
Wer auf den Amateur-Fußballplätzen der Region Würzburg unterwegs ist, der hat ihn vielleicht schon einmal am Spielfeldrand gesehen, den 1,75 Meter großen Mann mit der Kamera in der Hand. Dalle-TV steht auf der Jacke des 66-Jährigen und manch einer mag sich gewundert haben, was es damit auf sich hat.
Um einen klassischen Sender, eine journalistische Berichterstattung handelt es sich in diesem Fall nicht. Vielmehr geht es Peter Kemp und seiner Kollegin Christa Bär darum, mit ihren Videos, die im Internet auf YouTube und Facebook zu finden sind, ihrer Freude am Amateurfußball Ausdruck zu verleihen. Einer Freude, die zumindest Kemp für einige Zeit in seinem Leben schon verloren hatte.
Geboren und aufgewachsen ist er im Ruhrgebiet. Dort, wo einem die Liebe zum Fußball im Grunde schon in die Wiege gelegt wird. So war es auch bei Peter Kemp. Mit elf Jahren sah er im Stadion zum ersten Mal ein Spiel von Essen, seitdem, so sagt er, schlug sein Herz rot-weiß. Und tut es noch immer. Vom Profifußball hat er sich trotzdem abgewendet. "Mit Ekel", wie er heute sagt: "Für mich waren die Entwicklungen absurd."
In Würzburg, wohin er inzwischen gezogen war, lernt er 2009 Hans Bär kennen. Einen Nachbarn, der, wie er schnell feststellte, "die gleichen Ansichten über Fußball hatte" wie er. Sie reden viel, schwelgten in Erinnerungen an große Fußball-Momente und Kemp wünschte sich, dass die beiden mal zusammen ein Spiel besuchen. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen, denn Hans Bär ist an den Rollstuhl gefesselt und an Polio und Parkinson erkrankt. Später wird noch Krebs hinzukommen, aber das weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
Beim Würzburger FV entdeckt Peter Kemp seine Liebe zum Fußball wieder
Die beiden Männer beschließen also, ein Spiel des Würzburger FV anzuschauen. Der Traditionsklub aus der Zellerau ist Hans' Herzensverein und 2010 gerade wieder in die Bayernliga aufgestiegen. Die Partie gegen Bayreuth macht Freude und fortan sind die beiden bei jedem Heimspiel der Blauen neben dem Bratwurststand auf der Sepp-Endres-Sportanlage zu finden. "Bei Wind und Wetter waren wir da. Das war unser Männertag", erinnert sich Kemp gerne an diese Zeit. Beim WFV entdeckt er seine Liebe zum Fußball wieder.

Sie bleibt. Auch, als der gute Freund geht. 2012 stirbt Hans Bär an Krebs. Kemp, der aufgrund eines chronischen Leidens bereits verrentet ist, verbringt weiter seine Zeit beim Amateurfußball. Nun mit Christa Bär an seiner Seite und vor allem bei den Würzburger Kickers, die zu dieser Zeit in der Regionalliga spielen. Rassistische Gesänge im WFV-Fan-Block, unter anderem bei einem Auswärtsspiel in Hof, hatten ihm die Besuche in der Zellerau verleidet. Jetzt ist er also am Dallenberg zu Gast. Beim "Lackschuh-", statt beim "Arbeiterverein". "Ich war angenehm überrascht. Ich kannte ja nur die Mainaustraße, wo die Infrastruktur nicht so prickelnd ist", sagt Kemp und lacht. "Und dann kommst du da hoch an den Dallenberg, in diese Stadionschüssel, wo du von überall sehen kannst. Christa und ich dachten uns ,wow', hier kommen wir wieder her." Und so war es.
