Günther Jackl ist zwiegespalten. Der unterfränkische Bezirksvorsitzende des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) aus Steinbach (Landkreis Haßberge) steht vor einer schwierigen Entscheidung. Sein Verband will die Beträge seiner Mitgliedsvereine im Januar erhöhen, erklärte der Verbandsfunktionär auf Anfrage. Jackl, selbst Vorsitzender der Sportfreunde Steinbach, weiß, dass die Vereine in diesem Jahr jeden Euro mehrfach umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben. Er weiß aber auch, dass der Verband die Mehreinnahmen dringend benötigt. Ende kommender Woche steht die Beitragserhöhung auf der Tagesordnung im Verbandsbeirat. Jackl ist auch hier Mitglied im Vorstand.
In dieser Woche saß Jackl, seit zwei Jahren Träger der Ehrenmedaille für besondere Verdienste um den Sport in Bayern, online mit dem Bezirksvorstand und den Kreisvorsitzenden zusammen, um die geplante Beitragserhöhung zu diskutieren. Wie Jackl selbst war auch das Gremium gespalten. "Teils, teils" antwortete der Bezirksvorsitzende auf die Frage, ob seine unterfränkischen Mitstreiter für oder gegen die Erhöhung votierten. "Die Palette reicht von strikter Ablehnung bis zur Einsicht, dass die Erhöhung nötig ist", so Jackl. Auch ihm ist bewusst, dass der BLSV die Gelder dringend benötigt, weil große Investitionen anstehen. "Das Sportcamp Nordbayern in Bischofsgrün im Fichtelgebirge, die Digitalisierung im Haus des Sports und auch die Renovierung der Sportschule in Haching verschlingen natürlich viel Geld", sieht Jackl einerseits schon den Bedarf. Andererseits vermisst er eventuelle Einsparungen bei diesen und anderen Projekten.
Und: "Der Verband hat die Beiträge 20 Jahre lang nicht angetastet. Erst im Januar dieses Jahres kam dann eine Erhöhung um fünf Prozent und nun wird eine erneute Erhöhung um weitere fünf Prozent diskutiert. Das ist in meinen Augen ein schlechtes Zeichen – gerade in diesem Jahr", hält Jackl das Vorgehen für zumindest "ungeschickt". Dieses "scheibchenweise Vorgehen" verursache ihm Bauchschmerzen, "damit tue ich mich schwer". Auch wenn es letztlich nur ein relativ geringer Betrag sei, "die Vereine haben heuer so gut wie keine Einnahmen. Jede Beitragserhöhung tut deshalb richtig weh."
Großer Mitgliederschwund bei den Klubs
Doch auch der Verband hat große finanzielle Sorgen, so Jackl. Allein in diesem Jahr hätten rund 100 000 Mitglieder den Vereinen den Rücken gekehrt. "Und je länger die Corona-Pandemie andauert, umso mehr Mitglieder werden den Vereinen wegbrechen", befürchtet der Steinbacher, dass die Zahl der Austritte schon im Januar, wenn die Vereine neue Mitgliederzahlen an den Verband melden, massiv ansteigen wird. "Viele Vereine profitieren auch von Neubürgern, die an ihrem neuen Wohnort Sport treiben wollen und sich deshalb den örtlichen Vereinen anschließen. Wenn sie aber ihren Sport nicht ausüben können, treten sie wieder aus", sieht Jackl noch größere Probleme auf die Vereine und den Verband zukommen.
Und genau deshalb ist er auch hin- und hergerissen zwischen Zustimmung und Ablehnung der Beitragserhöhung. "Die Finanzlage des Verbandes macht eine Erhöhung eigentlich nötig, aber auch die Vereine brauchen jeden Euro", hat sich Jackl noch nicht entschieden, ob er dem geplanten Griff in die leeren Vereinskassen Ende November zustimmen wird.
Der unterfränkische Bezirksverband hat auch deshalb am Dienstag einen Antrag ans BLSV-Präsidium gestellt. Inhalt: Der BLSV soll die bayerische Staatsregierung auffordern, die Beiträge der Vereine komplett zu übernehmen. "So würden sämtliche Vereine von einer staatlichen Hilfe profitieren", hofft Jackl auf Zustimmung seiner Funktionärskollegen. Die Beiträge würden sich laut Jackl auf etwa 15 Millionen Euro belaufen, eine Summe, die in etwa auch der Vereinspauschale entspricht. Diese, vom bayerischen Staat gewährte und auch aufgestockte, Vereinspauschale komme nämlich nicht bei allen Vereinen an, da vor allem kleine Klubs nicht alle nötigen Kriterien erfüllten, um diese Gelder zu erhalten. Mit einer Beitragsübernahme durch der Politik sei so letztlich allen geholfen, begründet Jackl die unterfränkische Initiative.