Als Spieler zählte Marko Pesic zu den erfolgreichsten deutschen Korbjägern seiner Zeit. Mit Alba Berlin feierte der 42-Jährige zwischen 1995 und 2004 sechs Meisterschaften und fünf Pokalsiege. In der Nationalmannschaft gehörte der Sohn von Trainer-Legende Svetislav Pesic zur „goldenen Generation“ um Dirk Nowitzki, die 2002 die Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften in den USA gewann und drei Jahre später bei den Europameisterschaften in Serbien und Montenegro Vize-Europameister wurde. Nach seiner aktiven Karriere war Pesic zunächst als Spielerberater tätig, ehe er zur Saison 2011/12 als Sportdirektor zum FC Bayern München wechselte, wo er im Januar 2013 zum Geschäftsführer befördert wurde. Wir sprachen mit ihm im Vorfeld des Gastspiels des Branchen-Primus bei s. Oliver Würzburg an diesen Montag um 19 Uhr in der s. Oliver Arena.
Frage: Zwischen dem jüngsten EuroLeague-Auftritt am Donnerstagabend gegen den FC Barcelona (73:71) und dem Gastspiel an diesem Montag um 19 Uhr bei s. Oliver Würzburg liegen fast 96 Stunden. Angesichts des bisherigen Terminplans Ihrer Mannschaft müsste die ziemlich ausgeruht nach Unterfranken kommen . . .
Marko Pesic: (lacht) Die Belastung in letzter Zeit war schon enorm, das stimmt. Vergangene Woche hatten wir drei Spiele in fünf Tagen inklusive eines Trips nach Piräus, zudem liegen fünf Doppel-Spieltage unter der Woche in der EuroLeague hinter uns. So gesehen hatten wir dieses Mal in der Tat einen Tag mehr zum Regenerieren als zwischen den meisten anderen Spielen. Die Mannschaft hatte am Freitag daher auch trainingsfrei. Seit Samstag gilt die Konzentration aber voll der Partie in Würzburg.
Das enorme Pensum mit bislang 53 Pflichtspielen in Bundesliga, Pokalwettbewerb und EuroLeague hat die Mannschaft augenscheinlich bislang aber ganz gut weggesteckt.
Pesic: Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf. Mit allem, was wir uns vor der Saison vorgenommen haben, sind wir im Soll. In der EuroLeague sogar darüber, hier wurden unsere Vorstellungen mehr als erfüllt. Die Teilnahme an der EuroLeague als Neuling in diesem Format war für uns nicht nur sportlich eine große Herausforderung, sie hat auch unserer Organisation viel abverlangt. Alles in allem haben wir das herausragend gemeistert . . .
. . . ohne dabei die Bundesliga zu vernachlässigen.
Pesic: Die EuroLeague, so toll sie auch ist, ist natürlich auch eine große Falle. Und die letzten Wochen sind wir da zweimal reingetappt. Wir haben angefangen, über die Szenarien nachzudenken, die wir nicht kontrollieren können und uns mehr mit dem übernächsten als dem nächsten Spiel beschäftigt. Als wir plötzlich auf einem Play-off-Platz in der EuroLeague standen, haben das Umfeld, die Medien, aber eben auch einige bei uns gedacht, dieser Wettbewerb hat Vorrang. Die Folge war, dass wir zweimal in der Liga auswärts schlecht gespielt und erst in Oldenburg und dann in Vechta verloren haben. Das müssen wir wieder rausbekommen aus den Köpfen. Denn so gut und schön Siege wie am vergangenen Donnerstag gegen den FC Barcelona auch sind, die Bundesliga hat oberste Priorität. Und daher ist das Spiel in Würzburg wichtiger als es das gegen Barcelona war.
Auch weil die Basketball-Bundesliga abermals an sportlicher Qualität gewonnen hat?
Pesic: Ja, es gibt diese Saison zwölf, 13 Teams, die sich noch immer berechtigte Hoffnungen auf die Play-off-Teilnahme machen dürfen. Am Ende wird es um ein, zwei Spiele gehen, diese Leistungsdichte gab es in dieser Form bislang nicht. Der Wettbewerb ist sehr interessant, nahezu jede Begegnung birgt eine Konstellation, die in irgendeiner Form Einfluss hat. Diese Spannung ist nur gut für die Liga.
Mitten im Play-off-Rennen ist auch noch s. Oliver Würzburg. Im vereinseigenen Podcast vor der Saison hatten sie den Baskets zugetraut, eines der Überraschungsteams der Saison werden zu können . . .
Pesic: . . . und dieser Meinung bin ich auch immer noch! Würzburg hat wie jede Mannschaft mit neuem Trainer und neuen Spielern auf Schlüsselpositionen etwas Zeit gebraucht, um sich zu entwickeln. Aber zuletzt haben sie acht von zehn Ligaspielen gewonnen, das zeigt die wahre Qualität dieser Mannschaft. Aktuell steht sie auf einem Play-off-Platz, und ich halte sie auch bis zum Saisonende für einen absolut ernstzunehmenden Anwärter am Saisonende darauf. Dementsprechend erwarte ich heute Abend auch ein intensives Spiel gegen einen motivierten Gegner. Denn auch wenn Würzburg bereits am Mittwoch wieder im EuropeCup-Wettbewerb antreten muss, es gibt nie einen falschen Zeitpunkt, um gegen den FC Bayern zu spielen (lacht).
Letzte Woche wurde mit „SAP Garden“ der Name der geplanten Multifunktionshalle im Olympiapark bekannt, zudem soll sich BMW als strategischer Partner bereits ab kommender Saison bei den Bayern engagieren. Droht dem Basketball in Deutschland angesichts der wirtschaftlichen Möglichkeiten eine ähnliche FC-Bayern-Dominanz wie im Fußball?
Pesic: Ach, das ist alles Zukunftsmusik, damit beschäftige ich mich aktuell nicht. Die Halle bei uns kommt frühestens in zwei Jahren, das ist noch sehr viel Zeit bis dahin. Die Liga entwickelt sich beständig weiter, und in Würzburg tut sich ja auch was in Sachen Halle. Mit Thomas Oehler (Geschäftsführer der Projektgesellschaft Arena Würzburg mbH & Co. KG, Anm. d. Redaktion), der hier beim FC Bayern ja einer meiner Vorgänger war, stehe ich im regelmäßigen Austausch. Es würde mich nicht wundern, wenn bei euch in Würzburg schon bald die neue Arena hochgezogen wird.
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