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Fußball: Zweite Bundesliga
Das große Zittern in der Zweiten Liga
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:15 Uhr

Das große Zittern: In der Tabelle der Zweiten Fußball-Bundesliga herrscht dichtes Gedränge. Sechs Spiele sind noch zu spielen, und ab Platz sieben kämpfen noch alle Klubs um den Klassenerhalt. Das hat Gründe: Seit in der Saison 1995/96 die Drei-Punkte-Regel eingeführt wurde, gab es in der zweiten Liga nach 28 Spielen noch nie einen Siebtplatzierten mit einer so geringen Punkteausbeute wie den 1. FC Heidenheim in dieser Spielzeit. Und nun begehren die Kellerkinder auf. Am vergangenen Wochenende verlor keine der Mannschaften, die zwischen Platz zehn und 17 platziert sind. Den Tabellen-18. Karlsruher SC kann indes nur noch ein Wunder vor dem Sturz in die Dritte Liga retten. Ein Blick zu den restlichen Kandidaten im Abstiegskampf:

1. FC Heidenheim (7./36 Punkte)

Vorteil: Den Schwaben fehlt wohl nur ein Sieg, und das Zittern hätte ein Ende. Das große Plus: Beim Klub von der Ostalb gibt es keine Unruhe. Dauertrainer Frank Schmidt, seit 2007 im Amt, hat die Zügel fest in der Hand.

Nachteil: Der Trend spricht gegen Heidenheim. Nur die Würzburger Kickers holten in der Rückrunde weniger Punkte. Drei der letzten vier Spiele gingen verloren. Hinzu kommt eine auffällige Heimschwäche. Seit der Winterpause holte Heidenheim im eigenen Stadion nur zwei Punkte.

1. FC Nürnberg (8./35)

Vorteil: Was soll den Club noch erschüttern? In Nürnberg hat man eigentlich schon alles erlebt.

Nachteil: Die Spielstärke der Mannschaft, scheinen viele noch immer zu überschätzen. Das bringt Unruhe. Nach dem Abgang von Guido Burgstaller zum FC Schalke 04 hakt es im Angriff. In den letzten acht Partien gelangen den Nürnbergern nur noch drei Treffer. Zum Vergleich: Selbst den Würzburger Kickers, nicht eben als treffsicher bekannt, gelangen in diesem Zeitraum fünf Tore.

SV Sandhausen (9./34)

Vorteil: In einer Liga, in der sich alle Teams schwer tun, das Spiel zu gestalten, ist es ein Vorteil, dass Sandhausen noch immer von den Anhängern vieler Klubs belächelt wird. Gegen den SVS sind fast immer Siege eingeplant, der Druck liegt meist beim Gegner.

Nachteil: Nur die Würzburger Kickers warten noch länger auf einen Sieg. Seit dem 4. Februar (2:0 gegen Aue) hat Sandhausen nicht mehr gewonnen. Als Begründung muss eine Verschwörungstheorie herhalten. „Der Schiedsrichter hat mit Absicht gegen uns gepfiffen. Ein Skandal“, behauptete Präsident Jürgen Machmeier nach dem 1:3 in Bielefeld. Und Trainer Kenan Kocak ergänzte: „Offenbar muss der SV Sandhausen als kleiner Verein mit diesen Fehlentscheidungen leben.“

Fortuna Düsseldorf (10./34)

Vorteil: Die Fortuna darf noch dreimal auswärts ran. Die Rheinländer gehören in der Fremde mit 19 Auswärtspunkten zu den besten Teams der Liga. Selbst Hannover war auf fremden Plätzen nicht so erfolgreich.

Nachteil: Dreimal muss die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel aber auch noch daheim antreten – unter anderem am drittletzten Spieltag auch gegen die Kickers. In der Heimtabelle liegen die Düsseldorfer aber auf dem vorletzten Platz. In den letzten neun Spielen in der Esprit-Arena gab es keinen Fortuna-Sieg.

VfL Bochum (11./34)

Vorteil: Sechs Remis aus den nächsten sechs Spielen reichen für 40 Punkte und den Klassenerhalt. Das Team von Gertjan Verbeek hat die Eichhörnchen-Methode perfektioniert. Spielte zuletzt fünfmal in Serie unentschieden. Zunächst zweimal 1:1 und dreimal hintereinander 0:0.

Nachteil: Der „Kicker“ zählt vor dem Spiel gegen Fürth sechs Verletzte auf, so viele wie bei keiner anderen Zweitliga-Mannschaft. Die Ansprüche waren vor der Saison andere. Man wollte oben mitspielen.

Würzburger Kickers (12./32)

Vorteil: Auf die Abwehr ist wieder Verlass. In den letzten drei Spielen, hatten die Gegner kaum Torchancen. Außer Robert Wulnikowski sind rechtzeitig zum Saisonendspurt alle Akteure an Bord. „Das gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt Trainer Bernd Hollerbach. Nun müsse man nämlich taktieren, sagt er und auch auf mögliche Gelbsperren Rücksicht nehmen. „An den drei, vier letzten Spieltagen entscheidet sich alles, da brauche ich mein bestes Team“, so Hollerbach.

