Der Hamburger SV zu Gast bei den Würzburger Kickers. Eine Person ist beiden Klubs, die am Sonntag (13.30 Uhr) am Dallenberg aufeinandertreffen, auf besondere Art verbunden: Bernd Hollerbach. Der in Rimpar aufgewachsene gebürtige Würzburger trug als aktiver Spieler das Trikot beider Klubs, stieg mit den Kickers in die damals drittklassige Bayernliga auf und absolvierte 198 seiner insgesamt 223 Erstliga-Partien für den HSV.
"Hamburg ist auch meine Heimat, genauso wie Würzburg. Da mache ich keinen Unterschied", sagte er 2016 in einem Interview mit dieser Redaktion. Damals war er Trainer bei den Kickers, die er aus der Regionalliga in die Zweite Bundesliga führte. Nach einer sieglosen Rückrunde und dem Abstieg in die Dritte Liga hörte er aber im Mai 2017 bei den Rothosen auf. Trotz dieses Abstiegs erfüllte sich für Hollerbach im Januar 2018 ein großer Traum. Als Trainer kehrte auf die große Erstliga-Bühne zurück - und das bei seinem HSV. Doch das Engagement wurde eine große Enttäuschung. Nach nur sieben Spielen ohne Sieg musste Hollerbach wieder gehen, auch weil im Umfeld des Klubs große Unruhe herrschte. Am Ende der Saison stieg der HSV unter Hollerbachs Trainer-Nachfolger Christian Titz in die Zweite Liga ab, wo der einstige Bundesliga-Dino bis heute festhängt.
Hollerbach war in der vergangenen Spielzeit beim belgischen Erstligisten Royal Excel Mouscron tätig. Nach einem Besitzerwechsel in dem Klub wurde der Vertrag mit ihm aufgelöst. Trotzdem ist der 51-Jährige derzeit gut beschäftigt. Schwer zu erreichen sei er in dieser Woche, antwortet er auf eine Interview-Anfrage vor dem Aufeinandertreffen seiner Herzensklubs. Seine Einschätzungen hat er uns trotzdem schriftlich zukommen lassen. Bernd Hollerbach ...
... über das Spiel am Sonntag: "Es ist natürlich extrem schade, dass das Spiel aktuell ohne Zuschauer am Dallenberg stattfinden muss. So ein Spiel gegen ein Top-Team wie den HSV, das sorgt ja sonst immer für eine besondere Begeisterung in der Stadt und der ganzen Region. Das wäre vor ausverkauftem Haus ein echtes Highlight geworden. Aber es ist wie es ist, das geht ja allen so aktuell. Ich rechne trotzdem mit einem sehenswerten Spiel – auch wenn die Fans daheim auf der Couch sitzen."
... über die Stärken des HSV: "Der HSV führt die Tabelle an, hat für mich die beste Offensive der Liga. Gegen Fürth haben sie zwar nicht getroffen, aber die Jungs vorne wissen schon ganz genau, wo das Tor steht. Das wird für die Kickers-Abwehr harte Arbeit, Terodde, Jatta, Kittel und Co. in den Griff zu kriegen."
... über die Wintertransfers der Kickers: "Die Kickers haben sich gut verstärkt, auch in der Abwehr. Rolf Feltscher ist zum Beispiel so ein Typ, der da kompromisslos agiert. Der gefällt mir gut, der Junge. Überhaupt haben die Kickers aus meiner Sicht bei den letzten Transfers gut agiert, da ist viel Qualität dazugekommen, das merkt man seitdem in jedem Spiel. Bernhard Trares hat da jetzt eine gute Truppe zusammen, die können in der Liga mithalten. Bei den letzten Spielen hatten die Jungs leider viel Pech, ohne die Fehlentscheidungen gegen Fürth und Kiel wäre sicher auch die Punktausbeute besser gewesen."
... über die Würzburger Chancen auf eine Überraschung: "Der HSV ist stark, aber auch nicht unbesiegbar. Es muss halt einiges zusammenkommen, damit es klappt, aber im Fußball weiß man ja nie, was passiert. Wenn die Kickers wieder mit der sehr kämpferischen Einstellung zu Werke gehen wie in den letzten Spielen, kann das ein Spiel werden, in dem für beide alles möglich ist. Der Sieg hier am Dalle gegen die Fortuna hat ja gezeigt, das auch gegen die Großen was möglich ist."
... über seine Wünsche für diese Saison: "Natürlich ist das auch für mich ein besonderes Spiel, denn mit beiden Mannschaften verbinde ich sehr viele schöne Momente. Abseits von dem direkten Duell drücke ich sowieso beiden Teams die Daumen, denn dem HSV wünsche ich natürlich in alter Verbundenheit den Aufstieg. Den Kickers wünsche ich von Herzen, dass sie die Klasse halten. Das wird schwer, aber ich erlebe den Trainer und die Mannschaft als eine Truppe, die keinesfalls aufgibt, solange rechnerisch noch alles möglich ist. Und es sind noch jede Menge Punkte zu vergeben, man braucht jetzt mal einen Lauf, damit der Abstand zum rettenden Ufer geringer wird."
... über seine derzeitiges Leben: "Mir geht's persönlich gut, die Familie ist gesund, das ist die Hauptsache. Ich verfolge den Fußball in allen Ligen sehr intensiv, werde das Spiel im Fernsehen schauen und natürlich wird es kribbeln. Ich hoffe, es wird ein Spiel, das nicht von zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen beeinflusst wird."