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Würzburg
Defekte Gangschaltung kann Carolin Lehrieder nicht stoppen
Böse Überraschung für die Würzburger Triathletin. Beim Saisonauftakt in Taiwan fällt die Technik an ihrem Fahrrad aus. Wie sie am Ende trotzdem den zweiten Platz belegte.
Blickt hoffnungsvoll auf die neue Saison: Die Würzburger Triathletin Carolin Lehrieder.
Foto: Christian Berger | Blickt hoffnungsvoll auf die neue Saison: Die Würzburger Triathletin Carolin Lehrieder.
Carolin Münzel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:39 Uhr

Endlich gibt es wieder einmal gute Nachrichten für Triathletin Carolin Lehrieder: Bei der Challenge Taiwan unterbot die Würzburgerin ihre Bestzeit über die Langdistanz (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42,195 Kilometer Laufen) um gut zehn Minuten auf 9:13:16 Stunden und belegte zum Saisonauftakt den zweiten Platz im Feld der Frauen. "Leider wurde ich bei Kilometer 27 noch von der späteren Siegerin Lisa Roberts eingeholt. Sie ist allerdings auch schneller gelaufen als alle Männer", berichtet Lehrieder, die seit einigen Jahren für das "Pro Team Mohrenwirt" startet, vom abschließenden Marathon, den sie in 3:20:01 Stunden absolvierte. Dass die 30-Jährige diesen nicht in gewohnter Form laufen konnte, lag an der abenteuerlichen Rad-Etappe zuvor. 

Holte sich zum Saisonauftakt in Taiwan den zweiten Platz über die Langdistanz: Die Würzburger Triathletin Carolin Lehrieder (rechts).
Foto: Lehrieder | Holte sich zum Saisonauftakt in Taiwan den zweiten Platz über die Langdistanz: Die Würzburger Triathletin Carolin Lehrieder (rechts).

Auf der hügeligen Route war Carolin Lehrieder Unglaubliches gelungen: Ohne schalten zu können absolvierte sie nicht nur die 180 Kilometer, sondern unterbot dabei in 4:50:12 Stunden gleich noch den Radstreckenrekord und ihre persönliche Bestzeit. Zwei Tage vor dem Start hatte sie die elektronische Gangschaltung eigenen Angaben zufolge noch geladen, dann aber nicht mehr überprüft. So musste sie, nachdem sie nach 56:22 Minuten als Erste aus dem Wasser gekommen war, gut dreißig Sekunden nach dem Aufsitzen feststellen, dass die Schaltung nicht funktionierte. "Erst bin ich natürlich erschrocken und hab es immer wieder versucht, aber dann fand ich die Situation teilweise schon witzig", sagt Lehrieder im Gespräch mit dieser Redaktion. Glück im Unglück war, dass sie wenigstens in einem mittleren Gang fahren konnte, und der nach etwa der Hälfte der Strecke – nach der Fahrt durch ein Schlagloch – sogar noch um eins nach oben sprang. 

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Zwei mögliche Ursachen für den Ausfall

Dass sie selbst in solch einer Situation noch das Positive sehen kann und sich von einer kaputten Gangschaltung nicht aus dem Konzept bringen lässt, dabei kam der Sportlerin sicher zu Gute, dass sie während der letzten Jahre ein ums andere Mal auf eine harte Probe gestellt, quasi abgehärtet wurde. Verletzungen, Reifenpannenoder Stürze schienen in der Vergangenheit beinahe zur Tagesordnung zu gehören. Umso schöner fühlt sich der aktuelle Erfolg an. "Das ist mal ein ganz anderer Start in die Saison. Ich war ja die letzten Jahre schon ganz verzweifelt", sagte Lehrieder, die für den Ausfall ihrer Gangschaltung eine von zwei Ursachen vermutet: Entweder habe die Technik in der Wechselzone einen Schlag abbekommen und in den Sicherheitsmodus geschalten, oder ein Kurzschluss, vielleicht aufgrund der Luftfeuchtigkeit, habe zu dem Ausfall geführt.

Gute Wintervorbereitung mit neuem Trainer

Wie dem auch sei. Ihr Rennen musste sie jedenfalls so angehen, wie man es normalerweise nicht tun sollte: ungleichmäßig und unökonomisch. Während sie am Anstieg hart in die Pedale trat, versuchte sie bei den Abfahrten, bei denen sie nicht treten konnte, sich möglichst klein zu machen. Ihr spontanes Konzept ging auf, sie hielt den Vorsprung von rund zwölf Minuten auf ihre ärgste Konkurrentin, und war ob dieses Erfolges selbst überrascht."Warum ich auf einmal so gut Radfahren kann, weiß ich nicht", sagt sie und lacht, verweist aber zugleich auf die gute Wintervorbereitung mit ihrem neuen Trainer und Teamkollegen Markus Fachbach. Nichtsdestotrotz bekam sie den übermäßigen Kräfteverbrauch beim abschließenden Marathon zu spüren: "Hinten raus haben mir dann doch ein paar Körner gefehlt. Aber das war okay für mich. Ich war trotzdem sehr stolz."

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Überhaupt hat ihr der Trip nach Asien Selbstvertrauen gegeben. Nicht nur in sportlicher Hinsicht. Ganz alleine die 30-Stündige Reise in ein fremdes Land auf sich zu nehmen, sich dort zurechtzufinden und einen Wettbewerb alleine zu bestreiten, diese Dinge haben ihr Selbstbewusstsein gestärkt. "Ich bin daran gewachsen. Das Ganze hat mich als Mensch vorangebracht", sagt Lehrieder, die ein Staatsexamen für die Fächer Mathe und Sport (Lehramt Gymnasium) in der Tasche hat. Zunächst wird sie ihr Weg allerdings erstmal nicht an die Schule, sondern weiter in sportlicher Mission durch die Welt führen. Einige Mitteldistanz-Rennen will sie in den Sommermonaten bestreiten, um dann im September bei der Europameisterschaft über die Langdistanz in Amsterdam an den Start zu gehen: "Da darf es dann ruhig noch einen Platz nach oben gehen."

 
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