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TRIATHLON
Carolin Lehrieder: Auf Lanzarote mit der Triathlon-Elite
Noch achteinhalb Monate bis zum Ironman auf Hawaii: Welche Fortschritte die Würzburgerin im "Sportknast" zwischen Freunden und Konkurrenten macht, verrät sie im Interview.
Einer der Lieblingsplätze von Carolin Lehrieder: der Aussichtspunkt 'Mirador del Rio' auf Lanzarote. 'Ich fühle mich dort frei und sehr klein in dieser großen Welt.'
Foto: Lehrieder | Einer der Lieblingsplätze von Carolin Lehrieder: der Aussichtspunkt "Mirador del Rio" auf Lanzarote. "Ich fühle mich dort frei und sehr klein in dieser großen Welt."
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:10 Uhr

Carolin Lehrieder ist gerade auf dem Weg nach Köln zu einem Termin zur Sitzpositionsoptimierung auf dem Rad. Die Ruhewoche nach zwei Wochen Trainingslager ist angebrochen. Von Mitte bis Ende Januar war die Würzburger Profi-Triathletin auf Lanzarote. Im renommierten Sporthotel Club La Santa im Norden der kanarischen Insel hat die 30-Jährige zumeist bei Sonnenschein und rund 20 Grad ihre Saisonvorbereitung intensiviert. Am  Telefon berichtet die für den SV Würzburg 05 startende Athletin, welche (Fort)Schritte sie auf dem Weg zur Triathlon-Weltmeisterschaft am 10. Oktober in Kona gemacht hat. Insgesamt ist sie im ersten Monat des Jahres 88 Kilometer geschwommen, 53 Stunden Rad gefahren und 21 Stunden gelaufen.

FRAGE: Carolin, wie geht es Ihnen, achteinhalb Monate vor dem Ironman auf Hawaii?

Carolin Lehrieder: Es geht mir gut, körperlich und mental. Ich bin braungebrannt und fit zurück aus dem Trainingslager. In der Vergangenheit war ich danach oft müder und kaputter, diesmal habe ich "nur" rund 30 Stunden pro Woche trainiert, etwa fünf pro Tag, mit zwei Entlastungstagen, an denen ich nur im Freibad geschwommen bin. Insgesamt habe ich die Umfänge erhöht, aber auch die Qualität mit Intervalleinheiten. Mein Gefühl, dass ich in allen drei Disziplinen deutlich weiter bin als letztes Jahr um die gleiche Zeit, hat sich bestätigt. Jetzt versuche ich, dieses gute Gefühl zu konservieren. Es ist wichtig, die Konstanz zu wahren und den Bogen aus Übermut nicht zu überspannen.  

Im Sporthotel Club La Santa auf Lanzarote nutzte Carolin Lehrieder im Januar bei 20 Grad schon das Freibad zum Schwimmen.
Foto: Lehrieder | Im Sporthotel Club La Santa auf Lanzarote nutzte Carolin Lehrieder im Januar bei 20 Grad schon das Freibad zum Schwimmen.
Manche Athleten nennen den Club La Santa scherzhaft "Sportknast".

Lehrieder: (lacht) Ja, das hab ich auch schon gehört. Da keine Stadt in der Nähe ist, kann man dort tatsächlich nicht viel machen außer Sport, das aber sehr professionell. Es ist eine riesige Anlage mit allein zehn oder mehr Tennisplätzen, drei 50-Meter-Becken, einer Halle und Außenplätzen für die Ballsportarten, Laufbahnen und anderen Anlagen für Leichtathleten, einem Golfübungsplatz, einem großen Kursangebot für Aerobic, Yoga und und und. 

Es ist hilfreich, an so einem Ort Scheuklappen aufzubehalten und sich auf sich zu konzentrieren.
Profi-Triathletin Carolin Lehrieder
Haben Sie andere Profisportler getroffen?

Lehrieder: Vor zwei Jahren war Angelique Kerber da, diesmal eine Handball- und Rollstuhlbasketballmannschaft - und die Triathlon-Elite. Anne Haug zum Beispiel und das Team Erdinger Alkoholfrei um Patrick Lange, Andreas Raelert, Laura Philipp und Daniela Bleymehl.

Wie ist das, wenn die Konkurrenz am gleichen Ort trainiert?

