Die Menschen in Bayern sind stolz darauf, es oft ein bisschen anders als die anderen zu machen. In der Eigenwahrnehmung bedeutet das natürlich, es besser als die anderen zu machen. Von außen betrachtet mag es dagegen eher eigenbrötlerisch wirken – was den Bayern wiederum nicht stört in seiner selbstauferlegten Bierruhe.
Es rumort unterm Hallendach
Jetzt aber ist es dem einen oder anderen dann doch zu viel des bayerischen Sonderwegs. Es rumort in der Anhängerschaft jener Klubs, die ihren Sport unter dem Hallendach betreiben. Vor allem im Eishockey geht die Existenzangst um. Aber auch Handball-, Basketball- und Volleyballvereine klagen über die strengen Corona-Regeln, die in Bayern gelten. Im Kern geht es darum, dass in den bayerischen Hallen weiterhin keine Stehplätze erlaubt und auf den Sitzplätzen ein Mindestabstand von 1,5 Metern vorgeschrieben sind. Das pegelt die Zuschauerzahlen so weit herunter, dass ein wirtschaftlich sinnvoller Betrieb kaum möglich ist. Vor allem für kleinere Klubs stellen die Zuschauereinnahmen die wichtigste Einnahmequelle dar. Bei den Bundesliga-Basektballern von s.Oliver Würzburg und den Zweitliga-Handballern der DJK Rimpar Wölfe machen die Ticketeinnahmen 25 bis 30 Prozent des Gesamtetats aus. Bei den Eishockey-Profis Augsburger Panthers sind es gar zwischen 70 und 80 Prozent der Gesamteinnahmen, die über die Zuschauer generiert werden.
Sauer stößt den Klub-Bossen zudem auf, dass es in den anderen Bundesländern ganz anders zugeht. Dank lockerer Regelungen sind dort die Ränge schon wieder gut gefüllt. Auf Dauer wird das eine finanzielle Unwucht innerhalb der Ligen mit sich bringen, die eine Wettbewerbsverzerrung darstellt. Denn die besten Profisportler gehen nun einmal dorthin, wo es am meisten zu verdienen gibt.
Die Staatsregierung soll umdenken
Hinter den Kulissen wird nun eifrig versucht, die Bayerische Staatsregierung zum Umdenken zu bewegen. Es scheint völlig offen, ob das gelingt, denn die Lobby der Hallensportarten ist nicht mit der des Fußballs zu vergleichen. Oder, um es leicht zuzuspitzen: Wenn Oliver Kahn in der Staatskanzlei anruft, hat das ein anderes Gewicht, als wenn Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler zum Telefonhörer greift.
Inzwischen geht die Angst um, die Staatsregierung könnte es sich einfach machen und den Klubs anbieten, die Hallen zu füllen – unter der Voraussetzung, sie lassen nur Geimpfte und Genesene ein. Die 2G-Regelung würde den Klubs den schwarzen Peter zuschieben, denn die müssten dann ihre (warum auch immer) ungeimpften Anhänger ausschließen. Diese Entscheidung sollte einem Sportverein aber nicht aufgebürdet werden. Stattdessen wäre es in diesem Fall für alle Beteiligten ein Gewinn, würden die Bayern einfach nur auf ihren Sonderweg verzichten. Manchmal machen es die anderen auch ganz gut.
Und die Frage nach dem "warum auch immer" man Ungeimpfte nicht reinlassen sollte, beantwortet Michael Reinhard heute wunderbar in seinem "Leitartikel" auf Seite 2!