Gerald Spahmann hat seine Passion gefunden: „Ich hätte nie gedacht, dass mir das so viel Spaß machen würde“, sagt der 36-Jährige über seine Aufgabe als Trainer des TSV Reichenberg in der Kreisklasse 1 Würzburg und ergänzt: „In meiner Rolle gehe ich total auf.“ Dabei hatte Spahmann, als ihm der Job das erste Mal angeboten wurde, noch abgelehnt. Im Sommer 2018 war das Amt nach dem Wechsel von Sven Krönlein zum Kreisklassisten SV Bergtheim vakant geworden. „Es wurde jemand gesucht, der den Verein und die Mannschaft schon kennt. Deswegen traten die Sportlichen Leiter Andreas Krüger und Norman Jacob an mich heran und fragten mich, ob ich mir vorstellen könnte, zu übernehmen“, berichtet Spahmann, der zuvor bereits lange als Spieler beim TSV aktiv gewesen war. Grundsätzlich konnte er sich ein Engagement bereits damals schon vorstellen, aber „ich wollte erst mal etwas Abstand gewinnen und Zeit für meine Familie haben“, begründet der Familienvater.
Erst mal spielender Co-Trainer
Gut ein Jahr später steht Spahmann doch an der Seitenlinie beim TSV Reichenberg. Dirk Pschiebl, der interimsmäßig auf Krönlein gefolgt war, wechselte nach zwei Monaten planmäßig als Scout zum FSV Mainz 05; sein Nachfolger Ralf Beck suchte nach einem spielenden Co-Trainer als Unterstützung. „Da habe ich dann gesagt: Gut, das mache ich“, erzählt Spahmann. „Damit wollte ich meinem Heimatverein auch etwas zurückgeben.“
Und der 36-Jährige fand Gefallen an seiner Aufgabe. So sehr sogar, dass für ihn am Ende der Saison 2018/19, als der Vertrag von Beck auslief, feststand: „Ich würde gerne weitermachen als Trainer, gerne auch hauptverantwortlich.“ Und so übernahm Spahmann dann in diesem Sommer, quasi mit einem Jahr Verspätung, doch offiziell als Coach beim TSV Reichenberg. Zur Seite steht ihm mit dem von der TSG Sommerhausen gekommenen Gregor Schmidt nun seinerseits ein spielender Co-Trainer.
Die A-Jugend fehlt als Quelle für Zugänge
Das Duo übernahm keine leichte Aufgabe. 23 Jahre lang eine etablierte Größe in der Kreisliga, schloss der Verein die vergangene Saison als Vorletzter auf Rang 15 ab und musste damit nach über zwei Dekaden den Gang in die Kreisklasse antreten. Für Ex-Trainer Krönlein, dem der Verein weiterhin am Herzen liegt, eine Entwicklung, die langfristig nicht überraschend kam: „Dadurch, dass Reichenberg keine A-Jugend hat, kam in den letzten Jahren auch nicht mehr so viel aus der Jugend nach.“ Das Fehlen einer Jugendmannschaft als Quelle von Neuzugängen stellte auch Spahmann vor dieser Saison vor Herausforderungen: „Ich musste alle Hebel in Bewegung setzen, um neue Spieler zu rekrutieren. Da muss man Zeit reinstecken, überall rumfragen. Viel läuft da auch über meine Spieler, die ihre Freunde überzeugen, zu uns zu kommen.“
Eine Problematik, die Krönlein aus seiner Zeit beim TSV nicht unbekannt ist. „Speziell, wenn es sich um den Heimatverein handelt, ist es noch mal mehr Aufwand, den man sich macht“, sagt der gebürtige Reichenberger, der diesen zusätzlichen Aufwand als einen Grund nennt, warum er nach Bergtheim gewechselt ist. Auch wenn die Reichenberger Anstrengungen in diesem Sommer durchaus von Erfolg gekrönt waren - am Ende kamen fünf Neuzugänge zum TSV -, so weiß auch Spahmann, dass dieses Konzept nicht unbedingt nachhaltig ist. „Langfristig muss man wahrscheinlich auch über eine Spielgemeinschaft nachdenken.“
Lob vom Ex-Trainer
Am Jahresende steht Reichenberg in der Kreisklasse nach 14 Spielen mit 18 Punkten auf Rang neun. „Nach einem guten Start in die Saison hatten wir zuletzt eine Schwächephase. Da hatten sich viele im Verein mehr erhofft“, gibt Spahmann zu. Am Sonntag stand eigentlich das Nachholspiel gegen den SV Bergtheim und damit das Wiedersehen mit Ex-Coach Krönlein an (wetterungsbedingt ausgefallen, wird im April nachgeholt), unter dem Spahmann noch aktiv gewesen war. „Er war schon als Spieler taktisch clever und wissbegierig, hat viele Fragen gestellt“, lobt Krönlein seinen Nach-Nachfolger. Und ist überzeugt: „Unter Gerald ist Reichenberg in guten Händen.“