
Fußballtrainer ist Manuel Endres seit einigen Jahren nicht mehr. Wenige Monate nachdem seine Tochter vor sechs Jahren auf die Welt gekommen war, hörte der 45-Jährige als Coach auf. Was er als Trainer – Endres coachte unter anderem bei den Herren und in der Jugend der Würzburger Kickers – gelernt hat, kann er aber auch in seinem Beruf als Fahrlehrer gut gebrauchen.
"Das ist schon ähnlich", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. "Bei den Kickers habe ich die 17-Jährigen trainiert. Da war es ein Vorteil, dass ich Jugendliche aus dem Auto kannte und wusste, wie sie denken." Er habe sich aufgrund von Gesprächen im Auto leichter getan, seine Schüler – ob auf vier Rädern oder grünem Rasen – zu verstehen. Etwa wenn es darum ging, warum jemand mal nicht zum Training gekommen ist oder schlecht drauf war.
Und weil seine Schützlinge vom Fußballplatz natürlich wussten, dass Endres Fahrlehrer ist, gab es auch die ein oder andere Überschneidung. "Die Jungs haben sich gedacht, er ist als Trainer nicht so schlecht, hoffe ich mal", sagt er schmunzelnd, "also wollten sie bei mir auch den Führerschein machen."
Manuel Endres hatte die Brüder Maximilian, Louis und Luca Breunig im Auto
Im Übrigen seien Fußballer in der Regel besonders gute Fahrschüler, sagt Endres. "Weil sie einen Mannschaftssport machen, in dem sie sehr viel schauen müssen. Deshalb tun sie sich damit im Auto leichter." Die Übersicht vom Feld helfe im Auto. "Boxer hingegen tun sich im Auto sehr schwer. Sie machen Kampfsport und sind sehr fokussiert auf ihren Gegner. Deshalb haben sie den Rundumblick nicht", sagt Endres.
Zu Endres' Fahrschülern zählten auch die Brüder Maximilian, Louis und Luca Breunig. Ersterer spielt inzwischen beim Bundesligisten 1. FC Heidenheim, sein jünger Bruder Louis steht bei Zweitligist Jahn Regensburg unter Vertrag. "Die haben alle drei bei mir den Führerschein gemacht. Das ist natürlich eine coole Geschichte für mich."

Zum Fahrlehrer-Beruf sei er über den Fußball gekommen, berichtet Endres. Weil er durchaus Freizeit gehabt und geschaut habe, was er mit dieser anstellen könne. Endres' Vater besaß eine Fahrschule, der Sohn machte mit 23 Jahren nebenbei seinen Fahrlehrer-Schein. "Dann saß ich irgendwann als Fahrlehrer im Auto und es hat mir Spaß gemacht. Das ist heute meine Erfüllung", sagt er.
Der Fahrlehrer erkennt eine deutliche Entwicklung bei den Jugendlichen
Seit 22 Jahren ist Endres nun also Fahrlehrer – mit Unterbrechung. Denn auch die Karriere als aktiver Fußballer verlief erfolgreich. Endres war sogar Profi. Als Mittelstürmer hat er unter anderem für den Würzburger FV, den 1. FC Schweinfurt 05 und Carl Zeiss Jena gespielt. Beim WFV ist er noch heute Mitglied.
"Vor zwei Jahren hat mich der FV angerufen und mich eingeladen, weil ich eines der zwei langjährigsten lebenden Mitglieder bin", berichtet er. "Ich bin quasi auf die Welt gekommen und war Mitglied beim FV. Das wurde mir in die Wiege gelegt." Nach Endres' Opa, Josef "Sepp" Endres, ist die Sportanlage der Blauen benannt.
Profi zu werden, sei immer sein Traum gewesen, sagt Endres. Dass das wirklich was werden könnte, habe er zum ersten Mal gemerkt, als er als B-Jugendspieler in der A-Jugend Bayernliga gespielt und relativ viele Tore geschossen habe. Dann sei der 1. FC Nürnberg auf ihn zugekommen und er habe drei Jahre in der Club-Jugend gespielt. "Da war es zum ersten Mal realistisch, dass ich vielleicht Bundesliga-Spieler werde", sagt er.
Endres habe damals bis 16 Uhr gearbeitet, sei dann dreimal die Woche um 16.30 Uhr mit dem Zug nach Nürnberg zum Training gefahren. Am Wochenende ein Spiel, seine Freundin, der eigene Führerschein. "Ich war belastbar ohne Ende." Heute sei das etwas anders, sagt er. Das merke er auch in der Fahrschule.
Generell erkennt Endres eine Veränderung bei den Jugendlichen: "Es ist nicht mehr so, dass ein Auto mit viel PS das Wichtigste ist." Außerdem gehe es nicht mehr darum, wer die wenigsten Stunden bis zur Prüfung braucht. Im Gegenteil: Es sei so, dass die Jugendlichen lieber mehr fahren und besser ausgebildet werden wollen. Endres schmunzelt: "Das schockiert dann die Eltern, weil der Führerschein zu teuer wird."