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Fechten:
Not macht Leonie Ebert erfinderisch
Wegen des Lockdowns übte die Olympia-Starterin auf der heimischen Terrasse. Nun trainiert sie wieder in Tauberbischofsheim. Wenigstens Fechtlektionen sind möglich.
Eine Schutzweste, ein paar Handtücher und ein Pfosten auf der heimischen Terrasse: So konnte Leonie Ebert ihr Florett während des Lockdowns wenigstens einmal einsetzen.
Foto: Ebert | Eine Schutzweste, ein paar Handtücher und ein Pfosten auf der heimischen Terrasse: So konnte Leonie Ebert ihr Florett während des Lockdowns wenigstens einmal einsetzen.
Hans Strauß
Hans Strauß
 |  aktualisiert: 29.05.2020 02:10 Uhr

Not macht erfinderisch. Als Leonie Ebert die Zeit ohne Fechten zu lang wurde, stopfte sie ihre Schutzweste mit ein paar Handtüchern aus und band sie an einen Pfosten auf der heimischen Terrasse im Würzburger Steinbachtal. So konnte sie auch alleine ihr Florett in die Hand nehmen und das Stoßen auf ein Ziel üben. „Da ich die Waffe weniger als sonst in der Hand habe, verkrampfen die Muskeln sehr schnell. Das betrifft besonders die Oberseite des Unterarms und die Schulter“, stellte die 19-Jährige fest.

Ende April öffnete das Fechtzentrum Tauberbischofsheim – die Heimat der Damenflorett-Nationalmannschaft – wieder für die Bundeskader-Athleten. Zunächst war nur konditionelles Grundlagen-Training möglich und das Stoßkissen, in das die Fechterinnen ihre Waffe bohren, kam zum Einsatz. Erst seit Dienstag dürfen Bundestrainer Giovanni Bortolaso und sein Assistent Simone Cappalletto – die beiden Italiener verbrachten den ganzen Corona-Lockdown in Tauberbischofsheim – wieder Einzel-Lektionen geben. Also Techniktraining, echte Wettkampf-Lektionen oder gar Trainingsgefechte bleiben wegen der Abstandsregel verboten.

Ebert ist trotzdem begeistert von der Detailarbeit: „Es macht viel Spaß. Gefühlt sind Giovanni und ich da wieder eingestiegen, wo wir Anfang März aufgehört haben. Cool!“ Selbst dass unter dem Fechthelm eine Mund- und Nasenschutzmaske getragen werden soll, vermag der 20-Jährigen den Spaß an der Rückkehr auf die Planche nicht zu verderben: „Man kriegt schon sehr wenig Luft. Aber vielleicht sind da noch Verbesserungen möglich.“

„Sie hat Chancen, sich in Tokio ins Viertelfinale vorzukämpfen.“
Verbandssportdirektor Sven Ressel über Leonie Ebert

Ebert wird den Deutschen Fechter-Bund (DFeB) bei den auf 2021 verschobenen Olympischen Spielen in Tokio vertreten, das steht mittlerweile fest, zusammen mit der Herrensäbel- und der Herrenflorett-Mannschaft. Noch schaffen können die Qualifikation auch die deutschen Degen-Damen. 2016 in Rio war keine deutsche Mannschaft dabei gewesen. „Das freut mich sehr, dass sie dabei ist“, sagt DeFeB-Sportdirektor Sven Ressel im Magazin „Fechtsport“ über Ebert. „Sie hat Chancen, sich in Tokio ins Viertelfinale vorzukämpfen.“

Das Ziel Medaille habe man für die Würzburgerin „nicht formuliert“, es seien ihre ersten Spiele. Zudem wird Ebert die Unterstützung durch ihre Teamkolleginnen Anne Sauer, Carolin Golubytskyi und Eva Hampel fehlen, weil die Mannschaft in der Quali zur allgemeinen Enttäuschung gescheitert war.

Wann der internationale Wettkampfbetrieb wieder starten kann, steht völlig in den Sternen. Ebert rechnet damit, dass erst 2021 wieder internationale Turniere stattfinden können. Aber sie ist erst einmal froh, dass die ausgestopfte Weste auf der Terrasse ausgedient hat. So idyllisch das auch war.

 
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