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Fussball: 3. Liga
Kickers-Gegner: Der kleine SC Verl und seine großen Namen
Wenn die Rothosen am Montagabend das erste Heimspiel der Saison bestreiten, ist der Name des Gegners kein großer. Die der ehemaligen Spieler dafür umso mehr.
Bereits seit 2017 beim SC Verl an der Seitenlinie: Trainer Guerino Capretti
Foto: Friso Gentsch, dpa | Bereits seit 2017 beim SC Verl an der Seitenlinie: Trainer Guerino Capretti
Felix Mock
 und  Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:32 Uhr

Verl, 25 000 Einwohner, eine ostwestfälische Kleinstadt südlich von Bielefeld. Alkoholkonsumenten und Freunden von Nutz- und Ziergeflügel könnte der Ort ein Begriff sein - dort ansässig sind ein bekannter Magenbitter-Produzent sowie ein ganzjährig stattfindender Tiermarkt, der der Stadt zufolge bundesweit Besucher anziehen soll. Seit der vergangenen Saison ist Verl dank des 1924 dort gegründeten Sportclubs auch auf der Karte Fußballdeutschlands vertreten: Es war die erste Saison der Schwarz-Weißen in der 3. Liga. Am Montagabend (19 Uhr) bestreitet die Mannschaft von Trainer Guerino Capretti, bereits seit 2017 im Amt, bei den Würzburger Kickers ihr erstes Auswärtsspiel der zweiten Spielzeit im Profifußball.

Umkehrschluss: Der Aufsteiger aus Verl hat die Klasse gehalten. Und das durchaus beeindruckend: Mit 55 Punkten schlossen Capretti, durch seine Arbeit beim Kleinstadt-Klub auch auf dem Zettel manch größerer Vereine, und sein Team die letztjährige Runde auf Rang sieben ab. 66 Treffer waren der zweitbeste Wert der Liga. Nur der TSV 1860 München mit Toptorjäger Sascha Mölders traf noch häufiger. Zuvor war der Klub, der in der Gunst zahlreicher mittelständischer Unternehmen in Verl und Umgebung steht, jahrelang in der Regionalliga unterwegs.

Wenngleich der SC Verl neben den zwei torgefährlichsten Angreifern Aygün Yildirim und Zlatko Janjic (jeweils 14 Tore) noch weitere Leistungsträger ziehen lassen musste, gelang der Saisonstart am vergangenen Wochenende. Gegen die zumindest als Geheimfavorit gehandelte Türkgücü aus München sicherte sich das Capretti-Team beim torlosen Remis immerhin einen Zähler. "In dieser Spielzeit starten wir auf einem anderen Level und sind besser vorbereitet", sagte der SC-Coach noch im Vorfeld der Partie mit Blick auf diese zweite Drittliga-Saison.

Kompensiert haben die Verantwortlichen die Abgänge mit hauptsächlich jungen Spielern. Mit Ausnahme des 38-jährigen Stürmeroldies Mahir Saglik (er stand in seiner Karriere immerhin 26 Mal in der Bundesliga, 150 Mal in der 2. Bundesliga auf dem Platz) sind alle Neuzugänge jünger als 26 Jahre alt. Das sei auch dem finanziellen Aspekt geschuldet, sagte Capretti gegenüber "Reviersport". Man habe auch in dieser Saison den kleinsten Etat der Liga zur Verfügung.

Der Weg, mit jungen und unbekannten Spielern zu arbeiten, ist für den Verein kein neuer. So klanglos der Klubname, so bekannt sind doch einige der Fußballer, die einst ihre Schuhe für den SC Verl geschnürt haben. Arne Friedrich war vor seinem Wechsel zur benachbarten Bielefelder Arminia für die Schwarz-Weißen am Ball. Angelo Vier, später zweimaliger Torschützenkönig der Zweiten Bundesliga, absolvierte zwei Spielzeiten für den Klub. Roger Schmidt, Ex-Trainer von Bayer Leverkusen und aktuell Coach der PSV Eindhoven, kickte gar sieben Jahre für die Ostwestfalen. Und der heutige Sportvorstand des 1. FC Nürnberg, Dieter Hecking, startete im Jahr 2000 in Verl seine Trainerkarriere.

Eindeutig verteilt sind für Kickers-Trainer Torsten Ziegner die Rollen vor dem Aufeinandertreffen am Dallenberg nicht. Möglicherweise gelte seine Mannschaft als Zweitliga-Absteiger ja als Favorit aber: "Auf der anderen Seite hat Verl ein Jahr 3. Liga hinter sich. Die wissen, was es braucht, um in dieser Liga zu bestehen. Es wird ein sehr enges Duell, das die Mannschaft gewinnt, die weniger Fehler macht."

Und das sollen nicht die Kickers sein. Beim Auftakt-0:1 bei 1860 München vermisste Ziegner die Leichtigkeit im Spiel seiner Elf: "Wir haben Spieler in der Mannschaft, für die war es das erste Mal im Männerbereich vor Zuschauern. Da war sicher auch die Anspannung zu groß, um befreit Fußball zu spielen. Die Erfahrung haben wir gesammelt. Die Kulisse sollte nicht mehr zu so großer Aufregung führen, dass sie uns hemmt."

 
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