Am Ende hat es nicht sollen sein. Die Würzburger Kickers haben es verpasst als erster bayerischer Verein das Double aus Regionalliga-Meisterschaft und Toto-Pokal zu gewinnen. Letztlich scheiterte der Viertliga-Champion am Samstag im bayerischen Pokalfinale gegen Drittligist FC Ingolstadt an der eigenen Chancenverwertung. Denn die Rothosen waren in einer gutklassigen Partie vor 4131 Zuschauenden am Dallenberg das bessere Team, ließen aber eine ganze Reihe Torchancen liegen und unterlagen so am Ende mit 1:2 (1:1). Für den DFB-Pokal-Wettbewerb waren beide Final-Kontrahenten bereits qualifiziert gewesen. Die Auslosung zur ersten Runde findet übrigens bereits am kommenden Samstag im Rahmen der ARD-Sportschau statt.
Auch wenn am Schluss also der oberbayerische Drittligist erstmals die Trophäe für den Tot-Pokal-Sieger in die Höhe recken konnte, durften die Kickers die Partie durchaus als gelungenen Test für die deutlich wichtigeren Partien um den Drittliga-Aufstieg gegen Hannover 96 am Mittwoch (19 Uhr) und am Sonntag (13.30) werten. "Wir haben heute taktisch viel umgesetzt, was wir vorher besprochen haben", stellte Kickers-Trainer Marco Wildersinn fest: "Wir haben den Gegner in der ersten halben Stunde komplett beherrscht. Da muss es höher als 1:0 stehen. Das ist das, was wir uns ankreiden müssen."
Tatsächlich wirbelten die Kickers die Abwehr der Gäste in der ersten Halbzeit lange Zeit ganz schön durcheinander. Wie am Schnürchen lief der Ball durch die Reihen. Die Ingolstädter, bei denen neben den Ex-Kickers-Akteuren David Kopacz und Lukas Fröde auch der Sohn des aus Rimpar stammenden Ex-FCI-Profis Ralf Keidel, Felix Keidel, in der Startelf stand, kamen da oft kaum hinterher. Viel zu schnell, zu wuselig wirkten die Kickers in dieser Phase. Ivan Frankic (4.), Dardan Karimani (12.) und Pascal Moll (19., 24.) hätten bei allerbesten Einschussmöglichkeiten eigentlich schon treffen müssen, ehe Saliou Sané mit einem Kopfball nach einer Ecke von Dardan Karimani das 1:0 für die Gastgeber gelang (25.).
Und die Kickers hatten gegen den Drittliga-Zehnten die Partie weiter fest im Griff. "Es war heute ein Gegner, der ein viel höheres Niveau hatte als wir das aus der Liga gewohnt waren. Uns war klar, dass wir eine viel höhere Intensität und Aufmerksamkeit sowie höhere Konzentration brauchen als in einem Ligaspiel. Und das war heute alles da", lobte Wildersinn sein Team: "Die Schwierigkeit liegt natürlich darin, das über 90 Minuten komplett durchzuziehen."
Ein kleiner Fehler genügte am Ende der ersten Spielhälfte nämlich aus, um die ganze mühsame Aufbauarbeit der ersten Halbzeit zumindest ergebnistechnisch zunichte zu machen: Peter Kurzweg traf bei einem Klärungsversuch den Ball nicht richtig, dadurch öffnete sich für Ingolstadts Yannick Deichmann auf dem rechten Flügel der Raum zum Flanken, in der Mitte schlich sich Sebastian Groenning davon und erzielte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit den 1:1-Ausgleich für die Gäste, die bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht ins Spiel gekommen waren.
Würzburger Chancenwucher
In der Halbzeitpause nahm Gäste-Trainerin Sabrina Wittmann ein paar taktische Veränderungen vor. Die machten den Kickers das Kombinieren nach dem Seitenwechsel auch schwerer. Zeitweise war das Wildersnn-Team nun auch defensiv gefordert, ließ aber kaum gefährliche Abschlüsse zu und hatte weiterhin die deutlich besseren Chancen. So zum Beispiel als Dominik Meisel einen Kopfball aus kurzer Distanz nicht an Torhüter Marius Funk, der ob seiner Leistung am Schluss vom aktuellen Ingolstädter Torwarttrainer und einstigen Kickers-Aufstiegshelden Robrt Wulnikowski ein Extra-Lob erhielt, vorbei brachte (52.). Die Kickers agierten nicht mehr so dominant, betrieben aber weiter Chancenwucher.
Und so jubelte am Ende dann doch der Drittligist, weil der baumlange Abwehrmann Ryan Melone bei einer Freistoßflanke seine Größe geschickt einsetzte und sein Kopfball vom Innenpfosten in den Kickers-Kasten fiel (81.). Der anschließende Kickers-Sturmlauf war nicht von Erfolg gekrönt und so mussten die Kickers nach Schlusspfiff zuschauen, wie sich die FCI-Kicker mit dem Pokal in den Händen von den 400 mitgekommen Anhängerinnen und Anhängern feiern ließen.
Die Würzburger konnten es verschmerzen, denn schon kurz nach Abpfiff lag der Fokus auf den anstehenden Aufstiegsspielen gegen den Meister der Regionalliga Nord. "Über die vergebenen Gelegenheiten sollen sich die Jungs keinen Kopf machen. Wenn wir uns ähnlich viele rausspielen, haben wir gegen Hannover gute Chancen mehr als ein Tor zu erzielen", so Wildersinn.
Fußball, Toto-Pokal-Endspiel
Würzburger Kickers - FC Ingolstadt 1:2 (1:1)
Würzburg: Friedsam - Montcheu (79. Hemmerich), Kraus, Hägele, Kurzweg - Franjic, Zaiser (84. Sausen), Meisel (79. Wessig) - Karimani (75. Junge-Abiol), Sané, Moll (59. Caciel).
Ingolstadt: Funk - Deichmann, Malone, Lorenz, Costly - Kopacz, Fröde, Keidel (43. Seiffert), Kanuric - Andersen, Testroet (67. Kügel).
Schiedsrichter: Lothar Ostheimer (Pfaffenhofen a. d. Ilm)
Zuschauende: 4131.
Tore: 1:0 Saliou Sané (25.), 1:1 Sebastian Groenning (45.+1), 1:2 Ryan Melone (81.)