Nach fast einem Jahr Corona-Zwangspause gibt es am Samstag wieder Bayernliga-Handball in der Region – und zwar in der Vorrundengruppe Nordwest der Männer: Die SG/DJK Rimpar II empfängt den TSV Haunstetten (18 Uhr, Dreifachhalle) und die DJK Waldbüttelbrunn ist im Unterfrankenderby Gastgeber für den TSV Lohr (19.30 Uhr, Ballsporthalle).
Vor Wochenfrist haben Rimpar II und Waldbüttelbrunn bei ihren ersten Saisonspielen auswärts deutlich gewonnen, für Lohr ist der Auftritt in der Ballsporthalle die Rundenpremiere. Hier ein Überblick in sechs Punkten über die unterfränkischen Vertreter in der Männer-Bayernliga.
Die Liga
Die Liga ist in zwei Vorrunden-Gruppen mit je sieben Teams geteilt, in eine Nordwest- und Südost-Staffel. Das Rundenende für diese Gruppen ist Mitte Februar 2022 geplant. Danach spielen die jeweils ersten Drei um die Meisterschaft, welche den direkten Aufstieg in die Dritte Liga beschert. Die jeweils letzten Vier kämpfen gegen den Abstieg, wobei die Anzahl der Absteiger abhängig vom Geschehen in der Dritten Liga ist. Je mehr bayerische Klubs aus der Dritten Liga absteigen, desto mehr müssen auch die Bayernliga nach unten verlassen. Es sind bis zu sechs Absteiger möglich.
"Ich gehe davon aus, dass die Nordwest-Gruppe die anspruchsvollere ist. Aber die Teilung war absolut sinnvoll, um auf eventuelle Entwicklungen reagieren zu können", sagt Bastian Krenz, der neuer Trainer der zweiten Rimparer Mannschaft ist. Er spielt darauf an, dass es vom Bayerischen Handball-Verband noch keine verbindliche Ansage über den Modus gibt, in dem es ab Mitte Februar weitergeht. Schließlich könnten nach Ende der Vorrunde Nachholspiele aufgrund von Quarantäne-Anordnungen nötig werden. Oder im schlimmsten Fall könnte es gar zu einem neuen Lockdown kommen, der völlig neue Planungen nötig machen würde. Aber nun stehen erst einmal die Vorrunden-Partien an: "Richtig einschätzen kann ich die Spielstärke der anderen noch nicht", sagt Trainer Dusan Suchy von der DJK Waldbüttelbrunn. Spielertrainer Maximilian Schmitt vom TSV Lohr meint: "Ich sehe die Nordwest-Staffel klar als die stärkere an."
Die Trainer
Bei der Rimparer Reserve hat es einen Trainerwechsel gegeben. Nachdem der bisherige Coach, Manuel Feitz, die Region aus beruflichen Gründen verlassen hat, ist nun Bastian Krenz für das Team verantwortlich, der nebenbei noch einer von drei Abteilungsleitern sowie Jugendkoordinator ist. In den vergangenen Jahren trainierte er in Rimpar vor allem höherklassige Jugendteams: "Als Männer-Trainer ist vieles mehr auf Taktik ausrichtet im Vergleich zur Jugend, wo man Spielern Werkezeuge an die Hand geben will, mit denen sie im Männerbereich bestehen können", sagt Krenz, dem mit Felix Heinrich-Bignasse ein ehemaliger Spieler der ersten Mannschaft zur Seite steht.
Dagegen geht Dusan Suchy in seine sechste Saison in Waldbüttelbrunn, auf Nachfrage muss der gebürtige Slowake erst einmal nachdenken, wie lange er bereits für die DJK tätig ist. Suchy scheint ein Mann für Langzeit-Engagements zu sein: Bei seinem vorigen Verein, dem TSV Rödelsee, war er zwölf Jahre lang tätig. In seine dritte Saison geht Maximilian Schmitt in Lohr, wobei der 29-jährige Grundschullehrer wegen Corona – die Saisons 2019/20 und 2021/20 wurden abgebrochen – noch keine Runde mit dem Team komplett absolvieren konnte: "Natürlich ist es manchmal etwas frustrierend, dass man aufgrund der Gegebenheiten nicht das aus den Jungs rausholen kann, was eigentlich möglich wäre", gibt er zu.
Die Personalsituation
Bereits im Sommer 2020 stießen mit Rückraumspieler David Winheim (TSV Rothenburg) und dem früheren Zweitliga-Kreisläufer Julian Bötsch (HSC Bad Neustadt) zwei Neue zur DJK Waldbüttelbrunn, die den beruflich stark beanspruchten Spielmacher Andreas Paul indes nicht mehr im Kader führt. Mittlerweile trägt auch der aus Margetshöchheim stammende Rechtsaußen Noah Mund das DJK-Trikot, der zuvor in Rimpar und Erlangen in der Jugend spielte. "Wir werden viel Freude an ihm haben", sagt Trainer Suchy über den Youngster. Im Derby am Samstag plant er auch wieder mit Rückraumspieler Yannick Bardina, der sich zuletzt auf Hochzeitsreise befand, gegen seinen Lohrer Ex-Verein aber nur zu gerne spielen will.
Auf Lohrer Seite fallen die Veränderungen weniger stark aus: Hier ersetzt der portugiesische Kreisläufer Bernardo Gomes den spanischen Routinier Carlos Prieto, der aber für einen Notfall weiter bereitsteht. Den Rücktritt des langjährigen Rechtsaußen Benjamin Horn versuchen die Lohrer mit Personal aus dem eigenen Nachwuchs zu kompensieren.
