Die Köpfe der Spieler gingen nach dem Abpfiff nach unten - dahin, wo auch der Weg der Wölfe Würzburg führt, sollte nicht noch ein Wunder passieren. Nach ihrer 23:26 (10:13)-Niederlage im Kellerduell beim Tabellenvorletzten HC Empor Rostock ist der Klassenerhalt in der Zweiten Handball-Bundesliga trotz noch 14 ausstehender Partien nur noch ein theoretisches Szenario, denn allein in den nächsten vier Spielen geht es gegen Teams aus den Top Fünf.
Den letzten Platz verlassen und "ranrobben" an die vor ihnen stehenden Klubs: Das hatte Trainer Julian Thomann vor dem Wochenende als Ziel für die weiteste Auswärtsfahrt der Saison an die Ostsee ausgegeben. Dort ging seine Mannschaft stattdessen allerdings am Sonntagabend sprichwörtlich baden. Sie bleibt in fremden Hallen in dieser Spielzeit weiter sieglos und behält die Rote Laterne.
Wölfe-Trainer Julian Thomann: "Das war und ist nicht gut genug"
"Das war und ist nicht gut genug. Da gibt's nichts schönzureden, so ehrlich müssen wir sein", sagte Thomann im Gespräch mit dieser Redaktion und klang sehr traurig. "Wenn man nicht absteigen will, muss man diese Spiele gewinnen."
Die Verantwortlichen können für die Dritte Liga planen. Dass sie das bereits tun, zeigen die bisher bekannt gegebenen Personalien für den künftigen Kader.
Gute Abwehr, schlechte Chancenauswertung
In der mit 1400 Zuschauenden fast ausverkauften Rostocker Stadthalle, wo die Unterfranken auf die angeschlagenen Benedikt Brielmeier und Valentin Neagu verzichten mussten und die Hansestädter sogar auf fünf Leistungsträger um Abwehrchef Marc Pechstein und Toptorschütze Janos Steidtmann, deutete zunächst vieles auf ein Geduldsspiel hin. Doch nachdem die Gastgeber in Überzahl erstmals mit zwei Toren in Führung (6:4, 11.) gegangen waren, schaukelten sie den Sieg verdient nach Hause.
Die Gäste stellten über weite Phasen zwar eine gute Abwehr, gingen die Ballführenden aggressiv an und brachten die Gegner oft an den Rand des Zeitspiels. Doch daraus schlugen sie zu wenig Profit, denn ihre Chancenverwertung war mal wieder zu schlecht. Unter anderem vergeigten sie in der ersten Halbzeit alle vier Siebenmeter, insgesamt standen am Ende 19 Fehlwürfe zu Buche.
Großer Unterschied auf der Torhüter-Position
Den größten Unterschied machten die Torhüter aus: Während Robert Wetzel im HC-Kasten auf 15 Paraden und eine starke Quote von 39 Prozent kam – neben den Strafwürfen entschärfte er auch zwei Tempogegenstöße –, agierten seine Würzburger Kollegen unter ihren Möglichkeiten. Andreas Wieser und Jonas Maier hielten zusammen nur vier Bälle.
Nachdem Empor seinen Vorsprung kurz vor der Pause auf 11:7 (26.) ausgebaut hatte, pirschten sich die Wölfe nach Wiederanpfiff noch mal kurz ran (13:12, 33.). Rostocks Antwort: ein 3:0-Lauf. Näher als auf drei Treffer kamen die Würzburger, bei denen Oliver Zeidler nach seiner dritten Zeitstrafe noch die Rote Karte (46.) kassierte, nicht mehr heran. Trotz des siebten Feldspielers, trotz zweier Kempa-Tore von Steffen Kaufmann und trotz einer Abwehrumstellung in den Schlussminuten. "Es war ein sehr ernüchternden Abend, mal wieder", bilanzierte Thomann.
Thomann appelliert weiter an den Kampfgeist – für Verein und Fans
Während dem Rest der Liga nun eine Englische Woche bevorsteht, haben die Wölfe durch die Verlegung des Heimspiels gegen den HC Motor Zaporizhzhia auf 9. Mai bis kommenden Sonntag spielfrei. Dann geht es zur HSG Nordhorn-Lingen. Die mutmaßliche Abschiedstour nach zehn Jahren Zweite Liga, sie wird lang und könnte zäh werden.
"So lange wir rechnerisch nicht abgestiegen sind, schreibe ich uns nicht ab, auch wenn unsere Chancen auf den Klassenerhalt jetzt gegen null gehen", sagt Thomann. "Dass wir weiterkämpfen, sind wir dem Verein und unseren Fans schuldig."
Die Statistik des Spiels
HC Empor Rostock - Wölfe Würzburg 26:23 (13:10)