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FUSSBALL
Neue Regel in Bayern: Wie sich der Amateur-Fußball durch die Zeitstrafe verändert
Im Amateurbereich gelten für Bayerns Kicker ab sofort neue Regeln. Was Spieler und Zuschauer zur Einführung der Zeitstrafe wissen sollten.
Die Zeit läuft! Ab sofort gibt es im bayerischen Amateurfußball wieder eine Zehn-Minuten-Strafe.
Foto: Claus Bergmann, imago  | Die Zeit läuft! Ab sofort gibt es im bayerischen Amateurfußball wieder eine Zehn-Minuten-Strafe.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Es ist eine kleine Revolution. Was man aus anderen Sportarten wie Handball oder Eishockey kennt, gibt es nun auch wieder im Fußball: die Zeitstrafe. Zumindest in den bayerischen Amateurspielklassen, von der sechstklassigen Männer-Landesliga abwärts sowie in allen bayerischen Frauen-Ligen. "Die Zeitstrafe ist ein Instrument, das sehr positiv auf den sportlichen Umgang am Platz wirken kann. Sie ist eine Strafe, die direkte Wirkung auf das Spiel hat. Wenn eine Mannschaft für fünf oder zehn Minuten in Unterzahl spielen muss, weil sich ein Spieler oder Spielerin danebenbenimmt, muss ein Team direkt reagieren", glaubt der bayerische Verbands-Schiedsrichterobmann Sven Laumer. Ganz neu ist diese Idee nicht.

Von 1978 bis 1991 hatten die Unparteiischen schon einmal die Gelegenheit, Spieler oder Spielerinnen für zehn Minuten vom Feld zu verbannen. Mit der Einführung der Gelb-Roten Karte wurde die Zeitstrafe abgeschafft. Im Juniorenfußball wurde zuletzt aber bereits wieder eine Fünf-Minuten-Strafe erprobt. Nun also kehrt die Zeitstrafe auch bei den Erwachsenen zurück – und zwar sofort. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat die Spielordnung geändert und instruiert nun die Referees. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den neuen Regeln hat diese Redaktion zusammengefasst:

Wann gibt es eine Zeitstrafe?

Da lässt der BFV den Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen einen großen Ermessensspielraum. Die Zeitstrafe ist für Vergehen vorgesehen, in denen eine Gelbe Karte zu wenig und eine Rote Karte zu viel wäre. Die Unparteiischen erhalten dementsprechende Handlungsempfehlungen.

Anders als in Hessen oder dem Saarland, wo die Zeitstrafe in diesem Sommer auch im Amateurfußball eingeführt wird, wird im Freistaat die Gelb-Rote Karte nicht im Gegenzug abgeschafft. Das bedeutet konkret: Die Referees haben die Wahl, ob sie einen bereits mit Gelb verwarnten Akteur mit Gelb-Rot vom restlichen Spiel ausschließen oder ihn erst einmal zehn Minuten zum Zuschauen schicken. Eine Gelbe Karte muss ein Spieler aber nicht zwingend gesehen haben, bevor er eine Zeitstrafe erhält.

Auf der anderen Seite könnte ein Schiedsrichter einem Kicker, der bereits eine Zeitstrafe abgesessen hat, die Gelb-Rote Karte zeigen oder auch gleich Rot. Die Schiedsrichter haben eine Möglichkeit mehr, für Ruhe und Disziplin auf dem Feld zu sorgen. Wann und wie der Unparteiische davon Gebrauch macht, bleibt ihm überlassen.

Was passiert, wenn ein Spieler oder eine Spielerin eine Zeitstrafe erhält?

Eine Grüne, Schwarze oder Lila Karte für die Zeitstrafe gibt es nicht. Der Unparteiische spricht die Strafe mit einem Handzeichen aus. Die betroffene Mannschaft gerät für die Dauer der Zeitstrafe in Unterzahl. Die Strafe muss auf der Ersatzbank des eigenen Teams abgesessen werden. Wann der bestrafte Akteur wieder aufs Spielfeld zurück darf, entscheidet der Schiedsrichter. Eine vor der Halbzeitpause ausgesprochene Zeitstrafe muss nach dem Seitenwechsel fertig abgebrummt werden. Das Gleiche gilt für eine eventuelle Verlängerung in K.o.-Spielen. Erhält ein Akteur in einer solchen Partie in den Schlussminuten eine Zeitstrafe, muss er auch im Elfmeterschießen aussetzen.

Was ist, wenn ein Torhüter oder eine Torhüterin eine Zeitstrafe erhält?

Auch ein Torwart muss diese Strafe selbst absitzen. Sprich, es muss für zehn Minuten, oder im Nachwuchsbereich fünf Minuten, ein anderer Akteur in den Kasten. Nach Ablauf der Strafe darf der Torwart zurück aufs Feld. Auf das Wechsel-Kontingent hat eine solche Strafe keinen Einfluss. So wird in einem solchen Fall häufig ein Feldspieler zwischen den Pfosten stehen.

