Im Augenblick ist Heiko Karrer ein Handball-Trainer ohne Mannschaft. Nach dem Rückzug seiner TG Heidingsfeld aus der Bayernliga in der vergangenen Woche hatte er darauf hingewiesen, dass er weiter einen gültigen Vertrag mit der TGH besitze und er durchaus offen für andere Tätigkeiten beim Würzburger Stadtteilverein sei. "Am Donnerstag wird es ein Gespräch geben, wie es weitergeht", erklärt der 53-fache Nationalspieler, der in Heidingsfeld seit Dezember 2017 unter Vertrag steht.
Wie es ab Sommer für den 48-jährigen Großwallstädter sportlich weitergeht, steht indes schon fest: Karrer übernimmt ab der kommenden Saison den TV Kirchzell, der derzeit Vorletzter in der Dritten Liga, Gruppe Mitte, ist. "Das ist unabhängig davon, in welcher Liga Kirchzell in der neuen Saison spielt", so Karrer. Bei den Odenwäldern aus dem Landkreis Miltenberg hört Coach Andreas Kunz zum Rundenende aus beruflichen Gründen auf.
Mit jungen Spielern und kleinem Budget
Zuletzt hatte Karrer nach den ganzen Turbulenzen rund um die Abmeldung der Heidingsfelder Bayernliga-Mannschaft den Wunsch geäußert, bei einem möglichen neuen Verein wieder ruhiger arbeiten zu können. "Nach allem, was ich weiß, wird das in Kirchzell möglich sein. Das ist ein Verein, der mit jungen Spielern und kleinem Budget arbeitet", charakterisiert er den TVK, der auch schon in der zweiten Bundesliga gespielt hat. In dieser Zeit wurde das Team von Gottfried Kunz trainiert, der mit seiner zwei Jahrzehnte währenden Tätigkeit bis 2015 quasi das Symbol der Odenwälder Bodenständigkeit ist und der als professioneller Tannenzapfenpflücker einen durchaus ungewöhnlichen Beruf besitzt.
Auf jeden Fall ist Heiko Karrers Anfahrt zum Training ab Sommer bedeutend kürzer: Sind es von seinem Wohnort Großwallstadt 99 Kilometer nach Heidingsfeld, ist die Wegstrecke nach Kirchzell lediglich 37 Kilometer lang.
Derweil muss sich Heiko Karrers Noch-Verein TG Heidingsfeld auf einige Nachwirkungen der Mannschaftsabmeldung einstellen. "Es wird eine Verbandsstrafe geben, die Höhe spricht der Spielleiter aus", erklärt Ingrid Schuhbauer, stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Handballverbandes (BHV) mit dem Aufgabenbereich "Spielbetrieb".
Dazu könnten andere Bayernligisten auf zivilrechtlichem Weg noch Ansprüche gegen die TGH geltende machen, so Schuhbauer. Das betrifft den VfL Günzburg, den TuS Fürstenfeldbruck II, den TV Erlangen-Bruck, die DJK Waldbüttelbrunn, HT München und die TG Landshut, die in dieser Runde noch zu Hause gegen Heidingsfeld hätten antreten sollen. "Dabei geht es nicht nur um entgangene Zuschauereinnahmen", so Ingrid Schuhbauer. Auch Gelder für Bewirtung oder geringere Sponsorenzuwendungen auf Grund eines nicht ausgetragenen Heimspiels könnten geltend gemacht werden. Allerdings, so macht die stellvertretende BHV-Vorsitzende klar, treibt der Verband diese Gelder nicht selbst ein. Darum müssten sich die betroffenen Vereine selbst kümmern.