51 Gegentore haben die Würzburger Kickers in dieser Saison in der Zweiten Fußball-Bundesliga kassiert. Mehr als alle Kontrahenten. Es überrascht nicht, dass dies ein Hauptgrund dafür ist, dass die Rothosen festhängen am Tabellenende. Denn in 24 Partien schafften es die Kickers nur einmal, ohne Gegentor zu bleiben: beim 0:0 gegen Mitaufsteiger Eintracht Braunschweig, als sie nach Feldverweisen für die Niedersachsen am Ende zwei Akteure mehr auf dem Platz hatten. Ansonsten kassierten die Kickers immer mindestens einen Treffer.
Dabei ist Torhüter Hendrik Bonmann kaum ein Vorwurf zu machen. Mit exakt 3,0 abgewehrten Bällen pro Spiel liegt er in dieser Rangliste auf Platz neun aller Zweitliga-Keeper. Sein Vorgänger im Kickers-Kasten, Fabian Giefer, liegt in dieser Statistik allerdings mit 2,11 abgewehrten Bällen pro Einsatz auf dem 22. und letzten Rang. Geht es um die Anzahl der Gegentreffer, steht Giefer mit 2,34 pro Spiel an der Spitze der Zweitliga-Keeper. Bonmann hat mit 1,66 die fünftmeisten Tore pro Einsatz kassiert.
Warum schaffen es die Kickers nicht, ihren Kasten sauber zu halten? Und wie kassieren die Rothosen ihre Gegentore? Wir haben vor dem Auswärtsspiel bei Hannover 96 am Sonntag (13.30 Uhr) genau hingeschaut.
Ruhende Bälle sind nicht das Problem
Das Kickers-Training am Donnerstagnachmittag war nicht wirklich abwechslungsreich. "Heute machen wir nur Standards", erklärte Trares da fast schon entschuldigend dem kleinen Grüppchen an Pressevertretern in Randersacker. Dass diese Einheiten fruchten, wird auf dem Papier deutlich. 51 Gegentore sind eine ganze Menge, ruhende Bälle waren jedoch selten der Ursprung. Fünf Gegentore kassierten die Rothosen nach einem Eckball, gar nur zwei nach einem Freistoß. Elfmeter bekamen die Kickers zwei gegen sich gepfiffen - macht neun von 51, ein fast schon zu vernachlässigender Anteil. Ebenso außen vor bleibt bei der Analyse natürlich das Eigentor, dass Christian Strohdieck im Spiel gegen Heidenheim erzielt hatte.
Die Anzahl an Gegentoren per Kopf ist ebenfalls nicht außergewöhnlich hoch. Zwölf Mal war ein verlorener Luftzweikampf die direkte Ursache für einen Gegentreffer - entweder nach einem Eckstoß oder einem Flankenball. Den Löwenanteil der Tore gegen sich kassiert die Mannschaft schlicht und ergreifend aus dem Spiel heraus, klassisch mit dem Fuß erzielt. Auffallend dabei ist, dass die meisten Treffer über die linke Angriffsseite des Gegners entstehen - also die rechte Abwehrseite der Kickers, derzeit der Arbeitsplatz von Rolf Feltscher. 18 Mal kamen die gegnerischen Angreifer über diese Seite. Elf Mal nahm das Unheil über rechts, zwölf Mal durch die Mitte seinen Lauf.
In diesem Zusammenhang ist ein weiterer Wert nicht außer Acht zu lassen: Was die abgewehrten Torschüsse angeht, stehen die Kickers in der Statistik im vorderen Mittelfeld. 23,9 Prozent aller Torschüsse auf das Kickers-Tor werden gehalten, ligaweit bedeutet das Rang neun. Das wiederum lässt den Schluss zu, dass es die schiere Anzahl gegnerischer Torschüsse ist, die den Rothosen immer wieder Punkte kostet.
Kein Team steht in den ersten 15 Minuten stabiler als die Kickers
Es gibt nicht viele Bereiche, in denen die Würzburger in dieser Saison zu den Besten der Liga gehören. Jedoch gibt es keine Mannschaft in dieser Zweiten Liga, die in der Anfangsviertelstunde stabiler stand. Nur ein Gegentor mussten die Kickers in den ersten 15 Minuten hinnehmen - das gelang sonst nur dem SV Sandhausen und dem 1. FC Nürnberg. Am anfälligsten war in dieser Phase Eintracht Braunschweig mit zehn Gegentoren. Überhaupt laufen die ersten 45 Minuten aus Sicht der Kickers meist ganz gut: Nur 17 der 51 Gegentore fielen vor dem Seitenwechsel.
Im Umkehrschluss bedeutet das ein miserables Zeugnis für die zweite Hälfte. Und dort ist ein Muster zu erkennen: Vor allem in der Schlussviertelstunde muss das Trares-Team die Bälle aus dem eigenen Tornetz fischen. 18 Tore fielen gegen die Kickers ab der 76. Minute oder später, sechs davon sogar in der Nachspielzeit - trauriger Bestwert in beiden Kategorien. Knapp dahinter reiht sich der 1. FC Nürnberg ein, der 14 Gegentore in den letzten 15 Minuten hinnehmen musste, fünf davon in der Nachspielzeit. Am anderen Ende der SC Paderborn, der in dieser Phase nur drei Treffer kassierte.