Gelten die Regeln auch in Pokal- oder Relegationsspielen?

Ja, solange keine höherklassigen Teams beteiligt sind. Sprich bei den Männern in den Relegationsspielen von der Landesliga abwärts und im Toto-Pokal-Wettbewerb auf Kreisebene. Auch bei Freundschaftsspielen gibt es Zeitstrafen, sofern keine der beteiligten Mannschaften in der Bayernliga oder höher spielt. Bei den Frauen gilt die Regel ohnehin im gesamten bayerischen Bereich.

Warum gibt es in der Bayernliga keine Zeitstrafe?

Ursprünglich sollte die Regel auch in der Bayernliga gelten. Dies verhindert allerdings die Spielordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die Zeitstrafen im Männer-Bereich erst ab der sechsten Liga erlaubt. Der Hintergrund: Bereits in der fünften Spielklasse gibt es Schnittstellen von verschiedenen Landesverbänden, wie zum Beispiel im benachbarten Baden-Württemberg, wo in der Oberliga Klubs aus dem Badischen, dem Württembergischen und dem Südbadischen Verband aufeinandertreffen. Weil der DFB derzeit den einzelnen Landesverbänden freistellt, ob sie die Zeitstrafe einführen, soll deutschlandweit ab der fünften Spielklasse eine einheitliche Regelung gelten, zumal es dort bereits um die Qualifikation für die Regionalliga und somit den Unterbau des Profifußballs geht.

Was verändert sich im Junioren- und Juniorinnenfußball?

Im Nachwuchsbereich gab es bereits jetzt eine Fünf-Minuten-Zeitstrafe. Zusätzlich gibt es dort nun auch wieder die Gelb-Rote Karte.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Textes war angegeben, dass nach einer Zeitstrafe eine Verwarnung durch eine Gelbe Karte möglich sei - nach einer Zeitstrafe ist allerdings nur eine Gelb-Rote oder Rote Karte möglich. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.

 
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  • M. D.
    Es ist einfach nur hanebüchend, dass sich ein Reporter der Main-Post nicht vorher über die Regeln zur Zeitstrafe informiert, bevor es so einen Bericht veröffentlicht. Der BFV oder jede Schiedsrichtergruppe steht zur Verfügung wenn es um Fragen geht. Nochmals zur Klarheit: NACH einer Zeitstrafe kann es KEINE VERWARNUNG (Gelbe-Karte) mehr geben sondern NUR NOCH Gelb-Rot oder die Rote Karte. Das gleiche gilt auch im Jugendbereich, nur hier beträgt die Zeitstrafe 5 Min. Da es für die neue
    Saison auch Regeländerungen gibt, die aber nicht so gravierend sind, kann man nur hoffen, dass man sich vorab darüber informieren wird. Man kann nur hoffen, dass spätestens am Montag das ganze richtig gestellt wird. Gerd Dluczek, GSO SRG Kitzingen/Ochsenfurt
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  • R. Z.
    Die entsprechende Stelle im Text ist bereits korrigiert.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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  • A. H.
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  • M. D.
    Ihr wisst gar nicht, was Ihr mit dem Bericht ausgelöst habt. Allein HEUTE haben 5 Vereine aus meinem Gebiet angerufen und gefragt ob das stimmt. Ich hab WhatsApp-Nachfragen bekommen. Es nützt nichts, wenn das ONLINE ausgebessert wurde, das ganze ist jetzt am Wochenende erstmal in den Köpfen von Spielern, Trainern und auch Zuschauern drin. Jetzt müssen wir Schiedsrichter wieder Aufklärungsarbeit leisten, die überhaupt nicht notwendig gewesen wäre, wenn man sich VORHER richtig informiert hätte. So macht man den Schiedsrichtern das Leben richtig schwer. Ich gehe mal davon aus, dass das am Montag umgehend berichtigt wird. Gerd Dluczek GSO
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  • A. H.
    stellen Sie sich mal vor, die wäre z.B. Ärzte oder im Pflegedienst, heißt: sie würden was wirklich wichtiges "Arbeiten" und nicht nur über die "Nebensache" Fussball falsch bzw. unvollständig berichten. Nicht auszudenken!!
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  • U. A.
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  • W. M.
    Nach einer verbüßten Zehn-Minuten-Strafe ist es also auch möglich, einen Spieler noch einmal mit Gelb zu verwarnen, ehe er des Feldes endgültig verwiesen wird. Das stimmt so nicht!
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  • F. K.
    Hallo wmeding!
    Besten Dank für den Hinweis! Ist korrigiert!
    Viele Grüße aus der Sportredaktion
    Frank Kranewitter
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  • A. H.
    Wieso muß euch da eigentlich wieder ein Leser aufs richtige Pferd heben????
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  • A. H.
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  • W. M.
    Nach einer Zeitstrafe ist kein Gelb mehr möglich. Hier steht das anders!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    wieder ein Stück weiter entfernt vom Profifußball. Ich dachte mit Kochs Abgang wird es besser aber war wohl nix.
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