Man musste sich am Freitagabend am Dallenberg am Ende schon die Frage stellen, ob es nun die Stärke der Würzburger Kickers oder die Schwäche von Wacker Burghausen war, die dieses Spiel zweier Fußball-Regionalligisten zu einer solch einseitigen Angelegenheit werden ließ. 3:0 hieß es am Ende und man konnte das Gefühl haben, dass die Kickers noch deutlich mehr hätten zusetzen können. In der zweiten Spielhälfte ging es den Kickers mehr ums Dominieren, denn ums Brillieren. "Über Ballbesitzphasen den Gegner müde machen", umschrieb Kickers-Trainer Marco Wildersinn, was sein Team tat, nachdem die Gäste aus Oberbayern nach dem Seitenwechsel mal etwas energischer nach vorne spielen wollten. "Ein solch souveränes Spiel zu Hause hatten wir in dieser Saison auch noch nicht", sagte Würzburgs Chefanweiser zufrieden.
Die Souveränität, die die Kickers in den letzten Wochen gewonnen haben, ist durchaus bemerkenswert. Fünf Siege in Serie haben das Selbstvertrauen spürbar wachsen lassen. Die Würzburger, die vom Start weg als Titelfavorit gehandelt wurden, die als einziger Klub in der Liga das Aufstiegsziel unverblümt ausgegeben haben, haben die Nervosität, die zu Saisonbeginn noch zu spüren war, abgelegt. "Die Vorbereitung war nicht so einfach. Da war schon noch Unruhe da, weil es einfach noch Bewegung im Kader gab", sagt Wildersinn rückblickend. Einige Spieler sollten oder wollten den Klub noch verlassen. Mit Ivan Franjic fehlte der herausragende Offensivspieler der Vorsaison lange Zeit verletzt. Nun sind solcherlei Unklarheiten erst einmal bereinigt: "Jetzt steht der Kader. Alle kennen ihre Position und ihren Platz. Das gibt Stabilität und die spiegelt sich wider", sagt Wildersinn.
Und so darf man die derzeitige Erfolgsphase auch als Auftrag an die Klub-Führung verstehen, weiterhin für klare Verhältnisse zu sorgen. Ein Großteil der Verträge läuft schließlich zum Saisonende aus. Es dürfte in Wildersinns Interesse sein, viele Personalien rechtzeitig zu klären, damit die derzeitige Situation auch über die Winterpause hinaus bestehen bleibt.
Derzeit freilich trübt kaum etwas, die gute Stimmung am Dallenberg. Erst recht nicht die Furcht vor dem, was nun kommen könnte. Es sind Wochen der Wahrheit bis zum 21. Oktober, wenn das Spiel gegen den derzeitigen Tabellenzweiten DJK Vilzing ansteht. Danach beginnt die Rückrunde. Es folgen jetzt erst einmal zwei Auswärtsspiele in Serie. Während sich die Fans bereits für das Derby beim FC 05 Schweinfurt am 3. Oktober warm singen, steht am Donnerstag zunächst noch die knifflige Aufgabe bei Türkgücü München auf dem Programm, die die Kickers freilich mit Selbstvertrauen angehen. "In der vergangenen Saison haben wir zweimal gegen Türkgücü unentschieden gespielt. Das wird ein sehr interessantes, enges Spiel, das wir für uns entscheiden wollen. Wir wollen nicht nur ungeschlagen bleiben, sondern den sechsten Sieg in Folge einfahren", so Wildersinn.
Mit einem Dreier an der Grünwalder Straße könnten die Rothosen einen ernstzunehmenden Kontrahenten auf sechs Punkte distanzieren. "Türkgücü wird aufgrund der Breite im Kader die ganze Zeit irgendwie dabei sein", sagt Wildersinn über den Ex-Drittligisten, der am Samstag in Schweinfurt 1:1 spielte. "Am Ende ist entscheidend, dass du über die ganze Saison eine Konstanz hast", meinte Wildersinn am Freitagabend. Und da sieht es derzeit so aus, als wären die Kickers der Konkurrenz einen Schritt voraus.