
Als es für die Würzburger Kickers das letzte Mal um Punkte in der Dritten Liga ging, sind etwa 80 Tage vergangen. Die Corona-Krise stoppte den Erfolgslauf der Rothosen, die zuletzt in sechs Partien in Folge ungeschlagen geblieben waren. Stand der Dinge nach dem torlosen Remis Anfang März gegen Waldhof Mannheim: Rang zehn. Aussagekraft hat das Tabellenbild jedoch wenig. Drei Zähler fehlen den Kickers auf einem Aufstiegsplatz, zu den Abstiegsrängen sind es aber ebenfalls nur neun.
Es ging lange hin und her in Deutschlands dritthöchster Spielklasse, inzwischen steht fest: Die verbleibenden elf Spieltage sollen vor leeren Rängen ausgetragen werden. Für die Kickers bedeutet das: Am Samstag um 14 Uhr geht es mit einem Gastspiel beim SV Meppen in die Restsaison. Wohin geht die Reise für die Rothosen? Trainer Michael Schiele beantwortete am Donnerstagmorgen in einer Videokonferenz die drängendsten Fragen.
Sind alle Spieler fit und einsatzbereit?
Die Mannschaft befindet sich seit etwa zehn Tagen im Mannschaftstraining und seit vergangenem Sonntag in einem Hotel in Bad Mergentheim in Quarantäne. Schiele kann am Samstag auf einen breiten Kader zurückgreifen, es gäbe lediglich "zwei Sorgenkinder": Luke Hemmerich wird im Emsland noch nicht auflaufen können, bei Saliou Sané "müsse man mal schauen". Die zuletzt angeschlagenen Daniel Hägele, Simon Rhein und Jonas David sind fit.
Wie ist die Stimmung im Hotel?
Zwar sind die Umstände sowohl für die Spieler als auch Trainer und Betreuer außergewöhnlich und anspruchsvoll. Dennoch herrscht laut Schiele ein gutes Klima in seinem Team - trotz Corona. Man habe klar formuliert, dass Spieler etwaige Bedenken ehrlich äußern sollten. "Die Jungs müssen das selbst entscheiden. Aber ich habe nur positives Feedback bekommen, die Trainingseinheiten haben das bestätigt. Da zieht niemand zurück, alle sind voll dabei. Die Jungs sind gut drauf und freuen sich, dass es weiter geht."
Wie werden die Rothosen das Spiel gegen Meppen angehen?
Der SV Meppen, der sich kürzlich mit dem Ex-Schnüdel Nicolas Andermatt verstärkt und die Ex-Rothose Valdet Rama in seinen Reihen hat, hat einen Punkt mehr als die Kickers auf dem Konto. Weil die Tabelle so eng ist, bedeutet das Rang drei. Dass die Rothosen zum Auftakt nach der Zwangspause einen spielstarken Gegner vor der Brust haben, bestätigt auch der Coach: "Meppen spielt einen sauberen Ball, aber wir wissen, wie wir sie nehmen müssen." Ob Schiele wie nach der Winterpause auf ein Sturmduo setzen wird? Wahrscheinlich. "Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen."
Ändert sich das Spiel durch die leeren Ränge?
"Die Atmosphäre wird auf jeden Fall eine Rolle spielen", sagt Schiele. "Fans geben immer einen ordentlichen Schub." Schenken würden sich die Spieler auf dem Rasen freilich dennoch nichts. Eine weitere Änderung ist das Aufstocken der Wechsel auf fünf pro Team. "Das kann ein Spiel extrem beeinflussen - in beide Richtungen", kommentiert der Trainer. Anpassen muss Schiele das sonst recht laufintensive Spiel seiner Mannschaft wohl, komplett davon abrücken wolle man jedoch nicht. Man müsse "Phasen finden, um auch mal Durchschnaufen zu können".
Werden die Kickers davon profitieren?
Ob die Rothosen von den außergewöhnlichen Umständen profitieren werden, steht in den Sternen. Immerhin glaubt der Trainer, "dass es uns nicht allzu sehr beeinflussen wird und wir trotzdem unsere Leistungen abrufen werden". Was für den FWK sprechen könnte, ist der Kader. Auch dank der Verpflichtungen von Jonas David, Niklas Hoffmann und Saliou Sané im Winter hat Schiele eine breite und qualitativ gute Auswahl an Personal. Das könnte angesichts des Mammutprogramms von elf Spielen in etwa 35 Tagen ausschlaggebend sein.
Was sind die Ziele für die Restsaison?
Festlegen will sich der Trainer bei dieser Frage nicht. Von Spiel zu Spiel denken, lautet die Devise. Und ein Blick auf die Tabelle gibt ihm Recht: Innerhalb einer Woche kann das Tabellenbild ein komplett anderes sein. "Es ist verrückt. Wir müssen in beide Richtungen schauen. So wie die Tabelle aktuell aussieht, ist alles möglich. Da kannst du nächste Saison gegen Werder Bremen oder DJK Vilzing spielen."
Gibt es Neuigkeiten in der Trainerfrage?
Wer coacht die Kickers in der kommenden Saison? Diese Frage ist noch immer ungeklärt, auch Flyeralarm-Global-Soccer-Boss Felix Magath äußert sich zu diesem Thema nicht. Schieles Antwort auf die Frage, ob es Neuigkeiten in Sachen Verlängerung zu vermelden gäbe, fällt knapp aus. "Aktuell nicht, nein."
Ich bin gespannt wie die Kickers durch diese intensive Zeit kommen. Das spielsystem ist schon sehr kräftezehrend, da wird man eventuell den ein oder anderen Sprint doch auslassen müssen.