
Schön war's nicht, aber das war Spielern, Trainern und Fans von Basketball-Bundesligist FIT/One Würzburg Baskets egal, als sie den 72:67-Auswärtssieg bei den MLP Academics Heidelberg nach Spielschluss tanzend und springend feierten. "Ein großer Sieg", nannte Trainer Sasa Filipovski den Erfolg gegen das Überraschungsteam der bisherigen Saison.
Die Heidelberger erzielten bei ihren bisherigen vier Siegen und zwei Niederlagen 85 Punkte pro Spiel, die zweitmeisten der Liga. Dazu hatten sie bisher die drittbeste Wurfquote und mit 41 Prozent die zweitbeste Dreierquote der BBL. Es galt also, die Offensive, die das Portal 3stepsbasket.com als "Excellent" im Vergleich zum Rest der Liga beschreibt, zu entschlüsseln. Und wie so häufig in Filipovskis nun bald dreijähriger Amtszeit, ist dem Slowenen das gelungen. In fast einer Woche Vorbereitungszeit, die zwar von Erkrankungen der Spieler gestört war, bereitete Filipovski in Zusammenarbeit mit seinem Trainerteam die Spieler so gut vor, dass Heidelberg nur 16 Prozent (4/25) von der Dreipunktelinie traf, insgesamt nur 67 Punkte erzielte und auch aus dem Feld weit unter seiner bisherigen Trefferquote blieb.
Drei Heidelberger Airballs
Gleich dreimal machte die Baskets-Verteidigung es dem Gegner in der ersten Halbzeit so schwer, dass die Versuche der Gastgeber vom Neckar nicht mal den Ring berührten – Airball wird das im Basketball genannt. Ryan Mikesell, von Experten schon als früher Kandidat für die Nachfolge von Otis Livingston II als wertvollster Spieler der Liga (MVP) auserkoren, erwischte einen rabenschwarzen Tag.
Beim US-Amerikaner fand keiner der sieben Dreipunktewürfe sein Ziel, auch die spielentscheidende Chance zum Ausgleich drei Sekunden vor Schluss verpasste er. Heidelbergs Trainer Danny Jansson hatte dabei ein Foul gesehen. Seine Beschwerde ahndeten die Schiedsrichter mit gleich zwei technischen Fouls. Und während der Heidelberger Trainer erbost über die Bande stieg und die Halle verlassen musste, machte Mike Lewis II und Owen Klassen von der Freiwurflinie alles klar. Es war nicht die einzige Szene, bei der die Würzburger auch eine Portion Glück auf ihrer Seite hatten. Möglicherweise war das auch ausgleichende Gerechtigkeit, nachdem die Baskets am vergangenen Sonntag bei der knappen Niederlage in München keinesfalls bevorzugt wurden von den Unparteiischen.
Schwache Phase im Schlussviertel
Diese doch teils dramatische und auch kräfte- und nervenzehrende Schlussphase hätten die Würzburger vermeiden können. Nach einem schwachen Start und dem 11:19-Rückstand zum Ende des ersten Viertels hatten sie sich ins Spiel gebissen und nach fünf Punkten von Mike Davis Jr. zum Start ins Schlussviertel mit 62:50 geführt. "Wir haben es uns danach selbst schwer gemacht", kommentierte Filipovski die von Ballverlusten geprägte Phase im Anschluss. Heidelberg ging mit 67:64 in Führung, ehe Jhivvan Jackson, der vom Coach als toller Anführer gelobt wurde, 104 Sekunden vor Schluss ausglich und die spannende Schlussphase einleitete. Gemeinsam mit Mike Davis Jr. war der Würzburger Aufbauspieler Jackson auch mit 19 Zählern Topscorer der Partie.
Letztlich reichte es zum Sieg, weil Heidelberg offensiv in den letzten fünf Minuten nur ein vollendetes Dreipunktspiel von Mikesell zustande brachte. Auch hier hatten die Würzburger mehrfach die nötige Portion Glück, beispielsweise bei einem frei heraus gespielten Dreier von Heidelbergs Topscorer Mateo Seric oder den vergebenen Freiwürfen von Michael Weathers.
Phillips fehlte krankheitsbedingt
"Das war in der Defensive hervorragend, aber offensiv haben wir zurzeit ein paar Probleme", fasste Filipovski die Partie im Anschluss nochmal zusammen. Neben Jackson hob er vor allem erneut den kanadischen Center Klassen heraus, der nur wegen eines verpassten Freiwurfs am Ende das Double-Double aus zweistelligen Werten bei Punkten und Rebounds verpasste. Unter den gegebenen Umständen, Nelson Phillips verpasste die Partie krankheitsbedingt, Lukas Wank ging angeschlagen in die Partie und die Mannschaft war erst am Nachmittag mit dem Bus angereist, kann man Filipovski da recht geben. Viel Zeit zur Freude bleibt aber nicht. Schon am Mittwochabend empfangen die Baskets JSF Nanterre 92 zum Heimspiel in der Basketball Champions League.
Basketball: Bundesliga, Männer
MLP Academics Heidelberg – FIT/One Würzburg Baskets 67:72 (19:11, 8:20, 23:26, 17:15)
Heidelberg: Seric 14, Horne 13, Keßen 12, Weathers 9, Mikesell 9 (8 Rebounds), Barcello 6, Osunniyi 4, O'Brien, Ersek, Würzner, Zipser.
Würzburg: Jackson 19, Davis Jr. 19, Lewis II 15, Owen Klassen 9 (11 Rebounds), Seljaas 4, Williams 2, Wank 2, Kone 2, Steinbach, Ugrai, Bleck.
Rebounds: 36 – 40. Vorlagen: 11 – 4. Ballverluste: 12 – 14. Treffer aus dem Feld: 25/62 (40%) – 23/60 (38%). Dreier: 4/25 (16%) – 5/24 (21%). Freiwürfe: 13/16 (81%) – 21/25 (84%). Zuschauende: 4307.