigt, "viele Verletzte" hätten die Situation befeuert.

Ähnliches habe er auch bei anderen Klubs beobachtet: "Der Amateurfußball leidet an einem grundsätzlichen Problem", stellt Jacob fest. Der Rückzug seines Trainers zum jetzigen Zeitpunkt überraschte das Vorstandsmitglied trotz aller Missstände: "Vor einigen Wochen haben wir gegen den Tabellenzweiten TSV Grombühl gewonnen und eine Woche darauf unseren direkten Konkurrenten SV Geroldshausen trotz eines 0:2-Rückstands geschlagen." In Reichenberg hätten Verantwortliche und Spieler auf die Trendwende gehofft.

"Der Amateurfußball leidet an einem grundsätzlichen Problem."
Norman Jacob, Fußball-Vorstand beim Kreisklassisten TSV Reichenberg

Die Hoffnung auf einen Umschwung verpuffte allerdings in den letzten vier Partien vor der Winterpause: Null Punkte und 2:18 Tore sprechen eine deutliche Sprache. Unter anderem verloren die Reichenberger gegen Lindleinsmühle. Davon machte Spahmann seinen Rücktritt allerdings nicht abhängig: "Wir stehen noch über dem Strich und wegen einer schlechten Punktausbeute würde ich nicht vorzeitig die Segel streichen."

Vielmehr habe ihn die Entwicklung seit September enttäuscht: "Die Einstellung vieler Spieler ließ zu wünschen übrig. In den vergangenen Wochen fanden nur drei Trainingseinheiten statt. Zusätzlich hätte ich mir vom Klub mehr Unterstützung erwartet", erklärt der 38-Jährige.

Verein muss seine Jahresversammlung wegen Corona verschieben

Doch der befindet sich momentan im Schwebezustand. Wegen der steigenden Infektionszahlen hat der TSV Reichenberg seine für diesen Freitag vorgesehene Jahresversammlung seiner Mitglieder auf unbestimmte Zeit verschoben. Damit sind die zwei Sportvorstände Jacob und Krüger also weiterhin im Amt. Ihrer Aufgabe, Spahmanns Nachfolger zu finden, kamen sie freilich nach. Laut Jacob übernimmt der bisherige Co-Trainer Gregor Schmidt diese Aufgabe. Spieler und Trainer in Personalunion sei dabei eine "logische Lösung". Gespräche über Details stünden ob der Kürze der Zeit aber noch aus.

Wie Yilmaz möchte auch Spahmann seine Trainerlaufbahn weiterhin verfolgen. Er befindet sich derzeit auf dem Weg zur Trainer-B-Lizenz. Das erworbene Wissen möchte der Familienvater unbedingt wieder an eine Mannschaft weitergeben: "Ich bin in alle Richtungen offen. Jugend oder Erwachsene sowie der Zeitpunkt spielen keine Rolle." Für ihn stehe der Spaß am Fußball im Vordergrund, "aber mit der notwendigen Motivation und Einstellung" aller Beteiligten.

 
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