Wenn am Samstag, 16.45 Uhr, am Dallenberg das bayerische Pokalfinale zwischen den Würzburger Kickers und dem FC Ingolstadt angepfiffen wird, dann werden die Zuschauerinnen und Zuschauer an der Seitenlinie eine Frau zu sehen bekommen, die gerade erst Geschichte geschrieben hat. Sabrina Wittmann, 32, geboren und aufgewachsen in Ingolstadt, ist seit dem 36. Spieltag Interimstrainerin bei den drittklassigen Schanzern und damit die erste deutsche Frau, die eine Profimannschaft im Männerfußball trainiert.
Wenn man bedenkt, dass zuvor schon Inka Grings und Imke Wübbenhorst einige Aufmerksamkeit generiert hatten, als sie ihre jeweiligen Trainerämter in der viertklassigen Regionalliga starteten (SV Straelen und Sportfreunde Lotte), dann wird schnell klar, mit welchem Rummel Wittmann aktuell zurechtkommen muss. Ob sie will oder nicht, sie ist für viele ein Vorbild, eine der wenigen Frauen, die sich bisher im immer noch männerdominierten Profifußball durchgesetzt haben.
Ingolstadts Sportdirektor Ivica Grlic schwärmt von ihrem großen Talent und will die 32-Jährige weiter fördern, die vor ihrem Einsatz an der Seitenlinie der ersten Mannschaft die U19 des Drittligisten zur Vizemeisterschaft geführt hat. In den drei Ligaspielen, die in ihre Amtszeit fallen (ihr Vorgänger Michael Köllner wurde nach der 0:4-Niederlage gegen Essen am 35. Spieltag entlassen), blieb ihre Elf ungeschlagen (ein Sieg, zwei Unentschieden). Der FC Ingolstadt beendete die Saison auf dem 10. Platz.
Ob Wittmann Trainerin bleiben wird, steht trotz dieses Erfolges aktuell noch nicht fest. Ihr fehlt die für die 3. Liga eigentliche notwendige Pro-Lizenz – und die ist nicht leicht zu bekommen. Pro Jahrgang gibt es nur 16 Plätze, bewerben muss man sich dafür beim Deutschen Fußball-Bund. Allerdings wäre es möglich, mit einer Ausnahmereglung erstmal auch ohne Absolvieren der höchsten Trainerausbildung in der Dritten Liga weiterzuarbeiten. Eine Entscheidung über Wittmanns Zukunft soll in den kommenden Wochen fallen, zuvor richtet sie ihre Konzentration ganz auf das Pokalfinale.
"Wir freuen uns unglaublich darauf", sagte Wittmann auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Unabhängig davon, dass man für den DFB-Pokal schon qualifiziert sei, wolle sie die Partie gewinnen: "Und so werden wir das Spiel auch angehen." Woche für Woche habe sich ihr Team zuletzt steigern können, und darauf setzte sie auch am Samstag.
Eine klare Handschrift in ihrer Arbeit erkennt auch Kickers-Trainer Marco Wildersinn und bescheinigt der aus dem Jugendbereich kommenden Wittmann in ihrer ersten Position im Männerbereich eine hohe Fachkompetenz. "Sie kann's gut vermitteln, das sieht man einfach", sagt der 43-Jährige, der sich darauf freut, seine Kollegin kennenzulernen. Am liebsten freilich nach einem Sieg seines Teams.