Am 21. August beginnt in Nordrhein-Westfalen das neue Schuljahr. Ein Datum, das Claus Reitmaier genau im Kopf hat, denn dann soll sein kleiner Sohn eingeschult werden. Nur ist der Junge, der in diesem September sechs Jahre alt wird, verschwunden - seit eineinhalb Jahren schon. Genau wie Reitmaiers achtjährige Tochter.
Eineinhalb Jahre schon sucht der gebürtige Würzburger, der als Bundesliga-Torwart vor allem in Karlsruhe und Wolfsburg auf sich aufmerksam machte und der heute in Mönchengladbach lebt, nach seinen beiden Kindern. "Ich habe große Hoffnung, dass sie gefunden werden", sagte der 60-Jährige an diesem Freitag in einem Telefonat mit dieser Redaktion. "Es wird mit Hochdruck gefahndet."
Mit einem europaweiten Haftbefehl sucht die Polizei aktuell nach Reitmaiers ehemaliger Partnerin. Zehn Jahre seien sie zusammen gewesen, sagt Reitmaier. Nach der Trennung Ende 2021 habe der Streit ums Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder begonnen: "Es gab mehrere Gerichtsverhandlungen. Mittlerweile haben zehn Richter das Ganze auf dem Tisch gehabt." Alle zehn hätten sich am Ende gegen die Mutter als Sorgeberechtigte entschieden, genau wie der Verfahrensbeistand der Kinder und das Jugendamt.
Die Ex-Partnerin durfte die Kinder dreimal im Monat sehen
Der ehemalige Profi-Fußballer bekam nach eigenen Aussagen im Juli 2022 die Kinder zugesprochen, Anfang 2023 dann das alleinige Sorgerecht: "Ich durfte sie von der Mutter abholen und hier in Mönchengladbach in der Schule beziehungsweise im Kindergarten anmelden", schildert Reitmaier. "Meine Tochter war so glücklich. Jeden Tag hat sie getanzt, wenn wir zur Schule gelaufen sind. Sie hat sich so gefreut."
Seine Ex-Partnerin habe die Kinder laut Gericht dreimal im Monat sehen, aber nur zweimal mit zu sich nach Hause in die Nähe von Hamburg nehmen dürfen. Von einem dieser Besuche seien das Mädchen und der Junge dann im Januar 2023 nicht mehr zurückgekehrt.
"Mir ist erst kürzlich bewusst geworden, dass es ein Freitag der 13. war, als ich meine Kinder zum letzten Mal gesehen habe", sagt Reitmaier. An jenem Freitagabend habe die Mutter sie abgeholt, zurückgebracht habe sie die Geschwister nie. Stattdessen hätte ihn nach eigenen Angaben am Sonntag darauf gegen 21.15 Uhr eine SMS seiner früheren Partnerin erreicht: "Die Kinder bleiben jetzt bei mir. Solange sie bei mir sind, wird es ihnen gut gehen, bis eine vernünftige Entscheidung getroffen wird", habe sie geschrieben. Reitmaier empfindet das als Erpressung.
Die Polizei fahndet seit zwei Wochen nach der ehemaligen Partnerin
Er habe schon damals versucht, an die Öffentlichkeit zu gehen, doch habe zunächst niemand reagiert. Vor zwei Wochen nun habe die Polizei die Fahndung eingeleitet, mit einem Foto der Mutter. So sei der Fernsehsender "RTL" auf das Thema aufmerksam geworden und habe in dieser Woche über den Fall und den europaweiten Haftbefehl berichtet.
"Seit es im Fernsehen war, ist die Nachricht deutschlandweit verbreitet", sagt Reitmaier, der seine ehemalige Partnerin irgendwo in Norddeutschland, bei Hamburg, vermutet. Nach der Ausstrahlung der "RTL"-Sendung sei seine Hoffnung zunächst riesengroß gewesen, seine Kinder bald wieder in die Arme schleißen zu können. Wirklich brauchbare Hinweise gab es bisher aber nicht, sagt der Würzburg.
Reitmaier: "Will 24 Stunden für meine Kinder da sein"
"Es ist unerträglich", sagt Claus Reitmaier, der zuletzt im Nachwuchsleistungszentrum von Fortuna Düsseldorf tätig war, aktuell aber keinen Job mehr annimmt: "Ich will 24 Stunden für meine Kinder da sein und sie auch sofort holen, wenn sie endlich gefunden werden."