
Das Jahresende bietet die Möglichkeit, Bilanz zu ziehen und einen Blick zurückzuwerfen. Besonders gerne dürfte dies Basketball-Bundesligist Fit/ONE Würzburg Baskets tun, für den 2024 ein Jahr der Superlative war. Vor dem letzten Spiel dieses Kalenderjahres gegen die Bamberg Baskets an diesem Montag um 18.30 Uhr in der bereits ausverkauften tectake-Arena blicken wir auf die Höhepunkte eines an Höhepunkten reichen Jahres zurück.
1. Der 28. Januar: Nach 15 Niederlagen in Serie glückt wieder ein Sieg gegen Alba Berlin
Zum Rückrundenauftakt Ende Januar gastierte Alba Berlin bei den Baskets. 15 Mal in Folge hatte der Hauptstadt-Klub gegen die Würzburger die Oberhand behalten. An diesem Nachmittag in der tectake-Arena riss die Serie: US-Guard Darius Perry netzte 4,8 Sekunden vor Schluss die beiden entscheidenden Freiwürfe zum 76:75-Erfolg ein. Bereits eine Woche zuvor hatten die Würzburger mit dem 91:78-Sieg in Rostock die erfolgreichste Hinrunde ihrer Klubgeschichte mit elf Siegen aus 16 Begegnungen abgeschlossen.
2. Der 9. Februar: 104:65 – höchster Bundesliga-Sieg im Frankenderby gegen Bamberg
Derby-Siege schmecken für die jeweiligen Anhänger bekanntlich besonders süß. Jener aber am Faschings-Freitag gegen die Bamberg Baskets streichelte die Würzburger Fan-Seele wie keiner zuvor: Mit 104:65 feierten die Unterfranken gegen den lange Zeit übermächtigen oberfränkischen Nachbarn ihren bis dato höchsten Bundesliga-Sieg überhaupt. Die Machtverhältnisse im fränkischen Basketball waren für einen Abend aus den Angeln gehoben.
"Was Schöneres, als mit so einem Ergebnis gegen Bamberg zu gewinnen, kann man sich als Würzburger Junge in seinem 200. Bundesliga-Spiel nicht wünschen", brachte es Kapitän und Jubilar Felix Hoffmann auf den Punkt.

3. Der 30. März: Erfolgstrainer Sasa Filipovski verlängert seinen Vertrag bis 2027
Als Sasa Filipovski im Dezember 2021 bei den Baskets sein erstes Arbeitspapier unterschrieb, lag der Klub auf dem letzten Tabellenplatz – und verlor unter dem heute 50-Jährigen die ersten sechs Partien. Seitdem aber schreibt der charismatische Slowene mit den Würzburgern eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Trotz aller Verlockungen der Konkurrenz im In- und Ausland verlängerte Filipovski am Karsamstag vor dem Heimspiel gegen die Tigers Tübingen (96:81) seinen Vertrag gleich um drei Jahre bis Ende der Spielzeit 2026/27.
"Mein Traum ist, mit den Baskets eines Tages in einer neuen Halle in der Champions League zu spielen", sagte Filipovski – nicht ahnend, dass Letzteres bereits wenige Monate später Realität werden würde.
4. Der 19. April: Fan-Liebling Zac Seljaas verlängert bei den Baskets um eine Saison
Dass in Würzburg "Vokuhila"-Frisuren und Schnauzbärte wieder hip sind, hängt eng mit ihm zusammen: US-Flügelspieler Zac Seljaas kam vor der Saison 2023/24 von Zweitliga-Vizemeister Tübingen als "MVP" der ProA nach Würzburg – und genießt mittlerweile Kult-Status in der Domstadt. Der 27-Jährige begeistert aber nicht nur mit seinem 80er-Jahre-Look, sondern ist sportlich einer der Eckpfeiler in Filipvoskis System.

Am Rande des Heimspiels gegen Rostock (86:95) verkündet der Klub die Vertragsverlängerung um zunächst eine weitere Spielzeit: "Ein ganz wichtiger Faktor bei der Entscheidung war meine Familie. Wir lieben Würzburg, und es ist sehr wichtig für uns, an einem Ort zu sein, den wir kennen, verstehen und an dem wir uns wohlfühlen", sagte der mittlerweile dreifache Familienvater.
