Die drei Männer sind sich einig: So etwas haben sie in all ihren Jahren im Fußball noch nicht erlebt. "Komplett kurios" nennt Marcel Scherer, Obmann der Schiedsrichtergruppe Würzburg, am Montag den Fall, der sich am Sonntag im Spiel der Kreisliga Würzburg 1 zwischen der SG Randersacker und dem 1. FC Eibelstadt zugetragen hat. Und Kreisspielleiter Marco Göbet sagt auf Anfrage: "Glauben Sie mir, ich bin seit 2006 beim Bayerischen Fußball-Verband, aber das ist echt eine Nummer, dass ein Tier ins Spielgeschehen eingreift!"
Was war passiert? Schiedsrichter Christian Scheb schildert das Geschehen. "Es läuft die siebte oder achte Spielminute, als Eibelstadt auf der Außenbahn einen langen Ball nach vorne schlägt. Ich orientiere mich Richtung Randersackerer Tor. Im Augenwinkel nehme ich wahr, dass in Höhe der Mittellinie irgendwas Kleines auf dem Platz ist." Dann geht alles ganz schnell. Ein Eibelstädter Spieler legt den Ball quer nach innen, der Schuss seines Kollegen aus etwa 16 Metern landet im Randersackerer Kasten. 0:1 für die Gäste.
Proteste der Randersackerer Spieler nach Gegentor
Kaum hat Scheb den Treffer gegeben, stürmen schon die Kicker der gastgebenden SG auf ihn zu. Protestieren. Fordern, dass Scheb das Tor zurücknimmt. Warum? "Sie seien abgelenkt gewesen durch einen Hund, der aufs Spielfeld gerannt war", berichtet der Unparteiische, "und dann stehengeblieben, weil sie mit einer Unterbrechung gerechnet hatten, wie sie sagten."
Scheb muss beim Erzählen am Telefon merklich schmunzeln. "Ich bin seit 2007 Schiedsrichter, aber das habe ich noch nie erlebt. Nicht, dass ein Tier während eines Spiels auf den Platz kam, und schon gar nicht, dass es Einfluss aufs Geschehen genommen hat."
In diesem Fall aber war es tatsächlich so, wie sich der 37-jährige Himmelstädter vergewissert. Er fragt einen Betreuer des FC Eibelstadt, der bestätigt den tierischen Vorfall. "Es war der unangeleinte Hund eines Zuschauers, dem das Tier kurz ausbüxte", bringt Scheb in Erfahrung. Um was für einen Hund es sich genau gehandelt habe, wisse er nicht: "Nicht so groß wie ein Schäferhund, nicht so klein wie ein Dackel. Irgendein Mischling oder so, kniehoch vielleicht."
Auch Kreisspielleiter Marco Göbet erheitert der Fall
Scheb jedenfalls nimmt das Tor zurück, die Partie wird regelkonform mit einem Schiedsrichterball fortgesetzt. "Minimalst" nur hätten die Eibelstädter über die Aberkennung ihres Treffers geschimpft. Protest werden sie nicht einlegen, wie FC-Sportleiter Roland Pawellek dieser Redaktion am Montag bestätigte. Am Ende trennten sich beide Mannschaften 2:2 – ohne weitere Unterbrechung.
Spielleiter Göbet erheitert der Fall. "Dass während eines Spiels mal eine Wildente über den Rasen watschelt oder sich ein Feldhase verirrt – schon vorgekommen, wenn auch nicht oft. Aber dass ein Hund ein Tor vereitelt, das ist echt kurios!"