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Fußball: Regionalliga Bayern
"Leute, wir müssen doch zusammenhalten!" Trainer Zschiesche appelliert an die Fans der Würzburger Kickers
Auch der neue Chefcoach spürt beim 3:1 gegen Schwaben Augsburg die Ungeduld, mit der die Entwicklung bei den Würzburger Kickers begleitet wird.
So sieht Erleichterung aus: Moritz Hannemann jubelt über seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1. Enes Küc (vorne), der zuvor eine Ecke getreten hatte, erwartet den Torschützen zum gemeinsamen Jubel.
Foto: Frank Scheuring | So sieht Erleichterung aus: Moritz Hannemann jubelt über seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1. Enes Küc (vorne), der zuvor eine Ecke getreten hatte, erwartet den Torschützen zum gemeinsamen Jubel.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 04.08.2024 02:40 Uhr

Die erste Halbzeit neigte sich am Freitagabend dem Ende zu, da schien Markus Zschiesche dem kritischen Publikum mal die Leviten lesen zu wollen. Der Trainer der Würzburger Kickers drehte sich, das Gegrummel über eine misslungene Aktion im Ohr, in Richtung Haupttribüne um und rief selbst gegen einen der Nörgler an.

Als dann der erste Dreier der Saison allen Widerständen und einem mutig auftretenden Aufsteiger Schwaben Augsburg zum Trotz mit dem 3:1 (0:0)-Sieg eingefahren war, beschwor Zschiesche in der Pressekonferenz noch einmal die Geduld, die die Fans derzeit mit dem selbsternannten Meisterschaftsanwärter haben müssten: "Wie schnell das unruhig wird – Leute, wir müssen doch zusammenhalten!" Den ein oder anderen Fehler müsse man dem neu zusammengestellten Team doch zugestehen. "Man darf nicht vergessen: Wir sind eigentlich in der vierten Woche der Vorbereitung. Wir müssen schauen, dass wir trotzdem punkten und uns schnell entwickeln. Man kann ja Erwartungen haben – aber die müssen realistisch sein."

Nur dreieinhalb Wochen Vorbereitung sind eine Herausforderung für Markus Zschiesche

Aussagen, die zeigen, auf welch schmalem Grat die Kickers in der Anfangsphase dieser Saison wandeln. Ein komplett neues Team muss sich einspielen, gleichzeitig müssen schon jetzt Erfolge her. "Das ist schwierig. Ich habe so eine Situation mit nur dreieinhalb Wochen Vorbereitung auch noch nicht gehabt. Es ist eine Herausforderung", meint Zschiesche. Deshalb dürfe man auch nicht den Fehler machen, die aktuellen Leistungen schon jetzt mit denen in der vorangegangenen Meistersaison zu vergleichen. Da sei ein Team im zweiten Jahr zusammengewachsen gewesen und nur auf wenigen Positionen ergänzt worden. Am Freitag standen sieben Neuzugänge in der Startelf. "Dass noch der ein oder andere Fehler zu viel im Spiel ist, ist normal. Das ist auch keine Ausrede! In sieben, acht Wochen ist die Situation eine ganz andere. Dann müssen wir auch kritischer sein", so der neue Kickers-Trainer.

Und so war er am Ende denn auch mit seiner Heimpremiere zufrieden. "Nichts ersetzt einen Sieg", stellte er fest. Ob der glanzvoll erspielt oder wie diesmal eher mühsam erarbeitet ist, ist dann auch egal. Mit den Punkten kommt das Selbstvertrauen und letztlich auch die Spielfreude - lautet die einfache Kickers-Rechnung.

Moritz Hannemann erzielt das 2:1 für die in den neuen grau-weiß-gestreiften Auswärtstrikots angetretenen Würzburger Kickers.
Foto: Frank Scheuring | Moritz Hannemann erzielt das 2:1 für die in den neuen grau-weiß-gestreiften Auswärtstrikots angetretenen Würzburger Kickers.

Wer ist ein Führungsspieler?

