Das Spiel war gerade vorbei. Die Würzburger Kickers hatten mit 1:3 (1:0) bei Tabellenführer Hamburger SV verloren, da sagte Kickers-Trainer Marco Antwerpen: "Man muss auch die Umstände betrachten, unter denen wir hier angetreten sind."
Es war um ein Uhr früh am Samstag, als im Würzburger Mannschaftshotel die Nachricht eintraf, dass bei den obligatorischen Corona-Tests drei Ergebnisse positiv waren. Frühstens 36 Stunden vor einem Spiel müssen sämtliche Team-Mitglieder auf das Covid-19-Virus getestet werden, das besagt das Hygiene-Konzept der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Die Auswertung übernehmen von der DFL bestimmte Labore.
Die Ergebnisse lösten bei den Kickers hektische Betriebsamkeit aus. "In dem Moment wussten wir nicht, ob das Spiel stattfinden kann", berichtete Antwerpen. Die Betroffenen - die beiden Co-Trainer Kurtulus Öztürk und Philipp Eckart sowie Abwehrspieler Douglas - wurden vom Team separiert. Um das Spiel stattfinden zu lassen, brauchte es rasch einen Nachweis, dass das Virus nicht im Mannschaftskreis grassiert. Ein beim ganzen Team durchgeführter Schnelltest ergab nur negative Ergebnisse. "Da sieht ein Essensraum aus wie ein Testlabor. Statt dass du eine Mannschaftssitzung durchführst und dich auf den HSV vorbereitest, geht es dann darum, welche Tests positiv oder negativ sind", erzählte der Kickers-Trainer.
Douglas hätte gespielt, verriet Antwerpen auch, aber der "falsch positive" Test verhinderte dies. Kurz nach der Partie war dann nämlich klar: Die drei vermeintlichen Corana-Fälle waren gar keine. Das Labor hatte gegenüber den Kickers das falsche Testergebnis eingeräumt. Die drei Betroffenen konnten schon am Sonntag ganz normal am Training teilnehmen.
Ein Fall, der Fragen aufwirft. Zumal er nicht der einzige ist. FC-Bayern-Akteur Serge Gnabry war in der vergangenen Woche zunächst positiv auf Covid-19 getestet worden, zwei weitere Test waren dann aber negativ ausgefallen. Beim Würzburger Zweitliga-Kontrahenten FC Heidenheim gab es sechs Fälle, in denen sich ein zunächst positives Ergebnis als falsch herausstellte. Bei Drittligist Türkgücü München waren die drei Tests aufgrund derer die Partie beim FSV Zwickau abgesagt wurde "falsch positiv".
"Fehler passieren", kommentierte Kickers-Trainer Antwerpen die Vorkommnisse am Tag nach der Partie. Der Klub, der sich nicht weiter zu den Vorfällen äußern will, setzt laut einer Mitteilung vom Samstag, "volles Vertrauen" in die Aufklärung durch die DFL. Der Ligaverband wollte sich am Sonntag auf Nachfrage dieser Redaktion nicht zu den falschen Testergebnissen bei den Kickers äußern.
Ob ein Protest gegen die Spielwertung Aussicht auf Erfolg hätte? Als Ausrede für die Niederlage am Samstag will Kickers-Coach Antwerpen den Corona-Wirrwarr jedenfalls nicht hernehmen: "Wenn man die erste Hälfte sieht, hatten wir das Ganze ja ganz gut weggesteckt. Es ist nicht unser Ansinnen, jetzt irgendeinen Schuldigen zu suchen."