Seinen 50. Geburtstag feiert Bernd Hollerbach bei der Arbeit. Am Sonntag spielt sein Klub Royal Excel Mouscron in der ersten belgischen Liga gegen den Tabellenzweiten Standard Lüttich. Hollerbach wird an der Seitenlinie mit seinen Schützlingen kämpfen, leiden und womöglich auch jubeln. Am Abend geht es dann mit seinen Co-Trainern Dennis Schmitt und Lamine Cissé auf den Weihnachtsmarkt. Für mehr Feiern ist keine Zeit, berichtet Hollerbach am Telefon
Fußball ist für den Trainer in erster Linie harte Arbeit. "Spaß", sagte der in Rimpar bei Würzburg aufgewachsene Hollerbach, während seiner Zeit als Chefcoach der Würzburger Kickers einmal, "ist nicht so meine Abteilung. Eher Freude." Er meinte, die Freude darüber, wenn sich die Plackerei am Ende gelohnt hat.
Auch wenn seine vorerst letzte Trainerstation in Deutschland bei seinem Herzensklub Hamburger SV nach nur sieben sieglosen Spielen unglücklich endete, hat er doch eine erstaunliche Karriere hingelegt. Der Bamberger Wirt Bubi Blum empfahl ihn im Dezember 1990 zum Probetraining beim FC St. Pauli. Der damalige Erstligist verpflichtete Hollerbach, der gerade die Lehre im elterlichen Metzgereibetrieb beendet und mit den Würzburger Kickers im Frühjahr 1990 in die Bayernliga aufgestiegen war, vom Fleck weg. Es folgten über 200 Erstligapartien für St. Pauli, den 1. FC Kaiserslautern und vor allem den Hamburger SV und fast 100 Gelbe Karten. Sein Spitzname "Holler-Axt" sprach Bände.
In Hamburg lernte Hollerbach Felix Magath kennen, jenen Coach an dessen Seite er als Co-Trainer beim VfL Wolfsburg deutscher Meister wurde. "Er ist kein Mann für die zweite Reihe. Er ist ein Cheftrainer", sagte Fitnesstrainer Werner Leuthard, inzwischen bei Jürgen Klinsmann in Berlin tätig. Die Würzburger Kickers führte er mit Geschick und hartem Training innerhalb von zwei Jahren aus der Regionalliga in die zweite Bundesliga. Nach einer tollen Hinserie, folgte dort in der Rückrunde ein unvergleichlicher Absturz. Die Kickers purzelten in die Dritte Liga. Trotzdem bekam Hollerbach im Frühjahr 2018 die Chance bei seinem Traumverein HSV. Er scheiterte an der Aufgabe.
Seit Sommer ist Hollerbach nun in Belgien tätig, soll beim Provinzklub in Mouscron, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion berichtete, Talente entwickeln, damit die gewinnbringend weiterverkauft werden können. Nach einem starken Start liegt sein Team nun auf Rang zehn in der Tabelle. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Aber eines der Mottos, die Hollerbach in seiner Würzburger Zeit zum Besten gab lautet: "Geträumt wird nur Nachts. Tagsüber wird gearbeitet."