Wenig hat sich auch bei Rimpars zweiter Garnitur getan: Torhüter Paul Sigl steht wegen eines Praktikumssemesters in München derzeit nicht zur Verfügung, dafür rücken zwei A-Jugend-Keeper in den Kader. Zuletzt in Friedberg erhielten auch Feldspieler aus der A-Jugend Einsatzzeiten. Doch Bastian Krenz macht klar, dass es ohne die Erfahrenen nicht geht: "Ziel ist natürlich das Heranführen der Jugendlichen an den Männerbereich. Aber wenn es hart auf hart kommt, hat ein Jugendlicher, auch wenn der sechsmal die Woche trainiert, im Vergleich mit einem gestandenen Bayernligaspieler, der vielleicht nur zweimal in der Halle ist, immer noch Dinge, die er lernen muss."
Die Vorbereitung
8800 Kilometer: Das war die Zahl, die die Lohrer Handballer auf verschiedenen sozialen Medien posteten. So weit seien die Spieler der ersten Mannschaft in der Vorbereitung unterwegs gewesen. Grund für derlei Fernfahrerei: Die eigentliche Spielstätte, die Spessarttorhalle, war bis Ende September Corona-Impfzentrum des Landkreises Main-Spessart. Die Nägelseehalle als Alternative stand bisweilen gar nicht und oft nur eingeschränkt zur Verfügung.
"Eigentlich kann man das, was wir absolviert haben, keine Vorbereitung nennen, sondern nur ein Arrangieren mit den Gegebenheiten", erklärt Maximilian Schmitt, dessen Team in der Vorbereitung ständig unterwegs war, um Testspiele bei anderen Vereinen zu absolvieren. Von Budenheim in Rheinland-Pfalz bis ins oberbayerische Ismaning. "Seit drei Wochen können wir endlich dreimal wöchentlich in die Nägelseehalle. Und ich glaube nicht daran, dass unser erstes Heimspiel am 23. Oktober in der Spessarttorhalle auch wirklich stattfindet", erklärt der Lohrer Spielertrainer. Grund für die Skepsis: Nach der Auflösung des Impfzentrums in der Spessarttorhalle wird die Sportstätte erst einmal auf Schäden untersucht. Im ungünstigsten Fall folgen danach noch Reparaturarbeiten.
Solche Probleme hat die Konkurrenz nicht: In Rimpar verfügen sie über eine vereinseigene Traininghalle, die Krenz und sein Team seit der Wiederzulassung des Hallensports uneingeschränkt nutzen konnten. In Waldbüttelbrunn üben die Handballer seit Mai wieder in der kommunalen Ballsporthalle. "Wir konnten die Halle perfekt nutzen. Wir haben nicht so viele Testspiele absolviert wie in den letzten Jahren, sondern uns aufs Training konzentriert", berichtet Dusan Suchy, für dessen Team die Heimspielstätte in den vergangenen Jahren oft wegen Bauarbeiten nicht nutzbar war. Ein weiteres Plus für Waldbüttelbrunn: Als eines von drei bayerischen Teams nahm die DJK im Juni 2021 an einer Aufstiegsrunde zur Dritten Liga teil, wo im entscheidenden Spiel beim 19:19 gegen den HSC Coburg II nur ein Törchen fehlte. Doch die Aufstiegsrunde sei hilfreich gewesen, um nach der langen Corona-Pause wieder den Rhythmus zu finden, glauben sie in Waldbüttelbrunn.
Die Ziele
In Rimpar und Waldbüttelbrunn geht der Blick nach oben: "Wir wollen in die Play-offs um den Aufstieg", macht Krenz klar, dass die Zweitliga-Reserve in der Vorrunde einen Platz unter den ersten Drei anstrebt. Gleiches wollen sie auch im westlichen Landkreis Würzburg: "Wir wollen in die Gruppe, die um den Aufstieg spielt", betont Suchy. Dagegen ist das Ziel in Lohr bescheidener: " Wir wollen so früh wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun haben", so Schmitt. Zwar war sein Team in der Abbruchsaison 2019/20 Vierter geworden, doch sei die Mannschaft nach der eingeschränkten Vorbereitung noch nicht bei ihrem vollen Leistungsvermögen.
Die Favoriten
Wer den Drittliga-Aufstieg nur knapp verfehlt und sich ordentlich verstärkt hat, dem wird natürlich das Favoritenschild umgehängt: "In unserer Gruppe sehe ich Waldbüttelbrunn klar auf Platz eins", verteilt Maximilian Schmitt Vorschusslorbeeren an den Auftaktgegner, ergänzt aber: "Aber auch Rimpar und Erlangen-Bruck könnten eine gute Rolle spielen. In der anderen Gruppe sehe ich Regensburg und Landshut ganz vorn." Bastian Krenz meint: "Waldbüttelbrunn musst du immer auf dem Schirm haben, aber auch der TV Erlangen-Bruck ist stark. Aber womöglich werden die Karten ja nach der langen Corona-Pause neu gemischt." Dusan Suchy redet indes weniger über sein eigenes Team als über die Qualität anderer: "Rimpar II ist richtig gut drauf und Geheimfavorit. Stark sind auch der TV Erlangen-Bruck und in der anderen Gruppe Regensburg und Landshut."