s. Oliver Würzburg – Science City Jena (Sonntag, 15 Uhr, s.Oliver Arena)
„Es gab ein paar Minuten im zweiten Viertel, die an Schlafmützigkeit kaum zu überbieten waren.“ Es ist nicht zwangsläufig selbstverständlich, dass ein Basketballtrainer nach einem Sieg mit 18 Punkten Differenz derart ins Gericht geht mit seiner Mannschaft, wie es Denis Wucherer nach dem 95:77-Erfolg der Seinen im Europe Cup gegen den zwölffachen Titelträger aus dem Kosovo, Z Mobile Prishtina, am späten Mittwochabend getan hat.
Es ist aber natürlich auch ein Indiz dafür, welche Ansprüche Wucherer und Basketball-Bundesligist s. Oliver Würzburg noch immer haben nach knapp einem Drittel der Bundesligasaison, die bislang so gar nicht nach ihren Wünschen und Zielen gelaufen ist. Neun Spiele – drei Siege, sechs Niederlagen, Rang 13. Genauso zwei Siege von einem Abstiegsplatz entfernt wie vom ersten Play-off-Rang (wobei der Achte Bonn sogar schon ein Spiel mehr auf dem Konto hat).
Auf dem Weg ins Mittelfeld?
Also alles noch offen in der noch immer recht jungen Saison. Umso wichtiger ist die Partie an diesem Sonntag gegen Science City Jena, aktuell 15., mit ebenfalls drei Saisonsiegen, einer ziemlich unterirdischen Klatsche in Berlin zum Auftakt der Spielzeit (55:112), einem überraschenden Sieg in Göttingen (99:81, wo die Baskets verloren) und zuletzt drei Niederlagen in Serie. „Wir haben die Chance, uns ins Mittelfeld reinzubeißen und die Play-offs nicht vollständig aus dem Blick zu verlieren“, sagt Wucherer.
Ihn ärgert noch immer, dass seine Mannschaft trotz eines zwischenzeitlichen Zehn-Punkte-Vorsprungs am Mittwoch „Intensität und den Fokus“ zwischenzeitlich verloren hat und „kollektiv“ dem Gegner auf dem Silbertablett die Möglichkeit serviert hat, immer wieder nahe heranzukommen. Eine „Aneinanderreihung blöder Aktionen“ hat er zwischendurch erkannt, die „wir dringend abstellen müssen“. Dann erinnert er an die (durchaus unnötigen) Niederlagen in Bonn und Göttingen, aber vor allem an die zu Hause gegen Bamberg, Gießen und Braunschweig: „Da geht es eben um diese drei bis vier Minuten, in denen sich Spiele entscheiden können. Da müssen wir noch lernen.“
Wie sehr fehlt Dru Joyce?
Vielleicht fehlt den Baskets derzeit ja auch einer wie Dru Joyce (siehe „Starting5“ rechts). Der US-amerikanische Aufbauspieler führte die Baskets nach ihrem Wiederaufstieg in die Bundesliga sehr überraschend mit teils bemerkenswerten Auftritten gleich in die Play-offs und landete nach Ausflügen nach Minsk (Weißrussland), kurzzeitig Bayern München, dann Monaco und Limoges (Frankreich) jetzt in Jena. Bisweilen müssen die Familien von gestandenen Basketball-Profis auch recht flexibel sein. Es könnte interessant werden zu beobachten, wie der womöglich wiedergenese Skyler Bowlin oder der zuletzt international ebenfalls geschonte Cameron Wells sich anstellen gegen den Routinier, der sich gerade aufschwingt zu Jenas wertvollstem Spieler zu werden.
Die Mannschaft muss in Vorleistung gehen
„Wir haben in der Bundesliga zu Hause noch nicht so gut gespielt“, sagt Wucherer, der seine Mannschaft „in der Pflicht sieht, die Zuschauer hinter uns zu bringen“. Zuletzt war es ja tatsächlich so, dass die Atmosphäre nicht so sprühte, wie „man das in Würzburg kennt“, bekennt Wucherer. „Da muss die Mannschaft in Vorleistung treten“, sagt er, weil: „In schwierigen Situationen brauchen wir in dieser Bundesliga, in der von Rang drei bis vielleicht 17 oder sogar 18 jeder jeden schlagen kann, gerade zu Hause die Unterstützung der Fans.“
Obiesie gegen Jena nicht dabei
Auf einen, der schnell zu einem kleinen oder auch größeren Publikumsliebling werden könnte, müssen die Baskets am Sonntag verzichten: Der 18-jährige Joshua Obiesie, der am Mittwoch ein erstaunliches Debüt im Baskets-Dress hingelegt hat, wird am Wochenende wieder mit der International Basket Akademie München zu Gange sein: Zeitgleich zum Baskets-Spiel gegen Jena steht er in München im Derby gegen den FC Bayern auf dem Parkett.