
Peter Kurzweg findet Trainingslager gut. Okay, wenn sie so lange dauern wie damals unter Trainer Bernd Hollerbach, als die Kickers als Zweitligist schon einmal zwölf Tage unterwegs gewesen waren, können sie sich ganz schön in die Länge ziehen. Aber hier auf Mallorca, "da habe ich nichts von Lagerkoller mitbekommen", so Kurzweg am Donnerstagnachmittag im Garten der Finca, auf dem er mit seinem Team untergebracht ist.
Ganz im Gegenteil, der Kapitän des FC Würzburger Kickers findet es angenehm, "dass hier einmal die ganze Mannschaft zusammen ist. Dass wir hierher geflogen sind, kam auch für uns sehr spontan und war eine gute Geste vom Verein." Der Regionalliga-Spitzenreiter war am Sonntag auf die Ferieninsel aufgebrochen, an diesem Samstag soll das Team zurückkehren.
Kurzwegs Vertrag verlängert sich nur bei Aufstieg
Vor dem Fußball-Regionalligisten liegen besondere Wochen und Monate, in denen sich für viele Spieler im Kader womöglich Entscheidendes für den weiteren Karriereverlauf tut. Auch Kurzweg ist davon betroffen. Schaffen die Rothosen im Sommer den Aufstieg und die Rückkehr in die 3. Liga, dann steht er auch in der kommenden Saison am Dallenberg unter Vertrag.
Und wenn nicht? "Ich bereite mich auf alle Eventualitäten vor", sagt er. Eigentlich würde er ja noch gerne Fußball spielen. "Aber ich kann mir nicht mehr vorstellen nach Norddeutschland zum Beispiel nach Lübeck zu wechseln." Das Nomadenleben eines Profifußballers will der 29-jährige Vater eines Sohnes nicht mehr führen. "Ich trage jetzt nicht mehr nur Verantwortung für meine eigene Karriere", so Kurzweg, der an diesem Samstag 30 Jahre alt wird.
Viele bei den Kickers spielen in dieser Saison um ihre Zukunft, ihre Rolle im Profifußball. Kurzweg, der 2015 erstmals zu den Kickers gewechselt war und ein Jahr später mit den Rothosen den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte, kennt die Mechanismen des Geschäfts. "Ich kann den Jungs da schon ein paar Tipps geben", sagt er.
Zuversicht vor dem Rest der Saison
Dass in der Restsaison auch die ungeklärte Vertragssituation einzelne Spieler beschäftige, das sei nicht wegzudiskutieren. "Natürlich macht sich da jeder Gedanken. Das kann man doch auch niemandem vorwerfen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht: Wenn wir aufsteigen, profitiert jeder davon. Auch diejenigen, die weniger gespielt haben", sagt er. Und deshalb glaubt der Spielführer auch, dass das Team für den Erfolg in der Restsaison an einem Strang ziehen wird.
"Ich will unbedingt noch einmal mit den Kickers aufsteigen. Ich habe mir schon ein paar Mal vorgestellt, was das für ein Gefühl sein muss", sagt Kurzweg. Jetzt, so kurz vor dem Liga-Neustart, der am 2. März mit einem Heimspiel gegen die SpVgg Ansbach terminiert ist, sei es aber noch nicht der richtige Zeitpunkt, an mögliche Aufstiegsspiele gegen den Meister der Regionalliga Nord Gedanken zu verschwenden.
Auch wenn die Konkurrenten in Bayern entweder von den Kickers schon weit abgehängt sind oder wie im Fall des schärfsten Verfolgers DJK Vilzing bereits angekündigt haben, den Sprung in die 3. Liga nicht anzustreben, traut Kurzweg der Sache noch nicht. "Für mich geht es erst einmal darum, den ersten Platz in den nächsten Spielen weiter abzusichern. Unser Anspruch ist es, Meister zu werden. Darum geht es jetzt zuerst", sagt er und erinnert sich an die Vorsaison, als die Rothosen in den Wochen nach der Winterpause ihre Titelchancen verspielten.
"Es gibt keine Ausreden"
"Der Druck ist groß", stellt Kurzweg fest: "Aber wir dürfen die Nerven nicht verlieren und dürfen nicht verkrampfen." Und damit das nicht passiere, sei es eben wichtig gleich nach der Winterpause wieder gute Ergebnisse einzufahren und den Schwung aus dem Herbst im neuen Jahr wieder aufzunehmen.
"Wir müssen gleich in den ersten Spielen rigoros und ergebnisorientiert spielen, damit wir gut aus den Startlöchern kommen. In der vergangenen Saison haben wir da einige Spiele, die wir eigentlich im Griff hatten, unentschieden gespielt." Erlebnisse, aus denen er und seine Mitspieler gelernt haben, glaubt Kurzweg. "Wir schauen nur auf uns. Ob die Konkurrenz nun aufsteigen will oder nicht, ist uns egal. Jeder weiß: Es gibt keine Ausreden."