Von Niklas Benter
Die Fans der EWE Baskets Oldenburg haben in den vergangenen 15 Jahren schon viele Spieler kommen und gehen gesehen, auf eine Konstante konnten sich die Anhänger des Basketball-Bundesligisten aber immer verlassen: Rickey Paulding. Der 38-jährige Routinier geht nach dieser Saison in den Ruhestand. Im Sommer 2022 soll Schluss sein.
„Mit Beginn dieser Saison habe ich zusammen mit meiner Familie entschieden, dass dieses meine letzte Saison sein wird. Danach wird ein neues Kapitel in meinem Leben aufgeschlagen“, sagte Paulding, der am 23. Oktober 39 Jahre alt wird. Wie dieses „neue Kapitel“ aussieht, ist derzeit noch offen. Der Baskets-Kapitän geht nun erstmal auf Abschiedstournee durch Deutschland und Europa. An diesem Freitag (20.30 Uhr) gastiert Paulding letztmals in seiner Profi-Laufbahn mit den Oldenburgern bei s.Oliver Würzburg.
Mit welchen Sorgen die Würzburger Baskets schon wieder zu kämpfen haben.
Wenn Paulding das Parkett betritt, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Trotz seines Alters zählt der Small Forward nach wie vor zu den Schlüsselspielern von Trainer Mladen Drijencic. Er ist Vorbild, Leistungsträger und das Gesicht der Baskets – und das seit nunmehr 15 Jahren.
2007 kam er von den Gravelines Dunkerque aus Frankreich nach Oldenburg. Der Beginn einer sensationellen und einzigartigen Karriere. 2009 feierte er mit den Baskets den Gewinn der ersten und bisher einzigen deutschen Meisterschaft, 2015 folgte der Pokalsieg in eigener Halle. Seit 2016 schmückt ein überdimensionales Wandgraffiti mit dem Konterfei des sympathischen Spielers sowie dem Schriftzug „Pauldingburg – since 07/08“ die Wand neben der kleinen EWE-Arena, der früheren Hauptspielstätte des Bundesligisten.
Unvergessen bleibt in Oldenburg das Play-off-Halbfinalspiel 2017 gegen Ulm. In einem der denkwürdigsten Baskets-Spiele der vergangenen Jahre holten die Oldenburger einen 27-Punkte-Rückstand in der zweiten Halbzeit auf. Angeführt von einem entfesselten Paulding starteten die Baskets ihre Aufholjagd, gewannen die zweite Hälfte ihrerseits mit 60:33. Oldenburgs Legende versenkte den Buzzer-Beater-Dreier zum 93:93, die Baskets gewannen nach Verlängerung 107:103.
In bisher 552 Bundesligaspielen erzielte Paulding 7583 Punkte und verwandelte über 1000 Dreier. Damit ist der Altmeister, die sämtliche Klubrekorde hält, der zweitbeste Scorer der Liga-Geschichte – nur der Deutsch-Kanadier Michael Jackel (61) ist vor ihm. Er spielte aber auch zwei Jahre länger.
Die Huldigungen
Dass seine einzigartige Karriere bald zu Ende geht, war Fans, Mitspielern und Verantwortlichen sicher bewusst – und dennoch schwingt viel Wehmut mit. „Ich wusste, dass dieser Moment irgendwann kommen wird. Und dennoch möchte man es nicht wahrhaben. Irgendwann beginnt im Verlauf eines Lebens eine neue Zeitrechnung, deswegen möchte ich jede Minute im Training, im Spiel, auf Reisen mit diesem unglaublichen Profi genießen“, sagte sein Trainer schon recht ergriffen: „Ich bedanke mich bei meinem Kapitän“.
Drijencic (2015 bis heute) ist der vierte und womöglich letzte Trainer von Paulding. Seine Baskets-Karriere begann unter Predrag Krunic (2007 bis 2012). Gemeinsam holten sie 2009 den Meistertitel. Anschließend folgten Interimstrainer Ralph Held (2012) und Sebastian Machowski (2012 bis 2015). Mit Drijencic feierte der Baskets-Kapitän den Gewinn des Pokalwettbewerbs. Auch Klubboss Hermann Schüller, der Paulding einst nach Oldenburg lotste, richtete persönliche Worte an den US-Amerikaner: „So einen wie Rickey gibt es kein zweites Mal. Er ist ein Geschenk für diesen Klub und diese Stadt. Er hat uns viele schöne Momente beschert.“
Gewiss kommen in dieser Spielzeit noch einige schöne Momente dazu. Auch wenn die Oldenburger nach der Niederlage am Sonntag in Frankfurt im Pokal schon ausgeschieden sind. So bleibt Paulding in seiner finalen Saison noch die deutsche Meisterschaft und die Champions League. Am Mittwoch feierten die Oldenburger schon einmal einen 76:72-Auftakterfolg über das litauische Spitzenteam Rytas Vilnius. Der Traum von zwei Titeln zum Abschied lebt also noch bei Rickey Paulding.