
Jetzt ist der einstige Topfavorit Würzburger Kickers immerhin in einer Kategorie in der Fußball-Regionalliga Bayern Spitze. Das 1:1 (1:0) bei der DJK Vilzing war bereits das zehnte Unentschieden in dieser Saison für die Rothosen, die sich damit zu den Remiskönigen der Liga aufgeschwungen haben. So kommt der Klub in der Tabelle weiterhin nicht so recht von der Stelle.
Nach dem 0:0 gegen Aschaffenburg und dem 1:1 in Bayreuth war es an diesem Samstagnachmittag ein ganz spätes Gegentor – Vilzings Lukas Dotzler traf per Kopfball in der 90. Minute zum Ausgleich – das die Kickers den Sieg kostete. Ein Würzburger Dreier wäre aber, auch das gehört zur Wahrheit, nicht verdient gewesen. Dafür war der Kickers-Auftritt im zur Stadt Cham gehörenden 500-Einwohner-Ort schlichtweg zu schwachbrüstig.
Mit Ausnahme des von Benyas Junge-Abiol klasse vorbereiteten und von Moritz Hannemann technisch wertvoll per Heber erzielten 1:0 hatten die Gäste über die kompletten 90 Minuten nichts wirklich Gefährliches vorzuweisen. Vieles blieb Stückwerk. Ein Stürmertor gab es auch im vierten Spiel nach der Winterpause nicht. Die Verpflichtung von Lado Akhalaia in der Winterpause hat, so viel kann man feststellen, jedenfalls nicht zu mehr Durchschlagskraft im Kickers-Angriff gesorgt.
Am Ende gerieten die Kickers sichtbar unter Druck, der Ausgleich war die logische Folge des Vilzinger Anrennens. Dass das Würzburger Profiteam gegen die Amateure aus der Oberpfalz am Ende derart in Bedrängnis geriet, konnte überraschen. Zumal die Vilzinger unter der Woche die weite Auswärtsfahrt nach Aschaffenburg hatten antreten müssen und dort bei der Viktoria einen 2:0-Erfolg feierten. "Mich hat das nicht überrascht", sagte Kickers-Coach Martin Lanig: "Ich habe das Spiel in Aschaffenburg ja gesehen. Da war die Intensität nicht sonderlich hoch. Deshalb habe ich damit gerechnet, dass es da keinen Effekt gibt."
Wie dem auch sei. Die Kickers hatten am Ende gegen Vilzing jedenfalls nichts mehr zuzusetzen, auch weil sie es verpassten, einmal eine ihrer Konterchancen zielstrebig zu Ende zu spielen. "Wir machen die Spiele vorne einfach nicht zu", ärgerte sich Maximilian Zaiser. Der Mittelfeldspieler hatte in der zweiten Halbzeit die Kapitänsbinde getragen, nachdem Daniel Hägele angeschlagen in der Kabine geblieben war. "Eine Vorsichtsmaßnahme", wie der Abwehr-Routinier selbst sagte, die Lanig freilich zu einer Umstellung veranlasste: Aus der Viererabwehr wurde nach dem Seitenwechsel eine Fünferkette. Letztlich wirkte das Würzburger Bemühen auf dem holprigen Vilzinger Rasen zu mutlos, um sich einen Sieg zu verdienen.

Überrascht hatte Lanig mit seiner Aufstellung. Schließlich rückte im vierten Spiel nach der Winterpause wieder Vincent Friedsam ins Tor der Rothosen, nachdem zuvor Johann Hipper dreimal den Posten zwischen den Pfosten eingenommen hatte. "Weil Vincent wieder auf dem Stand und topfit ist", begründete Lanig den erneuten Torwartwechsel. Friedsam hatte während der Vorbereitung einige Trainingseinheiten angeschlagen verpasst: "Er war unsere Nummer eins und ist unsere Nummer eins", sagte Lanig nun über ihn. Ein Status, den Friedsam mit einigen guten Aktionen am Samstag durchaus untermauern konnte, so zum Beispiel als er einen abgefälschten Schuss von Vilzings Felix Weber mit einer starken Parade entschärfte (68.). Umstellen wird Lanig sein Team auch beim kommenden Heimspiel gegen den FC Augsburg II müssen: Marius Uhl, Fabian Wessig und Benyas Junge-Abiol sahen jeweils ihre fünfte Gelbe Karte und sind gesperrt.

Aufregung hatte es auf Kickers-Seite bereits vor der Partie gegeben. Weil es Streit darüber gab, ob sich der Vorsänger vor dem Zaun des Gästeblocks postieren darf, griff die Polizei ein. Die Situation schaukelte sich hoch. Letztlich rollten die Würzburger Ultras ihre Fahnen ein und verließen die Spielstätte noch ehe die Partie überhaupt begonnen hatte. So standen die Kickers am Ende reichlich bedröppelt im Gespräch mit den verbliebenen Fans vor einem weitgehend leeren Gästeblock. Die Luft scheint aus dieser Kickers-Saison endgültig heraus zu sein.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
DJK Vilzing - Würzburger Kickers 1:1 (0:1)
Vilzing: Putz - Kufner, Grauschopf, Härtl - Goß (64. Fambo), Bezjak (79. Dotzler), Weber, Sedlazek (64. Kordick), Haas - Özbay (46. Müller), Jünger.
Würzburg: Friedsam - Wieselsberger, Hägele (46. Kraus), Winkler, Uhl - Wessig (80. Harz), Zaiser, Hannemann (85. Awassi), Meisel - Junge-Abiol (69. Montcheu), Akhalaia (77. Japaur).
Schiedsrichter: Lothar Ostheimer (Parsberg).
Zuschauende: 889.
Tore: 0:1 Moritz Hannemann (16.), 1:1 Lukas Dotzler.
Daher verständlich, dass viele sagen, Kickers solle sich auf die nächste Saison konzentrieren. Doch Unterhaching wird nächste Saison wieder in der Regionalliga spielen und hoch wollen. Und selbst, wenn man Meister wird, wie Kickers in der Vorsaison, kommt wieder das Relegationsspiel. Trübe Aussichten.