
Die Kollegen waren bereits siegestrunken in die Kabine abgedampft, da musste Peter Kurzweg noch warten, weil er im Interview für das Lokal-Fernsehen Rede und Antwort stehen sollte. Während noch Trainer Marco Wildersinn an der Reihe war, seine Sicht auf den 3:1-Derbysieg der Würzburger Kickers gegen den FC 05 Schweinfurt, ins Mikrofon zu sprechen, vertrieb sich Kurzweg vor dem Fanblock die Zeit: Er hatte eine lange schwarze Jacke übergezogen, trällerte die Gesänge mit, hüpfte auf und ab. In diesem Moment wirkte der Kapitän selbst wie ein treuer Anhänger seines Teams.
"Es freut mich ungemein für unsere Fans", sagte er kurze Zeit später über seine Gefühle. Für den Höhepunkt dieses Nachmittags sorgten, das kann man so getrost festhalten, die Zuschauenden auf den Rängen. Insgesamt 4905 Menschen waren gekommen, Saisonrekord für ein Kickers-Heimspiel in dieser Saison. Und das obwohl die Rothosen zuletzt ja nicht unbedingt Werbung für einen Stadionbesuch gemacht hatten.
Fahrlässiges Abwehrverhalten vor dem Gegentor
Zu sehen bekam das Publikum Stückwerk, manchen Fehler und fahrlässiges Würzburger Abwehrverhalten vor dem Gegentor zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Lucas Zeller (42.). Aber, auch das soll nicht unerwähnt bleiben, drei blitzsauber herausgespielte Tore durch Dardan Karimani (19.), Benyas Junge-Abiol (57.) und Saliou Sané (90.+1).
Nach dem tristen Auftritt beim 0:3 in Unterhaching wertete Kurzweg die Partie denn auch als klare Steigerung. "Das Spiel in Haching war einfach schlecht. Ich habe zu mir selbst und zu den Jungs gesagt, dass wir wieder Fußball spielen müssen. Jeder muss wieder den Ball haben wollen." Und genau das habe auch geklappt.
Trainer Marco Wildersinn sagte es so: "Wir haben versucht, uns nur auf das Wesentliche konzentrieren: auf uns und unsere Leistung." Will wohl auch heißen, dass zuletzt nicht jeder immer voll bei der Sache gewesen sein kann. Das selbst gegrabene Loch, in das die Kickers zum Jahresbeginn hineingepurzelt sind, scheint ganz schön tief zu sein. Der Weg hinaus ist mühsam. Aber ein Anfang ist gemacht, nicht mehr und nicht weniger.
Winter-Neuzugänge auf der Bank
Anders als noch in Unterhaching saßen die Winter-Neuzugänge Domenico Alberico und André Leipold zunächst auf der Bank. Auch personell, so scheint es, wollen die Kickers erst einmal zurück zum Erfolgsrezept der Hinrunde. Alberico und Leipold sind, das wird deutlich möglicherweise ordentliche Ergänzungen zum vorhandenen Kader. Die Hoffnung, die Winterneuzugänge könnten neue Impulse setzen, hatte sich in den letzten Wochen nicht erfüllt.
Stattdessen ist die Verunsicherung deutlich zu spüren. Auch gegen Schweinfurt in den letzten Minuten vor dem Seitenwechsel, jener Phase im Spiel, in der das Wildersinn-Team auffälliger weise seit dem Winter eigentlich immer Probleme bekam. Der Trainer begründete das hinterher mit einem "schwindenden Energielevel". Das dominante Auftreten in der ersten halben Stunde habe viel Kraft gekostet.
Pokal-Halbfinale am Dienstag
Es bleibt noch viel Arbeit vor dem Toto-Pokal-Halbfinale am Dienstag (19 Uhr) gegen den FV Illertissen. "Ich will nächste Saison DFB-Pokal spielen", gibt Kurzweg klipp und klar als Ziel aus. Dafür müssten die Kickers am Ende den Wettbewerb gewinnen. In der Liga indes könnte Platz zwei reichen, um eine Chance in den Aufstiegsspielen zu erhalten, wenn Tabellenführer Unterhaching aus finanziellen Gründen verzichten würde. Bei den Hachingern wurde am Samstag U-19-Trainer Marc Unterberger als Nachfolger es scheidenden Sandro Wagner als Cheftrainer für die kommende Saison verkündet. Ein Coach, der aktuell nicht die erforderliche Uefa-Pro-Lizenz für die 3. Liga besitzt.