Ab 2012 begleiten Christa Bär und Peter Kemp intensiv die Würzburger Kickers
Von da an begleiten die beiden Freunde die Kickers intensiv – und immer öfters auch mit der Kamera. Zunächst mit einer einfachen Canon IXUS, einem Geschenk von Christa, die mittlerweile aufgrund einer Erkrankung im Rollstuhl sitzt, an Peter. Später wird das Equipment professioneller und Kemp beginnt, erste Filme auf YouTube hochzuladen. Er gibt seinem Kanal den Namen Kickers-Tiwi, später wird daraus Dalle-TV. Die Videoaufnahmen sind sein Dank für die Spielerinnen und Spieler, Trainerinnen und Trainer, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Sein Dank dafür, dass die Amateure seine Liebe zum Fußball wieder erweckt haben. Eine Liebe, die ihm neue Lebensqualität schenkt. Und da alles seinen Anfang bei Hans Bär hatte, ist es nur folgerichtig, dass Peter von nun an mit dessen Witwe von Platz zu Platz fährt. Sie sitzt hinterm Steuer und finanziert zudem das Liebhaber-Projekt der beiden.
Dass sie so oft bei den Rothosen zu finden sind, ist vor allem ihrer engen Verbundenheit zu Trainer Dieter Wirsching geschuldet. Er heißt sie mit offenen Armen willkommen, gibt ihnen das Gefühl, dazuzugehören. "Für mich war das die schönste Zeit, die ich im Fußball hatte, seit ich aus dem Ruhrpott weggezogen bin", sagt Peter Kemp. Christa Bär, heute 77, sitzt neben ihm, lächelt und nickt bestätigend.
Die Professionalisierung kommt, Peter Kemp geht
2014 starten die Kickers das Projekt 3x3. Innerhalb von drei Jahren sollte es hochgehen in die 3. Liga. Unter dem neuen Trainer Bernd Hollerbach hält das Profitum Einzug am Dallenberg. Mit allem, was den Herzblutfußballer aus dem Ruhrpott abstößt. Er und die Witwe seines besten Freundes ziehen weiter, sind nun vor allem mit der Reserve der Rothosen in der Bezirksliga unterwegs. Bis sie eine neue Regelung des Bayerischen Fußball-Verbandes ausbremst, die das Filmen in den Verbandsligen untersagt. In die ist die Kickers-Reserve inzwischen aufgestiegen.
So sind Peter Kemp und Christa Bär heute vor allem in den A- und Kreisklassen sowie den Kreisligen unterwegs. Dort dürfen sie filmen, wenn die Vereine es erlauben. Am liebsten verbringen sie ihre Zeit bei Partien der Frauen. "Die spielen wirklich miteinander", sagt Bär. Und Kemp bestätigt: "Ja, das ist nicht nur Gebolze."
Wie es bei den beiden weitergeht? Darauf hat Kemp eine klare Antwort: "Wir schauen von Saison zu Saison, was geht. Aber so lange ich noch stehen und laufen kann, werde ich auf Amateurplätzen zu finden sein."
bei allem Respekt für ihr Hobby sollte man schon, insbesondere wenn man dies über die Presse kundtut, bei der Wahrheit bleiben. Rassistische Fangesänge gab weder bei einem Auswärtsspiel in Hof noch zu bei Heimspielen des Würzburger Fußballvereins. Dies kann ich so bestätigen, da ich ebenfalls damals in Hof dabei war, als sie uns begleiteten. Auch gab es bei Heimspielen keinerlei rassistische Fangesänge im WFV Block. Hier sollte man schon als erfahrener Fussball Experte wie Sie einer sind, zwischen Schmähgesängen und rassistischen Gedankengut unterscheiden können. Der Würzburger FV 04 als Verein sowie die aktive Fanszene distanzieren sich von solchen Aussagen. Wie Ihnen auch bekannt sein dürfte, ist der Verein, gerade was Spieler mit Migrationshintergrund anbelangt, wohl mit einer der führendsten im gesamten Stadt u. Landkreis Würzburg und somit ein Vorbild was dieses Thema anbelangt.
Alexander Götz
Sicherheitsbeauftragter
Würzburger FV 04
In Hof gab es z.B. "Zigeuner"-Gesänge gegen einen Hofer Spieler und es gab heftige rassistische Beleidigungen gegen den Spieler Vignon Amegan von einem WFV- und einem Schnüdel-Fan an einer Eckfahne. Dies wurde vor Gericht in Hof verhandelt.
Von den Nazi-Gesängen im Fan-Bus ganz zu schweigen...