Was ist also von diesem Kickers-Team zu erwarten? "Wir haben sehr viel Potenzial", sagte Rückkehrer Maximilian Zaiser nach der Partie mit Blick auf das neu zusammengestellte Team, das er nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit spürbar stabilisiert hatte. Auf Spieler wie den Mittelfeld-Regisseur, der nach verpasster Vorbereitung noch ein bisschen Rückstand hat, komme es nun an, stellte Zschiesche fest: "Die Spieler, die letztes Jahr Meister geworden sind, sind unheimlich wichtig. Sie kennen die Situation hier, die Gegner, die Bedingungen, was in den Spielen auf uns zukommt." Auch im Hinblick auf das Auswärtsspiel am kommenden Freitag in Burghausen sei das entscheidend. "Enes Küc oder Benjamin Girth, Noah Awassi oder Fatih Baca haben noch nie in der Regionalliga Bayern gespielt. Das sind gute Kicker. Aber es ist wichtig, zu wissen, was auf einen zukommt." Und so soll eben auch ein Spieler wie Dominik Meisel die Mannschaft anführen. Der 25-Jährige bekam nach der Auswechslung von Benjamin Girth die Kapitänsbinde überreicht. "Die Führung der Mannschaft ist auf einige Schultern verteilt. Ich habe den aus der vergangenen Saison verbliebenen Spielern gesagt: Wir brauchen euch genau jetzt."

Umso schwerer wiegt der Ausfall von Kapitän Peter Kurzweg, der nach seinem Kreuzbandriss in der vergangenen Woche in München operiert wurde. Mit Tim Kraus, der nach einer Schambeinentzündung wohl in der nächsten Woche wieder ins Training einsteigen kann, und Vize-Kapitän Daniel Hägele, der wohl noch zwei bis drei Wochen individuell trainieren wird, fehlen derzeit noch zwei weitere potenzielle Führungsspieler. Ihre Rückkehr soll, so hofft Zschiesche, für zusätzliche Stabilität sorgen. 

Neuzugang Alem Japaur jubelt, wie schon beim 2:2 gegen Türkgücü München, über ein Jokertor.
Foto: Frank Scheuring | Neuzugang Alem Japaur jubelt, wie schon beim 2:2 gegen Türkgücü München, über ein Jokertor.

In den ersten Saisonwochen müssen die Kickers sich nun aber erst einmal ohne sie durchkämpfen. Am Freitag waren es dann ja auch tatsächlich drei Neuzugänge, die den 3:1-Sieg sicherten. Theo Harz (50.), Moritz Hannemann (55.) und Alem Japaur (90.), der zum zweiten Mal als Einwechselspieler traf, erzielten die Tore für die Gastgeber. Dass die Rothosen den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Dennis Ruisinger (53.) diesmal viel besser und schneller verdauten als die Gegentore beim Auftakt-2:2 gegen Türkgücü München, darf man durchaus schon einmal als Hinweis darauf werten, dass die Würzburger ein kleines Stück vorangekommen sind auf dem Weg zum Top-Team der Liga.

Genau das wollen die Kickers erneut in dieser Saison sein. Das Potenzial schimmert immer wieder durch, die Probleme sind indes schnell offensichtlich. So zum Beispiel der große Raum zwischen Mittelfeld- und Abwehrkette, in dem der Gegner immer wieder Platz zum Kombinieren fand. Dinge, die freilich rasch abzustellen sein dürften, wie auch Trainer Zschiesche hofft. Am Ende herrschte dann, das war unter dem Tribünendach zu spüren, auch unter dem ungeduldigen Teil der Zuschauerinnen und Zuschauer jenes Gefühl, das Rückkehrer Zaiser in einen kurzen Satz packte: "Das wird schon!"

Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
Würzburger Kickers - Schwaben Augsburg 3:1 (0:0)

Würzburg: Friedsam - Wieselsberger, Baca, Awassi, Montcheu - Hannemann, Wessig (63. Zaiser) Meisel - Harz (82. Härtl), Girth (67. Japaur), Küc (67. Junge-Abiol).
Augsburg: Reil - Geil (70. Karvar), Ruisinger, Herzig, Krug - Ostzorlek, Heiß (62. Greppmeir), Ramser, Greisel (86. Fackler-Stamm) - Radoki (70. Öztürk), Diowo (62. Kurz).
Schiedsrichter: Felix Grund (Haidlfing).
Zuschauende: 1872.
Tore: 1:0 Theo Harz (50.), 1:1 Dennis Ruisinger (53.), 2:1 Moritz Hannemann, 3:1 Alem Japaur (90.+3).

 
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  • Michael Betz
    Wie sang Sammy Kuffour einst: "rot-weisse Trikot, wir wolle rot-weisse Trikot, roooot-weisse Triiiikot !!! "
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  • Erwin Hartinger
    Das wird schon, Geduld ist angesagt sonst wird es nicht mit der Meisterschaft!!
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