
Das Kapitel ist geschlossen. Was am 1. August 2015 mit einem 1:1 gegen Dynamo Dresden begonnen hatte, ist an diesem Sonntag mit einer 1:2-Niederlage gegen den Halleschen FC zu Ende gegangen. Es war die letzte Aufführung des bundesweiten Profifußballs am Dallenberg.
Die bereits seit mehr als einer Woche als Absteiger feststehenden Würzburger Kickers sind zurück in der Regionalliga Bayern. Jener Spielklasse, in der sie 2012 Gründungsmitglied waren. Die Mitglieder jener Mannschaft, die vor zehn Jahren als Landesliga-Meister überraschend die Qualifikation für Liga vier geschafft hatte, waren für das letzten Saison-Heimspiel eingeladen. Dass mit Halle auch noch jener Gegner auf der anderen Seite stand, bei dessen bis dahin letztem Gastspiel die Kickers 2020 mit einem 2:2-Remis in letzter Sekunde den Aufstieg in die 2. Bundesliga klar gemacht hatten, passte ebenso ins Bild, wie die Tatsache, dass der damalige Kickers-Trainer Michael Schiele am Sonntag mit seinem neuen Klub den Sprung ins Bundesliga-Unterhaus schaffte. Es war, als hielte man den Kickers noch einmal klar und deutlich vor Augen, was sie in den letzten beiden Jahren so alles verbockt hatten. Es folgt noch ein letzter Tanz: am nächsten Samstag, auswärts beim FSV Zwickau.

Warum es nun runter geht, das war auch am Sonntag noch einmal eindeutig zu sehen: Die Kickers nutzten vorne selbst beste Chancen nicht, agierten im und am eigenen Strafraum in den letztlich entscheidenden Szenen nachlässig. Der Abstieg ist, da gibt es keine Frage, verdient. Doch wie geht es nun weiter am Dallenberg?
Es ist weiterhin vieles im Unklaren. Dabei bleibt nur wenig Zeit für den anstehenden Total-Umbruch. Bereits am 7. Juni will der neue Trainer Marco Wildersinn die Vorbereitung aufnehmen. In der letzten Juni-Woche soll es ins Trainingslager nach Amberg in der Oberpfalz gehen, um dann beim Saisonstart Mitte Juli auch fit zu sein. Bislang aber sind erst vier Akteure bestätigt, die für die kommende Saison einen Vertrag besitzen: Winter-Neuzugang Peter Kurzweg, der vom FC Schweinfurt 05 verpflichtete Thomas Haas, der zuletzt zum österreichischen Erstligisten FC Flyeralarm Admira verliehene und dort nur viermal in der zweiten Mannschaft eingesetzte Taha Aksu sowie der 18-Jährige Samuel Röthlein, der aus der eigenen U-19-Mannschaft kommt. Nicht gerade üppig.
Trotzdem spricht der neue Sportvorstand Jürgen Kost in diesen Tagen oft von Zuversicht, wenn er über die neue Kader-Zusammenstellung spricht. Gerüchte gibt es einige. Das über Martin Thomann, der den FC Schweinfurt 05 verlassen wird, hält sich schon länger hartnäckig. Mittelfeldspieler Edvardas Lucenka kam in der vergangenen Regionalliga-Saison bei Lok Leipzig zwar kaum zum Einsatz, wusste aber bei einem Probetraining in der vergangenen Woche mit viel Übersicht und einer feinen Ballbehandlung durchaus zu gefallen.
Überhaupt hatte Kickers-Sportdirektor Sebastian Neumann die Regionalliga Nordost als eines der bevorzugten Jagdreviere auf der Suche nach Neuzugängen bezeichnet. Da passt es ins Bild, dass zuletzt auch zwei Akteure vom FC Carl Zeiss Jena mit den Kickers in Verbindung gebracht wurden. Die Thüringer haben für die kommende Saison einen Sparkurs angekündigt. Laut MDR ist Angreifer Fabian Eisele ein Kandidat bei den Kickers, an ihm soll aber auch Energie Cottbus Interesse haben. Eine solche Verpflichtung wäre freilich auch eine Budget-Frage und selbst das ist derzeit noch nicht geklärt. Die "Bild" berichtet indes über ein Würzburger Interesse an Jenas Torhüter Lukas Sedlak.
Fest steht indes, dass das Trainerteam komplett neu sein wird. Co-Trainer Philipp Eckart und Torwarttrainer Marco Langner wurde bereits mitgeteilt, dass nicht mehr mit ihnen geplant wird. Auch Athletik-Coach Philipp Kunz wird nicht mehr ständiges Mitglied des Trainerstabs sein. Offiziell verabschiedet wurde am Sonntag auf dem Dallenberg aber niemand. Auch ein Indiz dafür, wie die Atmosphäre derzeit ist. Bei der Frage, wer nun an der Seite von Neu-Trainer Wildersinn arbeiten wird, stehe man nicht unter Zeitdruck, so Kost.