
Fußball, Bayernliga Nord, Männer
FV 04 Würzburg – TSV Neudrossenfeld 0:2 (0:1)
Es ist die Hymne der Treue. Die Hymne des Torjubels. Die Hymne der Blauen. "Die Macht am Main ist der Verein." An diesem herbstlichen Samstagnachmittag an der Mainaustraße konnte Stadionsprecher Christian Götz das Klublied nicht wegen eines Heimtreffers einlegen. Der FV 04 Würzburg unterlag dem TSV Neudrossenfeld vor 300 Zuschauenden in der Fußball-Bayernliga mit 0:2 (0:1) und bleibt damit im neunten Spiel nacheinander sieglos.
Die Stimme hinter der Hymne ist am vorvergangenen Sonntag für immer verstummt. Matthias "Matze" Kremer, ein gebürtiger Zellerauer, Musiker und langjähriger Torwart im Verein, verstarb plötzlich und unerwartet im Alter von nur 50 Jahren. Jugendfreund Götz und FV-04-Ehrenvorsitzender Roland Metz fanden bei ihren Nachrufen mitfühlende Worte, die Trost spendeten. Die Mannschaft spielte in Trauerflor – und versuchte, sich engagiert aus ihrer sportlichen Misere zu befreien. Aus einer zunächst sattelfesten Viererkette heraus setzten die Zellerauer die mit drei Siegen in Serie angereisten Gäste unter Druck. Einer der offensiven Aktivposten war Nils Hock.
Fataler Ballverlust vor dem 0:1
Doch anstatt den ersten Heimsieg seit Anfang August einzuläuten, war der Youngster später an der wohl spielentscheidenden Situation beteiligt. Aber der Reihe nach: In der 44. Minute vergab Marius Haas die beste Chance des FV 04 im ersten Abschnitt, als er TSV-Torwart Tobias Grüner zu einer Glanztat zwang. Fast mit dem Pausenpfiff gingen die Neudrossenfelder kurz darauf mit ihrer ersten gefährlichen Aktion in Führung. Luis Wagner vertändelte den Ball auf der rechten Seite, was letztlich zu einer Flanke und dem Kopfballtor von Bas Peeters führte (45.).

Per Kopf wäre beinahe auch Würzburgs Jan Krettek zum 1:1 erfolgreich gewesen. Doch sein wuchtiger Versuch schrammte nach rund einer Stunde knapp am Pfosten vorbei. In der 75. Minute kam es dann zu eben jener Szene, die nicht nur FV-04-Coach Harald Funsch sauer werden ließ. Wieder gab es allerdings zunächst einen leichtfertigen Zellerauer Ballverlust im Vorwärtsdrang. Diesmal folgte ein langer Ball, der ein Konter-Laufduell zwischen Hock und Anton Makarenko heraufbeschwor.
Der Würzburger zog zwar noch fernab des Strafraums an seinem eingewechselten Gegenspieler, dieser lief aber weiter und fiel erst kurz vor dem Sechszehner mutmaßlich ohne erneute Berührung. Hock bekam hierfür die Rote Karte – und die Gäste aus dem Bayreuther Landkreis einen direkten Freistoß an der Strafraumkante. Diesen zirkelte der eingewechselte TSV-Co-Trainer Makarenko selbst zum 2:0 in die Maschen (77.). Dem aus FV-04-Sicht noch nicht genug: Wagner kassierte in dieser Szene wegen Meckerns auch noch die Ampelkarte.
Verzwickte Lage
"Mit einem 0:2-Rückstand und acht gegen zehn auf dem Feld war das Spiel natürlich entschieden", sagte Funsch, der mehr als eine Stunde nach Spielschluss trotz der verzwickten Lage aufgeräumt wirkte, obwohl sein Team auf Tabellenplatz 16 abgerutscht und mitten im Abstiegskampf ist. "Wir machen vor allem in der ersten Hälfte vieles richtig, belohnen uns dafür aber nicht."
Auch TSV-Trainer Markus Taschner räumte ein, dass "der Sieg glücklich gewesen ist". Am Freitag, 29. September, geht’s für die Blauen zum Spitzenteam nach Eltersdorf. "Die Macht am Main" geht schweren Zeiten entgegen, auch wenn Kremers Stimme nach seinem Tod an der Mainaustraße sicherlich weiter zu hören sein wird.