Lehrieder: Denen, die man nicht so gut kennt, sagt man "Hallo", wenn man sich begegnet, aber man tauscht sich nicht aus oder beäugt sich gegenseitig. Es ist hilfreich, an so einem Ort Scheuklappen aufzubehalten und sich auf sich zu konzentrieren, auch wenn das natürlich nicht ganz so einfach ist wie zu Hause, wo man meist Einzelkämpfer ist. Mit anderen, die Freunde geworden sind, trainiert man zusammen und teilt mehr als nur Sport. Bei mir sind das vor allem Dani Bleymehl und Maja Stage Nielsen aus Dänemark. Mit ihr war ich auch wieder im Zimmer, das waren wir schon, als wir beide noch bei Faris Al-Sultan trainiert haben. Dani hab ich 2013 nach meiner ersten Langdistanz in Frankfurt unter der Dusche kennengelernt (lacht). Da sind wir zum ersten Mal ins Gespräch gekommen. Mit beiden bin ich heute gut befreundet, wir telefonieren regelmäßig und reden auch nicht nur über Triathlon, sondern über Wichtigeres im Leben. 

Gemeinsam stärker: Carolin Lehrieder (Mitte) trainierte unter anderem mit Laura Philipp (links) und Maja Stage Nielsen. 
Foto: Lehrieder | Gemeinsam stärker: Carolin Lehrieder (Mitte) trainierte unter anderem mit Laura Philipp (links) und Maja Stage Nielsen. 
Sind alle Athleten so entspannt wie Sie?

Lehrieder: Im Januar meist schon noch. Jeder ist ja durch andere Ziele für die Saison auch in einer anderen Trainingsphase. Im Oktober sind manche sicher angespannter. Aber bei uns dreien steht die Freundschaft über dem Konkurrenzdenken. Mit Dani überlege ich gerade, ob wir die Vorbereitung für den Ironman zusammen machen und den Weg nach Hawaii gemeinsam gehen.

Warum ist Lanzarote so beliebt bei Triathleten?

Lehrieder: Das Klima mit den Winden und die karge, teils mondähnliche Landschaft mit Vulkanen und Lava ist Hawaii sehr ähnlich. Gerade beim Radfahren sind die Bedingungen dadurch vergleichbar. Vielleicht absolvieren wir unseren letzten Trainingsblock vor dem Ironman noch mal auf Lanzarote.  

Was waren Ihre Highlights im Trainingslager?

Lehrieder: Ein Höhepunkt ist jede Radtour auf den Mirador del Rio. Das ist ein beeindruckender Aussichtspunkt an der Steilküste des Famaramassivs in knapp 500 Metern Höhe. Wenn man den nach der hügeligen Tour erreicht, wir man mit einem gigantischen Ausblick auf das türkisblaue Meer belohnt. Ich bin dieses Jahr dreimal raufgefahren, das ist einer meiner Lieblingsplätze. Ich fühle mich dort frei und sehr klein in dieser großen Welt. 

Entspannte Trainingsgruppe: Die Dänin Maja Stage Nielsen (links) macht ein Selfie mit Carolin Lehrieder (Mitte).
Foto: Lehrieder | Entspannte Trainingsgruppe: Die Dänin Maja Stage Nielsen (links) macht ein Selfie mit Carolin Lehrieder (Mitte).
Hatten Sie neben dem Training auch ein bisschen Urlaub?

Lehrieder: Nein, am Freizeitpool war ich nie und abends hing ich auch nicht an der Poolbar ab. (lacht) Wir haben morgens zwischen 7 und 7.30 Uhr nach dem Frühstück angefangen mit der ersten Einheit. Dann gab's Mittagessen, zwei weitere Einheiten mit einer Pause dazwischen und dann Abendessen. Viel mehr ist nicht passiert. Aber dafür hab ich ja jetzt eine sehr ruhige Woche.

Wie geht's danach weiter?

Lehrieder: Ich bin jetzt drei Wochen zu Hause in Würzburg, dann geht's für drei Wochen ins nächste Trainingslager nach Girona in Spanien.  

Wie oft denken Sie aktuell an Hawaii?

Lehrieder: Ich denke gerade mehr darüber nach, welche Rennen ich vorher noch machen möchte. Von daher ist der Ironman nicht allzu oft Thema. Der Weg dahin ist erst mal wichtiger als das Ziel.

 
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