Zehn Punkte aus den ersten vier Spielen, seitdem aber nur noch einer – der FV 04 Würzburg steht nach den ersten zehn Spieltagen in der Fußball-Bayernliga Nord auf Platz 13, der letzten noch sicheren Stufe vor den Relegation- und Abstiegsrängen. Vor der Auswärtspartie bei Regionalliga-Absteiger Hankofen-Hailing an diesem Samstag (16 Uhr) geht FV-Trainer Harald Funsch ausführlich auf die aktuelle Lage bei den Blauen ein.
Verletzungen und sonstige Ausfälle führten in den vergangenen Wochen dazu, dass der FV in den bisherigen zehn Partien bereits 26 Akteure einsetzte. Dadurch verringerte sich das Durchschnittsalter der Anfangself, das Anfang August im Heimspiel gegen Donaustauf (2:0) noch bei 23,9 Jahren lag, Anfang September in Gebenbach (2:3) auf 22,3 Jahre. "Dort haben wir gerade mal mit zwei Spielern der Anfangsformation vom ersten Spieltag begonnen", verdeutlicht Funsch.
Schwankungen sind das natürliche Los eines Ausbildungsvereins
"Wir sind dazu verdammt, aus ständig neuen Formationen das möglichst Beste herauszuholen. Aber ein Auf und Ab ist auch das Los eines Ausbildungsvereins. Je jünger eine Mannschaft ist, umso mehr schwanken die Parameter", sagt der 59-Jährige. "Uns allen war klar, dass es diese Schwankungen geben wird. Wenn diese dann eintreten, dürfen wir nicht so tun, als hätten wir das nicht gewusst."
Auch wenn dies zuletzt nicht mehr zu Zählbarem führte, "haben wir weiter das Potenzial, in dieser Klasse mitzuspielen. Wir hätten in jedem Spiel Tore schießen und Punkte holen können". So hätten die Blauen in Gebenbach "eine richtig gute Leistung gezeigt und hätten auch 3:3 spielen können", findet Funsch.
Die jüngste Niederlage am Mittwochabend zu Hause gegen den SSV Jahn Regensburg II (1:2) dagegen "war bitter, nicht der Gegner hat das Spiel gewonnen, sondern wir haben es verloren". Der FV sei "nicht an die Leistungsgrenze gekommen". Das seien die besagten Schwankungen. "Wir müssen das aushalten können, die Spieler werden dazulernen. Ich sehe deutlich die Fortschritte bei jedem Einzelnen."
Elf verschiedene Torschützen, aber erst einmal mehr als zwei Tore
Als Beispiel führt der Trainer Nils Hock in seinem erst zweiten Bayernliga-Jahr an: "Wie schnell ein so junger Spieler trotz einer ganz anderen Rolle in dieser Saison bei uns zu einer unverzichtbaren Größe geworden ist." Der 19-Jährige stand mit Torhüter André Koob in allen bisherigen zehn Spielen auf dem Feld. So würden Spieler lange Einsatzzeiten bekommen, "mit denen zu diesem frühen Zeitpunkt in der Saison so nicht zu rechnen war".
Verbessern müssen sich die Nullvierer freilich beim Verhindern von Gegentoren. 19 kassierten sie schon, ein in der Liga hoher, zu hoher Wert. "Auch deshalb war es zuletzt schwierig für uns, Spiele zu gewinnen, da wir nicht in jeder Partie mehr als zwei Tore schießen können." Obwohl der FV in der laufenden Runde elf verschiedene Torschützen hatte, trafen diese nur am ersten Spieltag in Coburg (4:1) eben mehr als zweimal ins Tor.
Als klarer Außenseiter geht es an diesem Samstag in Hankofen allerdings noch mal darum, dass sich die Ausgangslage vor den beiden Heimspielen gegen den ATSV Erlangen und den TSV Neudrossenfeld nicht sonderlich verschlechtert. "Dort wird sich der eine oder andere von uns umschauen. Da sind 500 Leute am Sportplatz, die schreien durch die Gegend und klatschen, wenn einer nur auf die Toilette geht. Mir gefällt ja dieses Dorfbuam-Ding. Das hat noch etwas vom Fußball von früher."
Personelle Lage beim FV verbessert sich mit abgelaufenen Sperren leicht
An das ebenso ungewöhnliche System der SpVgg, ein 3-2-4-1, werde sich der FV mit seiner Formation einstellen müssen, kündigt Funsch an. "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das in den vergangenen drei Jahren mal gesehen habe. Sie haben dieses System genau auf ihre erfahrenen Spieler angepasst." Alle elf, die am Dienstag gegen den ATSV Erlangen (3:0) starteten, spielten in der vergangenen Saison noch in der Regionalliga: "Das war nach 20 Minuten entschieden. Danach kann's auch 7:0 oder 8:0 ausgehen."
Auch in Niederbayern will der FV lernen: "In Hankofen können wir das erleben und davon etwas mitnehmen, was uns bislang noch fehlt. Manchmal sind die einfachen Dinge die besten – und das beschreibt Hankofen. Die Mannschaft spielt ohne Schnörkel klar und strukturiert nach vorne, die Spieler wollen sich um jeden Preis durchsetzen", charakterisiert Funsch die nächste Aufgabe.
Personell zeichnete sich bereits zuletzt Besserung bei den Blauen ab. Dennie Michel und Moritz Lotzen sind nach ihren Rot-Sperren wieder frei, Simon Schäffer bestritt nach einer Verletzung zuletzt sein erstes Saisonspiel über 60 Minuten. "Es ist mir zu negativ, nur auf den aktuellen Punkte- und Tabellenstand zu schauen. Eine solche Phase kostet Kraft, Nerven und Konzentration. Aber abgerechnet wird immer erst zum Schluss. Wenn diese Phase zu einem schnelleren Lernprozess führt, ist das für die ganze weitere Runde sehr hilfreich", mahnt Funsch Geduld an.