Nachteil: Nach elf Spielen ohne Sieg ist das Selbstvertrauen bei den Kickers nicht eben riesig. Hinzu kommt das schwierige Programm mit noch vier Auswärtsspielen und dem Finale bei Aufstiegsfavorit VfB Stuttgart.

Vor dem Spiel in St. Pauli: Das große Zittern in der Zweiten Liga

1. FC Kaiserslautern (13./32)

Vorteil: Die Pfälzer haben es selbst in der Hand. Nach der Partie gegen Union Berlin geht es gegen fünf Kontrahenten: 1860, Karlsruhe, St. Pauli, Aue und Nürnberg. Dabei werden sich die Lauterer wieder auf ihre Abwehr verlassen: Nur 26 Treffer hat der FCK kassiert. Das ist die beste Bilanz der Liga. Selbst die Spitzenteams können da nicht mithalten.

Nachteil: Um die direkten Vergleiche mit den Abstiegskandidaten zu gewinnen, muss man auch selbst treffen. Und da tut sich die Mannschaft von Trainer Norbert Maier sehr schwer. 22 Tore sind nach 28 Spieltagen eine kümmerliche Bilanz. Wenn man nun noch bedenkt, dass sechs Treffer alleine in den beiden Spielen gegen Dresden (3:3) und Bochum (3:0) fielen, wird die Sturmflaute in den restlichen Partien noch offensichtlicher.

1860 München (14./32)

Vorteil: Der Verein hat mächtig investiert. Geht es nach dem Leistungsvermögen der Spieler, haben die Löwen im Keller nichts zu suchen.

Nachteil: Trainer Vitor Pereira hat schon selbst gestanden, dass er mit Abstiegskampf keinerlei Erfahrung hat. Im Verein herrscht eine enorme Unruhe. Siegen die Löwen am Sonntag nicht gegen Sandhausen droht Untergangsstimmung.

Erzgebirge Aue (15./32)

Vorteil: Der Trend spricht für die Sachsen. Seit der einstige Hoffenheimer Nachwuchscoach Dominic Tedesco als Trainer übernommen hat, eilt das Team von Erfolg zu Erfolg. Vier Siege, zwei Remis, so lautet die Bilanz aus den letzten sechs Partien.

Nachteil: Derzeit spricht alles für die Veilchen. Aber der Trend kann sich eben auch schnell wieder drehen. Und auf der Stadion-Baustelle im Erzgebirge ist es auch schwierig, echte Begeisterung zu erzeugen.

Arminia Bielefeld (16./30)

Vorteil: Auch in Ostwestfalen hat der Trainerwechsel gewirkt: Sieben Punkte aus drei Spielen sind eine starke Bilanz für den Luxemburger Jeff Saibene, der Zug in die Mannschaft brachte, indem er auch einmal Torjäger Fabian Klos auf die Bank setzte.

Nachteil: Das Restprogramm. Auf die Arminia warten noch Brocken. Unter anderem geht es noch gegen Stuttgart und Braunschweig.

FC St. Pauli (17./29)

Vorteil: Das Team hat sich, auch dank gehöriger Investitionen in der Winterpause, deutlich gesteigert. Die Hamburger waren in der Vorrunde bereits abgeschlagen, haben den Abstiegskampf längst schon angenommen. Ein Vorteil gegenüber manch anderem Team, das erst jetzt in den Strudel hineingeraten ist.

Nachteil: Die Aufholjagd war anstrengend für Körper und Geist. Das hat auch die Mannschaft von Ewald Lienen spüren müssen. Vor dem 2:0 in Nürnberg war sie drei Spiele ohne Tor geblieben. Hinzu kommt die schwache Heimbilanz mit nur 15 Punkten am Millerntor.

FC St. Pauli – FC Würzburger Kickers (Sonntag, 13 Uhr)

1200 Kickers-Anhänger werden das Team zum Auswärtsspiel ans Millerntor begleiten. Das Stadion am Millerntor wird wohl restlos ausverkauft sein. „Eine Motivation“ sei die vermutlich hitzige Atmosphäre für ihn, sagt Defensivakteur Lukas Fröde. Trainer Bernd Hollerbach hat indes die Qual der Wahl. Bis auf Torhüter Robert Wulnikowski (Kreuzbandanriss) sind alle Akteure einsatzbereit. „Ich habe schon eine Idee“, sagt der Kickers-Coach über seine taktische Formation: „Aber die will ich noch nicht verraten.“

Vor dem Hinspiel erinnerte sich Bernd Hollerbach im Interview an seine Zeit beim FC St. Pauli: "Da gab es kein Schickimicki."
 
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