Es war ein Anruf von FC-05-Präsident Markus Wolf, der am Montagabend alles ins Rollen brachte. Nicht ganz zwei Tage später wird Tobias Strobl auch schon der Öffentlichkeit präsentiert. Vorangegangen waren Stunden, die man beim Schweinfurter Regionalligisten eigentlich gar nicht mehr kennt: Am Dienstagmorgen wurde Coach Timo Wenzel freigestellt, am Nachmittag leitete sein Nachfolger Strobl schon das Training.
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Die erste Trainerentlassung seit über acht Jahren - zuletzt hatte Klaus Scheer im September 2011 seinen Posten räumen müssen. Dieser Schritt überraschte, nicht zuletzt Wenzel selbst, der telefonisch in Kenntnis gesetzt wurde. "Für mich war der Zeitpunkt sehr überraschend. Da bereitet man sich auf eine neue Woche vor und bekommt dann einen Anruf. Ich bin ein Typ, mit dem man immer reden kann, aber ich habe die Entscheidung akzeptiert", erklärt Wenzel auf Nachfrage dieser Redaktion, der sich am Dientagmittag verabschiedet hatte. "Ich habe der Mannschaft alles Gute gewünscht und habe den Jungs gesagt, dass sie mit Herz dabei sein und alles geben müssen."
Das fordert auch Tobias Strobl, der das Team nun auf das anstehende Regionalliga-Spiel am Samstag gegen die SpVgg Greuther Fürth II (14 Uhr, Willy-Sachs-Stadion) vorbereitet. "Jeder soll unsere Leidenschaft spüren, jeder soll merken, dass wir uns aufopfern - für das Wappen, das auf unserer Brust steht." Der 32-Jährige, der bis zum Ende der vorherigen Saison den FC 04 Ingolstadt II trainiert hatte, lächelt. Sein stets fröhlicher Gesichtsausdruck bei seiner Präsentation am frühen Mittwochnachmittag, er steht für das, was beim FC 05 mal da war und zuletzt immer mehr verschwand: die Leichtigkeit.
Doch wie kam's überhaupt so weit? Sportleiter Björn Schlicke, der neben dem Neuen sitzt, wird nachdenklich. "Es ist wirklich schwer zu begreifen, vor allem, wenn man bis zum 13. Spieltag alles im Griff hat. Da war eine gute Entwicklung zu sehen. Das Team hat auch gewonnen, wenn es nicht gut war. Ein kleiner Einbruch kam dann mit dem Pokal-Aus gegen Aschaffenburg und dem desolaten Auftritt in Bayreuth. Da kommen dann einige Spieler ins Grübeln, es läuft nicht mehr alles von selbst."
Die Verantwortlichen hoffen auf neue Impulse
Letztendlich, so der frühere Fürther weiter, "haben wir den Turnaround, das Ganze rumziehen zu wollen, zu wenig gespürt". Die Entscheidung für einen Trainerwechsel sei dennoch kurzfristig gefallen, beteuert der 38-Jährige. "Es war ein langes Wochenende nach dem Aubstadt-Spiel. Die Geschäftsführung und ich haben beraten, wie wir weitermachen sollen. Die Oktober-Bilanz war suboptimal, dann haben wir entschieden, etwas zu verändern. Die Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht." Dass der "auf der Wunschliste ganz oben" (Schlicke) stehende Ex-Ingolstädter sofort seine Bereitschaft signalisierte, sei das "Signal gewesen, dass wir uns im Idealfall gewünscht hatten".
Doch wie geht der neue Mann seine Aufgabe an? Wahrscheinlich mit Offensiv-Fußball. Ob Strobl allerdings seine aus Ingolstädter Zeiten berüchtige 3-3-4-Formation bei Ballbesitz auch in Schweinfurt einführen will, ließ er offen. "Das müssen wir uns jede Woche zurechtlegen, das kommt auf den Gegner an." Sein schelmisches Grinsen verrät allerdings, dass sich der Neue an der Seitenlinie schon seine Gedanken gemacht hat.