Die Corona-Inzidenzwerte steigen. Dass die Fußball-Saison in Bayern wie vorgesehen bis zum 30. Juni zu Ende gebracht werden kann, erscheint daher kaum noch vorstellbar, zumal die Staatsregierung zuletzt das Verbot des Amateursports bis 9. Mai verlängert hat. Im Angesicht dieser Entwicklung will der Bayerische Fußball-Verband (BFV) nun die Weichen für die Zukunft im Ligen-Spielbetrieb stellen. Und steuert gleichzeitig auf einen Saisonabbruch der im Sommer 2019 begonnenen Runde zu.
Wie der BFV am Donnerstag mitteilte, habe der Verbandsvorstand nach einer Videokonferenz am Mittwochabend nochmals zum Ausdruck gebracht, dass wegen der staatlichen Infektionsschutzmaßnahmen es nicht mehr möglich sei, die wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Spielzeit 2019/21 "in den allermeisten Ligen ordnungsgemäß zu Ende zu führen" und dass ein Saisonabbruch unvermeidlich erscheine. "Ein formeller Beschluss zum Abbruch sollte aber aus formalen Gründen noch nicht aktuell getroffen werden."
Offiziell hatte der BFV-Vorstand wie angekündigt den Ligapokal-Wettbewerb mit Ausnahme der Regionalliga Bayern abgebrochen. Zudem finde ein Austausch mit den betroffenen Vereinen und dem Innenministerium wegen des weiteren Vorgehens für den Toto-Pokal-Wettbewerb sowie für die Play-offs und den Ligapokal-Wettbewerb der Regionalliga statt.
Unterschiedliche Interessen
Die Spielordnung für die Ligen sieht eine Wertung nach Quotientenregel sowie Auf- und Absteiger ohne Relegation vor. Der BFV verweist darauf, dass es bei dem wahrscheinlichen Abbruch unterschiedliche Interessen bei den Vereinen gebe. "In den vergangenen Wochen gingen mehrere offene Briefe und einzelne Anträge von Vereinen ein, die zum überwiegenden Teil in den Abstiegskampf involviert sind und den BFV auffordern, die gültige Quotienten-Regelung nicht zur Anwendung zu bringen oder noch einzelne Spiele zur Veränderung der Quotienten zuzulassen", so der Verband in seiner Mitteilung. Andere Klubvertreter wollten die Quotientenregelung angewendet sehen, wieder andere plädierten für eine Fortsetzung der Runde über den 30. Juni 2021 hinaus.
"Wir müssen die Sicht der betroffenen Vereine akzeptieren und wollen diese auch nicht mit dem bloßen Hinweis auf die bestehenden Bestimmungen abweisen, wenngleich es unsere Aufgabe ist, möglichst allen Vereinen – also auch denjenigen, die sich auf die geltenden Regeln verlassen haben – gerecht zu werden. In der Konsequenz bleibt es dabei, dass wir davon ausgehen, dass es das wachsende Infektionsgeschehen nicht mehr erlauben wird, unter Berücksichtigung einer bayernweit einheitlichen und angemessenen Vorbereitungsphase auch nur einzelne Spiele in den Ligen noch anzusetzen", wird BFV-Vizepräsident Reinhold Baier in der Mitteilung zitiert.
Der BFV-Vorstand will nun von den Vereinen bayernweit ein Meinungsbild einholen und dabei die verschiedenen Möglichkeiten eines Saisonabbruchs nochmals beleuchten. "Wir sollten aber bedenken, dass es ein Leichtes ist, jetzt zu fordern, die Quotienten-Regelung auszusetzen und stattdessen nur Aufsteiger zuzulassen und den Abstieg nicht zu vollziehen. Die Konsequenzen wären extrem weitreichend, das muss man sich sehr genau ansehen", wird BFV-Vizepräsident Robert Schraudner zitiert.
Man müsse, so Schraudner, auch die Saison 2021/22 im Blick haben. "Wir müssen übervolle Ligen und damit eine Vielzahl an zusätzlichen Spieltagen möglichst vermeiden, um nicht wieder an den Punkt zu kommen, an dem wir jetzt stehen", deutet der BFV-Vizepräsident an, dass der Verband auch in der neuen Spielzeit mit durch Corona bedingten Absagen rechnet. Und ergänzt: "Jede Lösung wird am Ende Härtefälle hervorbringen.“