Der noch immer recht frisch ins Amt gewählte DFB-Präsident Fritz Keller hatte am Ende der ungewöhnlichen Internet-Zusammenkunft von Deutschlands höchsten Fußballfunktionären noch eine ganz einfache Erkenntnis auf Lager. "Das Votum zeigt, dass nicht immer die Lautesten Recht bekommen", sagte er in seinem Schlusswort. Der Südbadener, der den deutschen Fußball einen sollte, hat in der Corona-Krise gelernt, dass der Deutsche Fußball-Bund es schwerlich allen Recht machen kann.
Kellers Ausspruch zeigt auch, wie genervt die Verbandsführung ist von dem ständigen Widerspruch, den Streitereien rund um die Dritte Liga. Gemessen am Theatergrollen der letzten Tage war es eine geradezu eine Sensation, wie geschlossen die Delegierten beim DFB-Bundestag abstimmten. Die Dritte Liga mag ja zerstritten sein, die Verbandsfunktionäre sind sich einig: die Saison wird mit Geisterspielen zu Ende gebracht. Ganz normal mit Auf- und Absteigern. Fertig, Aus!
Es wird, das ist zu vermuten, tatsächlich noch rechtliche Auseinandersetzungen geben. Ob nun Chancengleichheit herrscht? Wahrscheinlich nicht. Diesen Umstand freilich haben sich die Klubs, die all ihre Energie einzig und alleine aufs Herbeiführen eines Abbruchs konzentrierten statt sich auf eine Fortsetzung einzustellen, zu einem Gutteil selbst zuzuschreiben. Den Neustart verhindern wird jetzt niemand mehr. Ein einzelner Corona-Fall könnte das Konstrukt aber zum Einsturz bringen, sollte dann tatsächlich, wie kürzlich bei Dresden, das ganze Team in Quarantäne müssen. Und anders als in Liga eins und zwei dürfte sich manch ein Anhänger durch das Verhalten seins Klubs auch zum Protest vor dem Stadion animiert fühlen. Das Unternehmen elf Spieltage in einem Monat durchzupauken, bleibt ein Abenteuer. Dass die Entscheidungen nun auf dem Platz fallen, ist trotzdem die einzig faire Lösung.
Eines ist mehr als deutlich geworden: Die Dritte Liga spielt weiter, aber so wie bisher kann es nicht lange weitergehen. Das Strukturproblem ist in der Krise deutlich zu Tage getreten. In einer Spielklasse, in der es für fast alle Klubs ums nackte Überleben geht, ist sich im Notfall jeder selbst der nächste. Die größte Schwierigkeit bleibt der krasse Unterschied in Sachen Fernsehgeld zur 2. Bundesliga. Jeder Klub versucht mit aller Macht an die Fleischtöpfe dort heranzukommen. Die 3. Liga ist finanziell nicht gesund. Sollte sich der Verband tatsächlich nun an ein Lösung dieses Problems machen, hätte die Krise doch noch etwas Gutes.