5. Der 10. Mai: Otis Livingston II wird zum "wertvollsten Spieler der Liga" (MVP) gekürt
Die freudige Nachricht überbrachte der stolze Vater Otis Livingston I per Livestream aus den USA an den nicht minder stolzen Sohn Otis Livingston II: Erstmals nach Dirk Nowitzki 1998/99 holte wieder ein Korbjäger die Auszeichnung "wertvollster Spieler der Liga" (MVP) nach Würzburg. Der US-Aufbauspieler hatte als Taktgeber maßgeblichen Anteil an der starken Hauptrunde der Würzburger, die auf Rang fünf im Abschlussklassement endete. "Ohne eine starke Mannschaft wäre dieser Titel nicht möglich. Daher gilt der Dank auch meinen Teamkollegen", sagte der heute 28-Jährige bescheiden.
Zuvor hatte der Guard bereits den Titel des besten Offensivspielers der Liga eingeheimst, mit durchschnittlich 20,8 Punkten pro Partie war er der beste Werfer der Liga. Teamkollege Javon Bess durfte sich über die Auszeichnung als bester Defensivspieler freuen.
6. Der 24. Mai: Die Baskets entthronen sensationell den amtierenden Meister Ulm
Schon das Erreichen des Play-off-Viertelfinals hatte für die Baskets den größten Erfolg seit 2016 bedeutet. Dass sie als Außenseiter in die Serie gegen den amtierenden Meister ratiopharm Ulm gingen, war nicht nur der Tatsache geschuldet, dass die Schwaben Heimvorteil in der K.o.-Runde genossen: In 28 Aufeinandertreffen seit 2011 waren die Würzburger 24-mal als Verlierer vom Parkett gegangen.
Doch die Baskets wuchsen förmlich über sich hinaus, "klauten" mit 78:65 direkt das erste Spiel in Ulm und entthronen mit zwei Thriller-Heimsiegen (82:79/75:72) den deutschen Meister mit 3:1. "Das Wunder von Würzburg" titelte diese Zeitung, das die Baskets ab Spiel zwei (64:100) sogar ohne Otis Livingston II bewerkstelligen mussten, der mit einer Knieverletzung für den Rest der Saison ausfallen sollte. Dass es letztlich gegen den späteren Meister FC Bayern München beim 0:3-Halbfinal-Aus nicht zu einem weiteren Überraschungs-Coup reichte, ist nicht mehr als eine Randnotiz zum Ender der Spielzeit 2023/24.
7. Der 10. Juli: Fitness-Kette "Fit/ONE" wird neuer Namenssponsor der Baskets
Sie werden sich auch daran messen lassen, ob es ihnen binnen Jahresfrist gelingt, einen neuen Namenssponsor für den Klub zu gewinnen, hatten die damals neuen Baskets-Gesellschafter Jochen Bähr und Jürgen Meissner beim Antritts-Interview im Sommer 2023 mit dieser Zeitung gesagt. Nach zweijähriger Durststrecke nach dem Rückzug von s.Oliver 2022 präsentieren die Baskets kurz nach dem Saisonstart 2024/25 einen neuen Namensgeber: Von nun an ging der Klub als "Fit/ONE Würzburg Baskets" an den Start.
Die Fitness-Kette wird zunächst zwei Jahre den Namen und das Logo der Baskets zieren. Dank des neuen Geldgebers und des erweiterten Engagements weiterer und neuer Sponsoren gelang es den Baskets, den Etat binnen zwei Jahren von gut drei Millionen Euro auf mittlerweile offiziell 6,305 Million Euro mehr als zu verdoppeln.
8. Der 8. Oktober: Champions League-Premiere unter besonderen Vorzeichen und Gruppensieg
Der sportliche Höhenflug der Vorsaison eröffnete den Baskets auch die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb. Anfang Oktober betraten die Würzburger gegen Hapoel Holon in der Basketball Champions League (BCL) Neuland auf europäischem Parkett. Mit dem 85:76 zum Auftakt und zwei weiteren Siegen gegen Igokea und in Nanterre glückte dem Klub eine perfekte BCL-Premiere. Ein 85:83-Sieg im letzten Spiel in Igokea am 18. Dezember sicherte den Würzburgern als Tabellenerster die direkte Qualifikation für die Zwischenrunde.
9. Der 30. Dezember: Punktgleich mit dem FC Bayern München an der Spitze
Vor dem letzten Spiel des Jahres gegen Bamberg ist die Zwischenbilanz der Baskets in der Bundesliga so gut wie nie zuvor: Nach dem 90:81-Auswärtserfolg in Bonn am zweiten Weihnachtsfeiertag stehen die Würzburger punktgleich mit Meister München mit acht Siegen aus elf Partien an der Spitze. Ein Sieg zum Abschluss im prestigeträchtigen Frankenderby wäre die i-Tüpfelchen auf ein denkwürdiges Kalenderjahr 2024.