Sebastian Neumann wirkte entspannt im Schatten der wuchtigen Haupttribüne im Wacker-Stadion von Burghausen. "Wir sind für alle Eventualitäten vorbereitet", sagte der Sportdirektor der Würzburger Kickers nach dem 2:0-Sieg der Rothosen. Will heißen, sollten die Kickers doch noch um den Aufstieg in die 3. Liga spielen dürfen, weil Spitzenreiter SpVgg Unterhaching einen Rückzieher macht, Neumann wüsste schon, was für ein Team er im Falle des direkten Wiederaufstiegs zusammenstellen würde.
Wahrscheinlicher ist freilich, dass die Kickers auch in der nächsten Saison in der Regionalliga Bayern kicken. 18 Spieler haben auch dann, so Neumann, einen laufenden Vertrag. Darunter Leistungsträger wie Ivan Franjic oder Daniel Hägele und auch der bis Saisonende verletzte Torhüter Marc Richter. Ob er Spieler ziehen lassen muss, um die Gehaltskosten im zweiten Jahr nach dem Abstieg zu drücken und wer das sein könnte? Der Kickers-Sportdirektor hält sich bedeckt. Er werde dem Kader den Schliff geben, wenn sein Budget endgültig feststeht. "Wir werden in jedem Fall eine gute Mannschaft haben", ist er überzeugt.
Die Stimmung bei den Kickers hat sich nach drei Siegen in Serie merklich insgesamt aufgehellt. "Das Glücksgefühl und das Selbstvertrauen summieren sich", sagte Trainer Marco Wildersinn nach dem Erfolg in Burghausen. Einem Sieg, den sich die Gäste mehr mit kühler Souveränität denn mit rauschhafter Spielfreude verdienten. Der aber gerade deswegen als Beispiel dafür dient, was sich in den letzten Wochen bei den Kickers verändert hat.
Es waren Kleinigkeiten gewesen, die den Tabellenzweiten seit dem Neustart nach der Winterpause ein Stück weit aus der Bahn geworfen hatten. Es fehlte die Effizienz vor dem gegnerischen Tor und ab und an auch die Konzentration in der Defensive. Am Samstag nutzten die Kickers bei den Toren von Benjika Caciel und Saliou Sané nicht nur ihre Chancen eiskalt, sie ließen den Gastgeber selbst auch kaum einmal eine Gelegenheit. "Das war souverän", fand nicht nur Wildersinn.
"Daniel Hägele tut uns gut. Auch wenn er nicht das Fitness-Level der Vorrunde erreicht hat", nennt er einen Grund für die wiedergewonnene Abwehrstärke. Der Routinier hatte beim Neustart nach der Winterpause mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel aussetzen müssen. Dass Torhüter Vincent Friedsam bei seinem zweiten Einsatz nach dem ausgeheilten Kahnbeinbruch wieder den Kasten sauber hielt, war auch kein Zufall. Der 21-Jährige strahlt viel Ruhe aus. Das färbt ab auf die Mitspieler.
Am Ende freilich, so Wildersinn, sei eigentlich alles auf dem Fußballplatz "harte Arbeit". Zur Zufriedenheit dürfe es jetzt auch keinen Grund geben, denn noch seien die Kickers nicht am Ende ihres Weges. "Wir dürfen uns nie zu sicher sein. Auch nicht nach drei Siegen am Stück", so Wildersinn. Das sei auch eine Lehre aus der bisherigen Rückrunde, in der es eben bis jetzt gedauert hatte, bis die Kickers mal wieder eine richtige Serie starten konnten. Die soll nun weiter gehen. Vier weitere Siege aus den vier verbleibenden Spielen - das ist die eindeutige Zielvorgabe.