Es rührt sich etwas im Tal der Tränen. Auch wenn bei Fußball-Regionalligist Würzburger Kickers nach der bitteren Niederlage im entscheidenden Elfmeterschießen gegen Hannover 96 und dem verpassten Aufstieg in die 3. Liga noch immer tiefe Trauer herrscht, in Schockstarre ist der Klub nicht verfallen. Es braucht schnelle Entscheidungen, wie es am Dallenberg weitergeht. Bereits in sieben Wochen geht es in der Regionalliga Bayern wieder um Punkte.
Am Tag nach dem tragischen Scheitern glühten zwischen den Kickers-Verantwortlichen bereits die Drähte. Offiziell haben die Rothosen, die bis zuletzt voll auf die Aufstiegskarte gesetzt hatten, noch keine Entscheidung getroffen. Doch so manches ist bereits durchgedrungen. Was bislang über die Zukunft am Dallenberg bekannt ist.
Wird auch in der kommenden Saison unter Profibedingungen am Dallenberg gearbeitet?
Ja. Auch wenn im nunmehr dritten Regionalliga-Jahr in Folge die wirtschaftliche Herausforderung, einen Profibetrieb zu finanzieren, unvermindert groß ist, werden die Kickers noch einen Anlauf in Richtung 3. Liga nehmen. Zu verlockend ist die Aussicht, dass der bayerische Regionalliga-Meister im kommenden Jahr turnusgemäß – wie in jedem dritten Jahr – direkt aufsteigt. Eine Nervenprobe, wie sie die Kickers gegen Hannover nicht bestanden haben, würde es also nicht geben.
"Nach einer ersten Kurzanalyse werden Akon als Hauptsponsor und insbesondere unser Mitanteilseigner Dominik Möhler weiter vorangehen und das Projekt 'Rückkehr in den Profifußball am Dalle' weiter vollumfänglich unterstützen. Wir werden auch in der nächsten Saison unter Profibedingungen arbeiten", teilte Kickers-Vorstandsvorsitzender André Herber am Montag auf Nachfrage schriftlich mit. Möhler und seine Firma dürften also wieder einen großen Batzen zur Finanzierung der kommenden Saison beitragen.
Bleibt Sportdirektor Sebastian Neumann?
Tendenziell ja. Vieles deutet darauf hin, dass Neumann bleibt. Definitiv entschieden ist noch nichts. Aber der 33-Jährige sieht seine Mission bei den Kickers, so ist zu hören, noch nicht als erledigt an. Und auch die Entscheider im Aufsichtsrat, dem neben Hauptgeldgeber Dominik Möhler Kickers-Präsident Michael Grieger sowie Vize-Präsident und Sponsor Lars Krakat angehören, scheinen einer Weiterbeschäftigung offen gegenüberzustehen. Die Lücke, die ohne Neumann entstehen würde, wäre auf die Schnelle auch schwer zu schließen. Schließlich muss ein neues Team nun rasch stehen.
Gespräche mit möglichen Neuverpflichtungen wurden auch schon geführt. Weil aber das Budget weder feststand noch freigegeben war, konnten noch keine Nägel mit Köpfen gemacht werden. Neumann mit seinen Beziehungen und seinem Know-how könnte den Kickers dabei weiterhin eine Hilfe sein. Zunächst freilich wird Neumann mit dem Aufsichtsrat und auch Herber über die zukünftige Ausrichtung diskutieren.
"Ich bitte um Verständnis, dass wir in den entsprechenden Gremien um unseren Aufsichtsrat noch etwas Zeit benötigen. Nach den Gesprächen mit den sportlich Verantwortlichen werden wir eine Entscheidung über den weiteren Weg im Sinne der Würzburger Kickers treffen", so Herber zu den anstehenden Personalentscheidungen, die auch Trainer Marco Wildersinn betreffen. Die Verträge von ihm und Neumann sind im Winter bis zum Ende der kommenden Saison verlängert worden – allerdings nur unter der Bedingung, dass der Aufstieg gelingt. Aktuell steht der Klub also noch ohne Sportdirektor und Cheftrainer da.
Und was ist mit Trainer Marco Wildersinn?
Da scheint die Entscheidung noch offen zu sein. Generell strebt man bei den Kickers durchaus nach Kontinuität auch auf dem Trainerposten. Allerdings wird sich Wildersinn auch kritischen Fragen stellen müssen. Die Herangehensweise in den Aufstiegsspielen, in denen die Kickers wie auch der Coach selbst feststellten, dass sie "nicht den Fußball gespielt haben, den wir können", hat auch in der Klubführung Fragen aufgeworfen.
Wildersinn selbst hatte im vergangenen Jahr auch schon einmal öffentlich über kritische Stimmen aus dem Umfeld geklagt. Ob er weiterhin seinen Platz bei den Kickers sieht oder ob der 43-Jährige sich bereits anderweitig orientiert, bleibt abzuwarten. Am Sonntag unmittelbar nach der wohl schmerzlichsten Niederlage seiner bisherigen Trainerkarriere ging er Fragen nach seiner Zukunft aus dem Weg.
Mit welchem Personal wollen die Kickers in die neue Saison gehen?
Auf dem noch ziemlich weißen Papier mit dem Kickers-Kader für die kommende Spielzeit stehen derzeit mit Torhüter Vincent Friedsam und Kapitän Peter Kurzweg erst zwei Namen. Einen Komplettumbruch soll es aber nicht geben. Die Kickers sind durchaus bemüht, weitere wichtige Akteure zu behalten.
Nicht bei allen wird das gelingen. Der Abgang von Ivan Franjic, dem in den Aufstiegspartien herausragenden Offensivakteur des Teams, steht bereits länger fest. Er geht zum Zweitliga-Absteiger SV Wehen Wiesbaden. Über den Fortgang von Flügelstürmer Benjika Caciel wird schon länger spekuliert. Er soll vor einem Wechsel ins Ausland stehen. Einige Spieler haben das Interesse von Drittligisten auf sich gezogen. Sie zu halten, dürfte nach dem verpassten Aufstieg schwierig werden.
In meinen Augen ist das Wettbewerbs Verzerrung !!!