Wenn Aliyah Ackermann am 1. und 2. März im kanadischen Calgary aufs Eis geht, dann wird das für die 14-jährige Eiskunstläuferin die größte Bühne sein, auf der sie sich bisher präsentieren durfte. Bei den Bavarian Open hat sich die Rimparerin Anfang Februar mit ihrem Partner Tobija Harms für die Junioren-Weltmeisterschaft in Kanada qualifiziert. Neben den beiden wird das Berliner Geschwisterpaar Sonja und Robert Löwenherz im Paarlaufen für Deutschland antreten.
"Es werden sehr viele starke Paare da sein, 14 insgesamt. In die Top Ten zu kommen, wäre super", sagt Aliyah Ackermann im Videochat mit dieser Redaktion gut zehn Tage vor Beginn des Wettbewerbs. "Von Medaillen braucht man nicht träumen. Ziel ist es, Zehnter zu werden", wirft Vater Torben Ackermann ein, der neben ihr sitzt.
Es sind Faschingsferien in Bayern. Und Torben Ackermann ist für eine Woche nach Oberstdorf gefahren, um dort seine Frau und die jüngere Tochter zu besuchen. 2021 sind die beiden ins Allgäu gezogen, damit sich Aliyah am Bundesstützpunkt der Deutschen Eislauf-Union (DEU) ihren Traum von der Profikarriere erfüllen kann. Der Vater ist mit der großen Schwester in Rimpar geblieben und pendelt nun, um auch den anderen Teil seiner Familie regelmäßig zu sehen. "Eiskunstlauf ist kein Zuckerschlecken. Da muss man Zeit und Geld mitbringen", sagt er.
"Wille und Biss" gehören zum Eiskunstlaufen dazu
Etwa 17 Stunden pro Woche verbringt Aliyah auf dem Eis, dazu kommen jeden Tag Athletik-, Ballett- und Koordinationstraining. Ach ja, und zur Schule muss die 14-Jährige natürlich auch gehen. Vom Würzburger Riemenschneider- wechselte sie an das Oberstdorfer Sportgymnasium. Dort nimmt man Rücksicht auf ihren Sport und ihre Wettkämpfe, sich gut organisieren und Leistung abliefern muss die Unterfränkin aber natürlich dennoch. "Eigentlich klappt das ganz gut", sagt sie. Und der Vater nickt stolz: "Da gehören schon Wille und Biss dazu."
Auf der Würzburger Eisbahn am Nautiland zog Aliyah ihre ersten Bahnen, fand schnell Gefallen an dem anspruchsvollen Sport. Um sich weiterzuentwickeln, fing sie 2015 beim ERV Schweinfurt an, wechselte zum WSV Aschaffenburg und wurde 2018, mit neun Jahren, überraschend bayerische Jugendmeisterin in der Kategorie "Anfänger Mädchen".
Schon zwölf Monate später versuchte sie sich erstmals im Paarlauf, seit 2021 bildet sie mit Tobija Harms in Oberstdorf ein festes Paar. "Das hat von Anfang an gut harmoniert", sagt Aliyah. Und ihr Papa stellt erleichtert fest: "Der ist 20, ein anständiger, reflektierter Bursche." Trotz der Erfahrung, die er der Rimparerin voraus hat, ist in der Regel sie es, die ihn vor Wettkämpfen beruhigen muss. "Aliyah ist mental sehr stark", sagt Torben Ackermann. Und wieder schwingt Stolz in seiner Stimme mit.
Dass es mit Tobija Harms und Aliyah Ackermann auf dem Eis gut läuft, haben die beiden bereits gezeigt. 2022 gewannen sie die deutsche Nachwuchs-Meisterschaft. Bei der deutschen Junioren-Meisterschaft sind sie vor gut vier Wochen nur um 0,5 Punkte an Platz eins vorbeigeschrammt. In Kanada wollen sie nun vor allem Erfahrungen sammeln. Erfahrungen, die ihnen auf ihrem weiteren Weg noch nützen können.