Wer über Maidbronn nach Rimpar fährt, wird am Ortseingang von einem Banner empfangen: Komm‘ ins Wolfsrevier steht darauf – neben einem Bild von Sebastian Kraus. Nun hat das Eigengewächs des Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe seine Karriere im Juni bekanntlich beendet, ebenso wie Ex-Kapitän Stefan Schmitt. Beim Vorbereitungsturnier um den Wölfe-Cup in der Dreifachsporthalle am Wochenende waren sie beide trotzdem im Einsatz. Erstmals nicht auf dem Feld, sondern als Co-Kommentatoren für die Live-Übertragung der Spiele auf Sportdeutschland.TV, die in der am 24. August beginnenden Saison für alle Klubs der zweiten Bundesliga verpflichtend ist und nun von den Wölfen erstmals getestet wurde – mit noch Nachbesserungsbedarf vor allem im Ton.
Noch einiges zu tun
Den gibt es nach Ansicht von DJK-Trainer Matthias Obinger bis zum Rundenstart in Essen auch noch sportlich: „Wir haben noch viel zu tun“, sagte er am Sonntag, „vor allem bei der Feinabstimmung in der Abwehr und bei Rückraumwürfen.“ Sein Team landete vor insgesamt rund 600 Zuschauern an allen drei Tagen auf dem dritten Rang hinter dem ungeschlagenen ukrainischen Champions-League-Teilnehmer Motor Zaporoshye, dem dänischen Vizemeister GOG Sport aus Gudme und vor dem österreichischen Erstligisten HC Linz AG. Gegen diesen hatten die Rimparer nach der freitäglichen 24:28 (12:16)-Auftaktniederlage am Samstag einen 35:19 (18:10)-Kantersieg gefeiert, bevor sie am Sonntag zum Abschluss dem Klub aus Gudme mit 26:34 (14:17) unterlagen.
Begrenzte Auswechselmöglichkeiten
Ohne Spielmacher Benjamin Herth und Rückraumakteur Lukas Siegler (beide verletzt), ohne den Langzeitpatienten Dominik Schömig (Kreuzbandriss) und im ersten Spiel auch noch ohne Torwart Max Brustmann (Urlaub) hatten die Wölfe nur sehr begrenzte Auswechselmöglichkeiten. Das machte sich vor allem beim Auftakt gegen die körperlich robusten Gegner aus Zaporoshye bemerkbar – „ein typisches Vorbereitungsspiel“, wie Obinger trefflich einordnete. Nicht nur aufgrund der Überlegenheit der Ukrainer lief dabei noch vieles nicht rund bei den Unterfranken. Der Coach bemängelte vor allem die mangelhafte Chancenauswertung und zu passives Zweikampfverhalten.
Rimpar steigert sich
Doch von Partie zu Partie steigerten sich seine Schützlinge – bis zur Pause der dritten Partie. Gegen Linz waren ihre Abläufe schon flüssiger. Variabel in der Abwehr, strukturiert im Angriff, deklassierten sie die Österreicher vor allem dank ihres Konterspiels. Dabei stach Neuzugang Fin Backs mit neun Toren heraus. Der von der MT Melsungen ausgeliehene Linksaußen, der erst kürzlich mit einer Bronzemedaille von der U-20-EM nach Rimpar gekommen ist, stellte seine Schnelligkeit und Treffsicherheit unter Beweis, blieb in der Flügelzange ebenso ohne Fehlwurf wie der gut aufgelegte Rechtsaußen Julian Sauer (fünf Tore).
Spiel über die Kreisläufer
In der dritten Begegnung stach in der ersten Halbzeit vor allem das Spiel über die Kreisläufer heraus. Patrick Gempp und dem zweiten Neuzugang Michael Schulz gelangen bis zum Seitenwechsel zusammen acht der 14 DJK-Treffer. Aggressiv präsentierte sich auch die Abwehr, in der Philipp Meyer allerdings nach seiner dritten Zweiminutenstrafe noch vor der Pause disqualifiziert wurde und damit als wichtige Stütze im Innenblock fehlte. Danach schwanden bei den Gastgebern, die nahezu durchspielen mussten, sichtlich die Kräfte. „Da hat sich wieder gezeigt, dass unser Kader zu dünn ist“, sagte Obinger. Gudme hielt das Tempo hoch, kam zu schnellen, einfachen Abschlüssen und hatte Rimpars Kreisläufer in der Defensive nun deutlich besser im Griff. Am Ende leuchtete für die Wölfe die höchste Niederlage des Turniers auf der Anzeigentafel auf. „Sie fiel sicherlich etwas zu hoch aus“, meinte der Trainer, der im ersten Abschnitt „das Optimum zum jetzigen Zeitpunkt“ von seinem Team gesehen hatte. Erfolgreichster DJK-Gesamttorschütze war Neu-Kapitän Patrick Schmidt mit 15 Treffern (davon fünf Siebenmeter).
DHB-Pokal steht vor der Tür
Bereits am kommenden Samstag steht im Wettbewerb um den DHB-Pokal ein weiterer Härtetest für die Wölfe an. In Heilbronn-Horkheim treffen sie in der ersten Runde auf den Bundesligisten TVB Stuttgart mit den 2007er-Weltmeistern Michael Kraus und Johannes Bitter.
Stefan Schmitt wird dann in Malaysia urlauben, Sebastian Kraus weiter die „bisher unbekannte Freizeit in den Sommermonaten genießen“. „Auch als Handballrentner ist man ja immer beschäftigt“, scherzte Schmitt, der dennoch eingestand, dass es sich komisch anfühle, nicht mehr zur Mannschaft zu gehören. Oder eben wie Kraus nur noch auf veralteten Bannern am Ortseingang.