Zum Termin im Mannschaftshotel der Würzburger Kickers in Ampflwang kommt das Torwartteam in voller Mannstärke: Trainer Marco Langner, Hendrik Bonmann, Marc Richter und Maximilian Perez Hintermeier. Eine Mannschaft in der Mannschaft. So sehen sich die Keeper. "Wir sind sehr harmonisch. Die Zeiten, dass unter den Torhütern eine Art Krieg herrscht, sind, glaube ich, auch allgemein vorbei", sagt Bonmann.
Der Stammkeeper der Zweitliga-Rückrunde ist, da gibt es keinen Zweifel, die klare Nummer eins bei den Rothosen. Auch wenn mit Richter ein neuer Herausforderer gekommen ist, der in der vergangenen Saison beim englischen Premier-League-Klub FC Burnley Auslandserfahrung gesammelt hat. Die Hierarchie unter Würzburgs Keepern ist schnell geklärt. Bonmann ist der, der den Ton angibt, auf und neben dem Platz. Und das ist gut so, findet Langner: "Mit 27 Jahren geht für ihn das Torwartspiel erst so richtig los. Seine guten Jahre kommen jetzt noch." Denn Erfahrung sei das, was für einen Torwart das Wichtigste ist. Und von Bonmanns Erfahrung soll auch Perez Hintermeier, der am kommenden Samstag 18 Jahre alt wird, profitieren, der bereits im Winter von Union Berlin nach Würzburg kam.
Bonmann weiß, wie das ist, sich hinten anzustellen. Wieviel Geduld man braucht als junger Keeper, wenn man auf seine Chance warten muss. Als er im vergangenen Herbst nach Würzburg kam, war er zuvor sogar einige Monate ohne Verein. Als Herausforderer für den damaligen Stammkeeper Fabian Giefer wurde er verpflichtet. "Ich hatte eine Menge Glück, kam aus der Arbeitslosigkeit und habe die ersten Zweitliga-Spiele gemacht. Man muss als Torhüter zur richtigen Zeit am richtigen Platz sein", sagt er heute. Nun ist er zurück in der Dritten Liga, wo er auf seinen Ex-Klub TSV 1860 München treffen wird. Doch der gebürtige Essener und eingefleischte Borussia-Dortmund-Anhänger, der einst selbst für die U 23 des BVB das Tor hütete, ist jetzt in einer anderen Situation. "Es ist im Moment schon ein angenehmes Gefühl", kommentiert er über den neu gewonnen Status als Nummer eins: "Die letzte Saison ist abgehakt. Aber es ist schon einmal an der Zeit, mal wieder zu Null zu spielen."
Man sieht Bonmann das Selbstvertrauen an. Aufrecht und breitbeinig sitzt er neben Langner auf dem herangerückten Sofa im leeren Besprechungsraum des Hotels. Die beiden jungen Herausforderer drängen sich auf dem zweiten Sofa zusammen. So brav wie hier sollen sie auf dem Trainingsplatz aber nicht agieren. "Pushen" müsse man sich gegenseitig, da sind sich alle einig. Und schließlich kann Bonmann auch von den beiden etwas lernen. „Ich fliege jedes Jahr nach Mallorca. Es ist ein Lebensziel von mir, Spanisch zu können“, erzählt er lachend. Da können Richter und Perez Hintermeier, der in Madrid geboren wurde, ihm definitiv helfen. Beide sind Deutsch-Spanier.
Richter ist in Bayern aufgewachsen. Sein spannendstes Fußball-Abenteuer erlebte er aber in Nordengland. Beim FC Burnley durfte er mit den Profis trainieren. Mit dabei war auch Nick Pope, immerhin die Nummer zwei in Englands Nationalteam. "Der Fußball in England ist anders. Es geht ständig hin und her. Das Spiel ist physischer. Auf Körperlichkeit wird viel Wert gelegt." Erfahrungen, die den 21-Jährigen enorm weitergebracht haben. Letztlich aber sei für ihn der Schritt in Liga drei nach reiflicher Überlegung der bessere gewesen. Nicht zuletzt, weil bei den Kickers mit Langner ein erfahrener Torwarttrainer tätig ist.
"Wenn man die Vita von Marco anschaut, muss man sagen: Es ist ein Glück für Würzburg, ihn zu haben", sagt Bonmann. Beim SC Freiburg, bei Bayer Leverkusen, Werder Bremen und dem VfB Stuttgart war Langner tätig. Torhüter wie Bernd Leno oder Oliver Baumann trainierte er. Dass er im Winter bei den Kickers anheuerte, habe schon damit zu tun, dass er in Würzburg geboren wurde. Auch wenn er nicht in Unterfranken aufwuchs, die Beziehung blieb eng: "Ich habe in meiner Kindheit oft die Ferien dort verbracht. In der Zweitliga-Saison 1977/78 war ich mit meinem Opa auch bei Spielen am Dalle - erst im Schwimmbad, dann im Stadion. Ich wäre nicht nach Rostock oder Sandhausen gegangen." Und da sei es auch kein Problem, dass er nun in Liga drei arbeite. Allerdings soll es, wenn es nach dem Torwartteam geht, schnell wieder aufwärts gehen: "Unser Ziel als Torwartteam ist es, möglichst oft ohne Gegentor zu bleiben. Damit steigt dann auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir am Ende mit dem Team weit oben in der Tabelle stehen", so Langner.