
Bernd Hollerbach ist zurück in Würzburg. "Es geht mir gut", sagt der beim belgischen Erstligisten Royal Excel Mouscron unter Vertrag stehende Fußballtrainer am Telefon. "Ich gehe für die Eltern einkaufen", erzählt der in Rimpar aufgewachsene gebürtige Würzburger. Gesundheit, das wird dieser Tage vielen bewusst, ist ein hohes Gut. Der 50-jährige Hollerbach aber weiß noch besser als manch anderer, wovon er spricht.
Es war um den Jahreswechsel, als ihn eine Lungenentzündung buchstäblich in die Knie zwang. "So etwas kannte ich nicht, ich war ja immer gesund. Ich war, glaube ich, 30 Jahre nicht mehr krank. Plötzlich konnte ich daheim kaum mehr in die Küche gehen. Hatte Schüttelfrost und Fieber." Eine verschleppte Erkältung, sagten die Ärzte. Hollerbach hat sich selten geschont. "Ich bin keiner der jammert und habe deshalb auch noch nicht groß über meine Erkrankung geredet." Wenn nun über die Krankheitsverläufe von Covid-19-Patienten berichtet wird, kann er deren Leiden nachvollziehen. "Ich bin körperlich fit. Aber so eine Lungenentzündung, die kann dich echt umhauen." Umso wichtiger sei es nun, "sich an die Regeln zu halten und die Ruhe zu bewahren."
Fast zwei Monate Zwangspause
Fast zwei Monate dauerte Hollerbachs Zwangspause am Jahresbeginn. Viele Wochen, in denen er sein Team nicht betreuen konnte. Das Trainingslager in Spanien verpasste er. "Ich erwarte viel: Wenn jemand etwas am Fuß hat, dann kann er trotzdem trainieren. Da muss man auf die Zähne beißen. Aber wenn man infektiös ist, ist das anders. Da geht es ja auch darum, die anderen zu schützen. So war es bei mir." Nur einen Monat nachdem Hollerbach von seiner Lungenentzündung endgültig genesen ist, hat eine neuartige Lugenkrankheit nun gleich den ganzen Weltfußball ausgebremst. Belgiens Liga ist die erste Top-Spielklasse in Europa, in der nun eine vorzeitiger Saisonabbruch ganz offen zur Debatte steht. Der Vorstand der Pro League hat das vorzeitige Ende der Spielzeit bereits beschlossen, die Generalversammlung der Liga muss aber noch darüber abstimmen. "Die Fernsehgelder spielen in Belgien eine eher untergeordnete Rolle", sagt Hollerbach: "Da machen Geisterspiele weniger Sinn." Und überhaupt erscheint in klarer Schnitt derzeit auch ihm ein durchaus logischer zu sein: "Wer weiß schon, wann wir wieder spielen können."
Die Uefa macht Druck
Ob die Saison für Hollerbach und sein Team aus Mouscron nun auf Platz zehn endet, das bleibt abzuwarten. "Die Uefa macht ganz schön Druck", stellt der Coach fest. Der europäische Verband droht damit die belgischen Klubs von Europapokal-Wettbewerben auszuschließen, sollte die Spielzeit nicht zu Ende gespielt werden. "Für die Top-Klubs sind diese Einnahmen aber absolut notwendig", weiß Hollerbach. Wie viele Klubs in Belgien die Corona-Krise überhaupt überleben, wagt er nicht zu prognostizieren. "Viele Vereine leben von den Transfererlösen", stellt er fest. Und gerade der Spielermarkt dürfte in Zukunft nicht mehr so boomen wie in der Vergangenheit. "Der Fußball wird sich verändern", ist der einstige Erstliga-Kicker überzeugt, der als Cheftrainer die Würzburger Kickers nach Amtsantritt 2015 zunächst in zwei Jahren aus der Regionalliga in die zweite Bundesliga geführt hatte, 2017 nach nur einer Saison im Unterhaus, einer sieglosen Rückrunde und dem Abstieg in die Dritte Liga, aber seinen Rücktritt bei den Rothosen erklärte.

Hollerbachs Vertrag in Mouscron läuft noch ein Jahr. Trotzdem sagt er: "Ich muss jetzt erst einmal abwarten", wenn er über seine Zukunftspläne spricht. Platz zehn zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei für ihn ein gutes Resultat. "Unser Ziel war der Klassenerhalt, den hatten wir im Herbst eigentlich schon sicher." Nun sei es aber nicht an der Zeit für Spekulationen, was die Zukunft bringe. "Im Moment können wir alle nur abwarten", so Hollerbach.