
Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hat dem ehemaligen Bundestrainer im Freiwasserschwimmen, Stefan Lurz, die Trainerlizenz entzogen. Das gaben die Verantwortlichen am Freitag bekannt. Der Würzburger Lurz hatte sein Amt bereits Mitte Februar niedergelegt, nachdem im Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" ehemalige Schwimmerinnen anonym von sexualisierter Gewalt durch den heute 43-Jährigen berichteten. Einige sollen zu den mutmaßlichen Tatzeitpunkten minderjährig gewesen sein. Inzwischen ermittelt die Würzburger Staatsanwaltschaft, Lurz bestreitet die Vorwürfe. Das Training am Bundesstützpunkt in Würzburg leitet momentan Nikolai Evseev, der bereits im September 2020 in Domstadt gekommen war.
Am Freitag hat zudem DSV-Präsident Marco Troll im Namen des Verbandes um Entschuldigung gebeten. "Nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand sind in der Vergangenheit offenbar nicht immer alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen worden, um potenzielle Opfer und damit auch alle anderen Aktiven, darunter viele Schutzbefohlene, zu schützen. Wir möchten uns an dieser Stelle deshalb aufrichtig bei allen Personen im Namen des gesamten Verbandes entschuldigen", wird der 59-Jährige in einer Mitteilung zitiert.
Versäumnisse sollen korrigiert werden
Es gelte jetzt, diese Versäumnisse zu korrigieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die interne Aufarbeitung werde fortan von Franka Weber und Michael Angele vorangetrieben. Weber ist leitende Neuropsychologin der August-Bier-Klinik in Bad Malente (Schleswig-Holstein) und ist seit 2020 ehrenamtlich als Beauftragte für die Prävention sexualisierter Gewalt tätig. Angele ist selbständiger Rechtsanwalt für Strafrecht und Sportrecht in Trier und berät den DSV schon länger. Beide haben laut Angaben des Verbandes kein festes Anstellungsverhältnis.
"Ziel des DSV ist es, potenzielle Fälle umfassend aufzuarbeiten und auch zu überprüfen, inwieweit bestehende Strukturen verbessert werden müssen, um zukünftig mehr Sicherheit zu schaffen", heißt es in der Verbandsmitteilung.
Wäre es der erste Fall dieser Art gewesen könnte man vielleicht die Entschuldigung annehmen! Der DSV hätte aber durch viele ähnliche Vorfälle in anderen Sportverbänden oder anderen Organisationen vorgewarnt sein müssen. Es kann nicht sein, dass sich Sportlerinnen jahrelang an den Verband wenden und alles versandet!