
An diesem Samstag (14 Uhr, Akon Arena) trifft Abwehr-Routinier Daniel Hägele im letzten Vorbereitungsspiel dieses Winters mit Fußball-Regionalligist Würzburger Kickers auf seinen Ex-Verein. Dass der mittlerweile 36-Jährige 2018 von der SG Sonnenhof Großaspach nach Würzburg gewechselt war, hat der ein oder andere sicher längst vergessen. Nach sieben Jahren gehört Hägele bei den Kickers zum Inventar. Im Interview spricht er über ein turbulentes letztes Jahr, in dem er nicht nur den Nichtaufstieg und eine schwere Verletzung verkraften musste, sondern zwischenzeitlich auch als Interims-Co-Trainer bei den Kickers tätig war.
Daniel Hägele: Es war auf jeden Fall das emotional anstrengendste. Es war aber auch eines der schönsten Jahre, weil sich am Anfang mit Platz eins in der Regionalliga viele Hoffnungen und Erwartungen erfüllt haben. Wir hatten über zwei Jahre etwas aufgebaut, waren zusammengewachsen. Dass es dann am Ende in den Aufstiegsspielen wegen eines Elfmeters nicht gereicht hat, ist schade. Trotzdem war es ein voller Erfolg. Die Meisterschaft zu holen war kein Spaziergang. Wir hatten zwar eine große Qualität in der Mannschaft, aber wir mussten auch oft an die Grenzen gehen.

Und dann haben Sie sich ausgerechnet beim entscheidenden Spiel in Hannover verletzt …
Hägele: Das war natürlich ein schreckliches Gefühl. Aber es war ja nicht die erste Verletzung in meiner Karriere. Wahrscheinlich bin ich dadurch schon etwas abgestumpft. Ich kann solche Sachen beiseiteschieben, weitermachen und mich auf das Wesentliche konzentrieren.
Hägele: Das war der Klassiker. Ich habe es schon ein paar Mal erlebt, dass ich, wenn ich länger ausgefallen bin, kurz darauf eine Muskelverletzung hatte. Das war auch diesmal so. Ich habe zunächst wieder drei Wochen ausgesetzt, war danach zu voreilig und habe zu früh wieder angefangen. Dafür wurde ich bestraft. Jetzt fühlt sich zum Glück alles wieder gut an.
Hägele: Bisher nie! Ich habe noch immer richtig Bock darauf, zu kicken. Das motiviert mich. Dazu kommt die spezielle Verbindung zum Verein. Ich bin mittlerweile in Würzburg verwurzelt. Meine beiden Kinder sind hier geboren, meine Frau fühlt sich hier superwohl – und ich mich auch. Ich bin inzwischen auch in einem Alter, in dem ich für andere Klubs nicht mehr so interessant bin. Ich habe in sieben Jahren bei den Kickers viel erlebt, Gutes und Schlechtes. Wenn ich nicht mehr wollte, dann würde ich einfach aufhören. Aber soweit ist es nicht.

Hägele: Ja! Die Lust ist sehr groß. Die Mannschaft macht es mir aber auch leicht. Wir hatten hier schon ganz andere Mannschaften im Verein. Da war die Teamchemie nicht so gut wie momentan. Aber das Team jetzt ist überragend – charakterlich ganz, ganz stark.
Hägele: Man braucht doch gar nicht drum herumreden. Wenn dich im Sommer Spieler wie Ivan Franjic, Saliou Sané oder Benjika Caciel verlassen, geht sehr viel Qualität verloren. Solche Spieler eins zu eins zu ersetzen ist brutal schwer und fast unmöglich. Aber charakterlich und menschlich fühlt sich die aktuelle Mannschaft wie eine Familie an. Das heißt aber noch nicht, dass man gut miteinander Fußball spielt. Da gehört mehr dazu. Aber an diesen Dingen sind wir dran. Daran arbeiten wir.

Hägele: Die Erkenntnis, dass es als Trainer nicht einfach ist. In einer so großen Gruppe von Menschen möglichst allen gerecht zu werden, ist schwer.
Hägele: Das hätte passieren können. Aber Peter Kurzweg, der ja auch kurzfristig Co-Trainer war, und mir war es wichtig, dass sich an der Beziehung zu unseren Mitspielern nichts ändert, dass wir genauso mit den Kollegen rumalbern wie zuvor. Das hat zum Glück auch geklappt.
Hägele: Ein bisschen träume ich schon noch. Der Traum, dass vielleicht doch noch etwas nach ganz oben geht, hält uns ja auch ein Stück weit am Leben. Acht oder vielleicht auch elf Punkte Rückstand sind aber natürlich ein Brett. Aber, auch das habe ich in meiner Karriere gelernt: Man muss jetzt einfach den Kopf ausschalten und so lange rechnerisch irgendetwas möglich ist, alles versuchen, das Ziel zu erreichen.

Hägele: Ich habe in Würzburg meine schönste Fußballzeit erlebt. Ich war auch in Großaspach sieben Jahre, habe daran sehr gute Erinnerungen. Aber die Zeit in Würzburg ist doch noch einmal etwas anderes. Auch wenn einige echt schwere Jahre dabei waren. Wenn es nur gut läuft, lernst du nichts. Durch Niederlagen lernst du dazu.
Hägele: Laut eigentlich nicht. Aber ich spreche Dinge, die mir auffallen, früher an. Das ist nötig, habe ich gelernt. Und vielleicht werde ich dann auch mal laut – aber nur ein bisschen.
Wenn nicht dieses dann nächstes Jahr und ich hoffe mit Daniel Hägele