
Am 29. Juli 2019 veränderte ein Sturz im Urlaub auf Mallorca das Leben von Tobias Büttner für immer. Seither ist der frühere Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe ab dem dritten Halswirbel inkomplett querschnittgelähmt. Beide Arme, beide Beine und etliche Organe sind betroffen. Diese Redaktion begleitet den 27-Jährigen auf dem Weg zurück in ein neues Leben. Dabei sorgt der Erlanger immer wieder für Überraschungen. Diesmal damit, dass er in der Reha im Schwarzwald eine Stiftung gegründet hat.
Frage: Tobias, wie geht es Ihnen?
Tobias Büttner: Bestens. Ich habe gerade nach einer Gutachtenfahrt die Erlaubnis bekommen, dass ich mit einem Handgerät wieder Auto fahren darf, sobald meines umgebaut ist. Damit bin ich bald wieder mobil. Die körperlichen Fortschritte werden zwar kleiner beziehungsweise das Tempo, mit dem sie eintreten, wird langsamer, aber meine vier großen Ziele bleiben unverändert.
Welche sind das?
Büttner: Ich will wieder normal pinkeln, kacken, laufen und meine Hände nutzen können. Im Moment arbeite ich daran, sicherer stehen und freier gehen zu können.

Ihr Unfall ist erst knapp sieben Monate her. Ihr Leben hat sich dadurch irreversibel verändert. Haben Sie keine anderen Sorgen als eine Stiftung zu gründen?
Büttner: (lacht) Durchaus, aber ich habe in der Reha auch genug Zeit, mich mit etwas Sinnvollerem zu beschäftigen. Und zumindest habe ich im Vergleich mit anderen in ähnlichen Situationen nicht auch noch Geldsorgen. Mich hätte dieser banale Unfall mit seinen fatalen Folgen in eine finanziell finstere Zukunft schicken können. Mich zu einem Sozialfall machen, trotz meines jungen Alters und eines Bürojobs. Ich würde jeden Cent sofort gegen meinen früheren gesunden Körper eintauschen. Aber da ich das nicht kann, bin ich froh, wenigstens abgesichert zu sein. Ich habe alle Versicherungen, die man in meiner Lage brauchen kann - eine private Unfall-, Pflege- und Berufsunfähigkeitsversicherung - und alle über den normalen Rahmen hinaus abgeschlossen. Dadurch kann ich zumindest finanziell entspannt in die Zukunft schauen.
Trotzdem: Wie sind Sie in einer Situation, in der Sie teils selbst auf Hilfe angewiesen sind, auf die Idee gekommen, auch noch anderen zu helfen?
Büttner: Ich war überwältigt und überrascht von der Reaktion und der Reichweite des ersten Artikels über mich im Dezember. Das hat meinen Cousin und mich zu der Überlegung gebracht, das Interesse für etwas Gutes zu nutzen. Anfangs dachte ich, ich hätte tatsächlich erst mal genug mit mir selber zu tun, aber der Gedanke hat mich dann doch nicht losgelassen. Da wir beide Bankkaufmänner sind, kamen wir auf das Thema Stiftung.
Von der Idee zur Umsetzung: Wie ging es konkret weiter?
Büttner: Wir haben Kontakt mit Ewald Maier, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Forchheim, aufgenommen, wo ich arbeite. Er war angetan und hat seine Unterstützung zugesagt, auch beim Grundstammkapital. Dann ging alles ganz schnell. Über die Deutsche Stiftungstreuhand AG gibt es die Möglichkeit, dass Privatpersonen innerhalb einer Stiftergemeinschaft unkompliziert mit einem Kapital ab 25 000 Euro eine eigene Stiftung gründen können. Mit dem Zuschuss meines Arbeitgebers kann ich das dank eines Teils der Zahlung aus meiner privaten Unfallversicherung stemmen. Auch die Sparkasse Mainfranken in Würzburg hat übrigens eine vierstellige Summe zugesagt.
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Ihre Stiftung heißt "Nerven aus Stahl - Tobias Büttner Stiftung". Warum dieser Name?
Büttner: Der Titel war ein Vorschlag unter anderen. Er hat mir zugesagt, weil er am besten sowohl zu meiner Gesamtsituation als auch zu meinem Umgang damit passt.

Wen oder was unterstützen Sie?
Büttner: Zum einen die Heinrich-Sommer-Klinik in Bad Wildbad, wo ich gerade selbst noch in der Reha bin. Die Klinik hat sich komplett auf den Querschnitt spezialisiert. Hier wie auch in der Akutklinik in Bad Berka, wo ich die ersten Monate nach dem Unfall war, ist mir das Thema Pflege und Therapie zur Herzensangelegenheit geworden. Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte können - wie in meinem Fall - zu Lebensrettern werden. Mir haben sie neben dem Rückhalt durch meine Familie und Freunde nicht nur geholfen zu überleben, sondern auch ins Leben zurückzufinden. Ich empfinde tiefste Dankbarkeit und riesigen Respekt für sie und ihre alles andere als einfache Arbeit. Daher möchte ich diese Helden des Alltags unterstützen. Zum zweiten geht die Förderung meiner Stiftung an den Erlanger Verein "Zentrum für Selbstbestimmtes Leben Behinderter", der behinderte Menschen im Alltag unterstützt und sich für ihre gleichberechtigte Teilhabe am privaten und beruflichen Leben engagiert, also für Inklusion.
Welche Möglichkeiten gibt es für Menschen, die spenden wollen?
Büttner: Spenden sind in jeder Höhe möglich. Jeder kann selbst entscheiden, an welches der beiden Projekte die Spende gehen soll oder ob damit als Zustiftung das Grundkapital von "Nerven aus Stahl" erhöht werden soll.
Wie geht es für Sie jetzt weiter?
Büttner: Ich werde voraussichtlich noch bis Mitte oder Ende März in der Reha sein und dann erst mal für vier Wochen nach Erlangen zurückkommen. Dann werde ich versuchen, weitgehend alleine in meiner Wohnung zurechtzukommen. In der Zeit möchte ich mir auch ein Spiel der Rimparer Wölfe anschauen. Danach geht's noch mal in die Klinik nach Bad Berka zur Feinjustierung. Richtung Ende des Jahres, hoffe ich, dass ich wieder im Berufsleben bin und anderen Leuten als Berater dann nicht nur voller Überzeugung wie schon früher, sondern auch als lebendes Beispiel klarmachen kann, warum Versicherungen wie meine sinnvoll sind. Vielleicht ist das ja ein Teil der Antwort auf die Frage, wozu mir das alles passiert ist.
Sie sehen in allem etwas Positives, oder?
Büttner: (lacht) Offensichtlich.
Alle Infos zu "Nerven aus Stahl - Tobias Büttner Stiftung" finden Sie im Internet unter:
nerven-aus-stahl.de
Sie möchten spenden?
IBAN für Überweisungen:
DE71 7635 1040 0020 7193 40
Im Verwedungszweck bitte angeben, an wen die Spende gehen soll:
Heinrich-Sommer-Klinik / Zentrum für Selbstbestimmtes Leben / Zustiftung
