Demut, dieses Wort fällt in den vergangenen Tagen häufig - egal, welcher Vertreter der Würzburger Kickers gerade spricht. Hingabe und Opferbereitschaft stehen beim Drittligisten derzeit hoch im Kurs. Mit Erfolg: Die Mannschaft von Trainer Michael Schiele ist voll dabei im Rennen um die Aufstiegsplätze. Reden mag davon aber niemand. Klar, acht ausstehende Spiele sind noch eine Menge. Aber: Aufstieg - warum eigentlich nicht? Fünf Gründe dafür.
Grund 1: Das Restprogramm ist machbar
Bis zum 4. Juli haben die Rothosen noch acht Partien zu bestreiten. Nur drei Spiele sind auswärts (MSV Duisburg, KFC Uerdingen, Viktoria Köln), die restlichen fünf (Carl Zeiss Jena, FC Kaiserslautern, Chemnitzer FC, Hansa Rostock, Hallescher FC) finden am Dallenberg statt - Vorteil Kickers. Dass es gerade in dieser Liga keine leichten Gegner gibt, werden Spieler und Trainer nicht müde zu betonen. Trotzdem steht mit Tabellenführer Duisburg nur einer der kommenden Kontrahenten in der Tabelle vor den Kickers. Jena und Halle rangieren gar auf einem Abstiegsplatz.
Grund 2: Schiele hat seine Jungs im Griff
Schiele ist als Trainer der Vater des Erfolgs. Das ist nur fair - schließlich wäre er, den Regeln im Fußballgeschäft zufolge, auch der erste, der im Falle einer anhaltenden Misere vermutlich den Hut nehmen müsste. Von zehn Spielen im Kalenderjahr 2020 haben seine Rothosen nur zwei verloren und 20 Punkte geholt. Der Coach hat seine Mannschaft im Griff, das beweist auch das Auftreten der Kickers in den bisherigen drei Geisterspielen. Das Team ist fit, taktisch gut eingestellt und war auch im Kopf vorbereitet auf den Auftritt vor leeren Rängen.
Grund 3: Die Kadertiefe ist gut
Allzu viel rotiert hat Schiele seit dem Wiederbeginn nach der Corona-Pause noch nicht. In Meppen (3:1) und gegen Magdeburg (0:1) schickte er dieselbe Startelf auf den Rasen, einzig gegen 1860 München (2:1) nahm der Trainer fünf Wechsel vor - verletzungs- und taktikbedingt. Doch schon die Spiele vor der Zwangspause haben gezeigt, dass der Coach Qualität von der Bank bringen kann, egal auf welcher Position. Das ist gerade bei einem Spielplan, der fünf Englische Wochen in Folge vorsieht und Verschleiß quasi programmiert ist, ein Pfund.
Grund 4: Die Kickers können auch dreckig gewinnen
"Ich glaube, das war heute ein dreckiger Sieg", sagte Doppelpacker Fabio Kaufmann nach dem 2:1-Sieg bei den Münchner Löwen. Und diese Erkenntnis ist wichtig. Wobei sich der Auftritt bei der Köllner-Elf auch mit "taktisch clever" statt mit "dreckig" beschreiben ließe. Im 4-3-3, das durch den sich fallen lassenden Hägele häufig zum 5-2-3 mutierte, kontrollierten die Rothosen den Gegner und nutzten vorne ihre Chancen. Nicht mit Ballbesitz und spielerischen Lösungen, sondern mit Disziplin und Ordnung zum Erfolg - dieser Auswärtssieg hat gezeigt, dass die Kickers variabel sind. Und das unterstreicht auch wieder Grund 2.
Grund 5: Es liegt etwas in der Luft bei den Kickers
In der jüngeren Vergangenheit der Kickers schien es, als würde die Mannschaft in den entscheidenden Spielen, wenn sie oben dran war, nicht liefern. Am Samstag in München war das Gegenteil der Fall, die Rothosen haben die Führung über die Zeit gebracht: "Big Points" gegen einen direkten Konkurrenten. "Es fühlt sich momentan ein bisschen anders an. Es liegt etwas in der Luft, das spüren alle. Ich rede jetzt nicht vom Titel. Aber es ist irgendwie anders als in der Vergangenheit", sagte Daniel Hägele in einer virtuellen Pressekonferenz am Montag. Der Vize-Kapitän hat nicht vom Aufstieg geredet. Aber es klang, als wisse er genau, wozu die Kickers fähig sind.
Hinten sollte sich niemand verletzen...sonst ist die Luft sehr dünn.
1860 war ein gutes Spiel.
Jetzt von Aufstieg und machbaren Gegnern zu reden halte ich für sehr unangebracht....Magdeburg war auch "machbar"...leider sind die Punkte trotzdem mit nach Magdeburg gefahren
Finanziell wäre es ein Quantensprung. Inzwischen erhält man in der 2. Liga mindestens 6 Mio. Euro TV Gelder. Aktuell in der 3. Liga sind das 800.000 Euro.
Das Einzige was man derzeit den Kickers vorwerfen kann, ja eigentlich vorwerfen muss, ist die immer noch nicht erfolgte Vertragsverlängerung mit Michael Schiele.
Wenn man die Chance hat aufzusteigen darf man nicht zögern. Bei der ausgeglichenen 3. Liga weiß man nicht wo man nächste Saison steht.